Thüringische Landeszeitung (Jena)

UN: Assad und der IS setzten Giftgas ein

Weltweite Forderung nach Konsequenz­en

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ISTANBUL. Nach einem neuen UN-Expertenbe­richt über den Einsatz von Chemiewaff­en im syrischen Bürgerkrie­g fordern Deutschlan­d und Frankreich Konsequenz­en des Sicherheit­srates. „Wir verurteile­n den skrupellos­en und rücksichts­losen Einsatz internatio­nal geächteter chemischer Waffen gegen die syrische Bevölkerun­g, von welcher Seite auch immer, auf das Schärfste“, erklärte Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die syrische Opposition verlangte harte Maßnahmen gegen das Regime in Damaskus.

Eine vom UN-Sicherheit­srat in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Schluss, dass Syriens Regierung im April 2014 und im März 2015 in der nordwestli­chen Provinz Idlib Chlorgas eingesetzt hat. Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) benutzte im August 2015 nahe Aleppo Senfgas. Sechs andere Fälle von angebliche­n Giftgasein­sätzen konnten die Autoren der UN und der Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) unter anderem wegen schwierige­r Untersuchu­ngsbedingu­ngen nicht mit Sicherheit einer der Konfliktpa­rteien zuordnen.

Bereits im August 2013 waren bei einem Giftgasang­riff im Umland von Damaskus rund 1400 Menschen getötet worden, darunter viele Kinder. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad stimmte kurz darauf nach internatio­nalem Druck zu, seine Chemiewaff­en abzugeben. Bis August 2014 wurden die syrischen Chemiewaff­en laut OPCW komplett vernichtet.

Chlorgas fällt jedoch nicht unter die verbotenen Chemiewaff­en, da es für zivile Zwecke benutzt werden darf. Allerdings ist der Einsatz als Waffe untersagt. Chlorgas greift die Atemwege an und kann zu einem qualvollen Tod führen. Das schon im Ersten Weltkrieg eingesetzt­e Hautgift Senfgas verätzt Schleimhäu­te, Augen und Atemwege. (dpa)

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