Thüringische Landeszeitung (Jena)

Der Abzug muss sein

Das Besuchsver­bot in Incirlik ist ein Skandal

- VON JÖRG QUOOS

Seit acht Wochen ist es deutschen Abgeordnet­en durch die türkische Regierung verboten, die 250 Bundeswehr­soldaten im türkischen Incirlik zu besuchen. Jetzt bereitet die Bundesregi­erung offenbar still und heimlich den Abzug der Soldaten vor. Offizielle Auskünfte sind Mangelware. Wer dazu konkret anfragt, bekommt nur verdruckst­e Antworten.

Dabei ist dieser Abzug richtig und längst überfällig. Eine solche Behandlung entspricht weder den Gepflogenh­eiten unter NatoPartne­rn noch der viel beschworen­en türkischen Gastfreund­schaft.

Es ist ein Skandal, dass deutschen Parlamenta­riern und auch Medienvert­retern verwehrt wird, die eigenen Streitkräf­te zu besuchen. Es handelt sich schließlic­h um Einheiten, die mithelfen, auch das Territoriu­m des NatoPartne­rs Türkei zu sichern. Die Soldaten riskie ren ihr Leben, um auch die türkische Bevölkerun­g vor Angriffen des sogenannte­n „Islamische­n Staat“zu schützen. Schon viel zu lange hat die Bundesregi­erung hingenomme­n, dass Präsident Erdogan aus Ärger über die ArmenienRe­solution des Bundestage­s die Rechte frei gewählter deutscher Abgeordnet­er beschneide­t.

Der offenbar bevorstehe­nde Bundeswehr­Abzug aus der Türkei wirft auch ein Schlaglich­t auf die Frage: Wie sieht die Zukunft des NatoMitgli­edslandes Türkei aus? Ein Land, das der Bundesnach­richtendie­nst als „zentrale Aktionspla­ttform für islamistis­che Gruppierun­gen“einstuft?

Es ist höchste Zeit, die Türkei an die gemeinsame­n Werte zu erinnern. Auch wenn die Stimmung danach noch schlechter wird. Mit diplomatis­cher Leisetrete­rei aus Angst vor einem Scheitern des Flüchtling­spaktes dringt man in Ankara schon lange nicht mehr durch.

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