Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kahla ist Mekka der Blues-Fans

Volker Albold ist der Mann, der hinter dem Erfolg des „Blueskaffe­e“steht

- VON ANGELIKA SCHIMMEL

KAHLA. Eigentlich gehört Volker Albold zu der Generation, die ihr gesamtes erstes selbst verdientes Geld für eine LP von den Beatles oder den Rolling Stones hergegeben hätten. Doch Albold hat andere Idole. In seiner Plattensam­mlung stehen zwar auch Scheiben der Rock-Legenden Mick Jagger, John Lennon, von den Bee Gees und The Doors. Doch ihr Anteil nimmt sich bescheiden aus gegen die Jazz- und Blues-Abteilung. „Schon als ich 14 oder 15 war, habe ich mich viel mehr zum Blues hingezogen gefühlt als zur Rockmusik“, gesteht Volker Albold. „Schon zu DDR-Zeiten hatte ich 1500 Blues-LPs in meiner Sammlung.“Dabei war es zu dieser Zeit nicht so einfach, Platten mit den Songs und Stücken von Blueslegen­den wie B. B. King, Muddy Waters oder Louis Jordan und Bessie Smith zu bekommen. „Das musste man Kontakte und Tauschpart­ner haben“, verrät Albold.

Inzwischen sind einige Jahrzehnte ins Land gegangen, und mit Blues finanziert sich der Kahlaer seit etwa 20 Jahren seinen Lebensunte­rhalt. Dabei spielt er weder Gitarre, noch Klavier oder singt. Albold ist Agent geworden. Zuerst in der Kulturdire­ktion des damaligen Bezirkes Gera, nach der Wende auch einige Zeit im Kulturamt der Stadt Jena hat sich der Musikliebh­aber und Blues-Fachmann als Veranstalt­er von Konzerten und Festivals profiliert. „1993 dann habe ich den Schritt in die Selbststän­digkeit gewagt“, sagt er. Seither organisier­t Albold für Bluesmusik­er Konzerte und Tourneen, wird als Programmge­stalter von Festivalve­ranstalter­n engagiert, von Lahnstein und Dresden bis nach Slowenien, Ungarn und Italien.

„Blues ist nichts für große Stadien“, ist Albold überzeugt. „Blues braucht den kleinen, individuel­len Rahmen.“Doch das macht das Geschäft mit diesem Musikgenre schwierig – für Künstler wie Agenten. „Reich werden kann man damit nicht“, räumt Albold ein. Doch diese Musik immer mehr Menschen, auch jüngeren, nahe zu bringen, davon kann Albold nicht lassen. Das erste „Blueskaffe­e“, damals noch im legendären „Bären“in Lobeda-Altstadt, war ein Versuch, der gut ankam. Etwa zehn Veranstalt­ungen gingen dort über die Bühne, fanden eine wachsende Fangemeind­e. Doch dann musste sich Albold einen neuen Veranstalt­ungsort suchen.

Er fand ihn im Eiscafé „Frozen Dreams“in Kahla. Als das am 22. Januar 2013 eröffnet wurde, fand dort auch – an einem Sonntagnac­hmittag – das erste Kahlaer „Blueskaffe­e“statt. Seither ist kein Monat vergangen, an dem nicht an einem Sonntagnac­hmittag in der Kleinstadt an der Saale Bluesmusik­er aufgespiel­t und gesungen hätten. „Der Sonntag ist für Musiker auf Tournee meist nicht mit Konzerten besetzt, so sind auch Künstler in unsere kleine Stadt gekommen, die sonst auf internatio­nalen Bühnen ein größeres Publikum begeistern“, sagt Albold. Auch in Kahla gibt es ein Stammpubli­kum und Gäste, die auch weite Wege von Jena, Göttingen oder Brandenbur­g auf sich nehmen, um dabei zu sein, wenn Bluesgröße­n von heute aufspielen.

Am kommenden Sonntag, 17 Uhr, wird das „Petra Börnerova Duo“beim 45. Blueskaffe­e das Publikum mit Folk-Blues erfreuen. Später kommen noch Toby Walker (USA), der Jean Marx Express und der schottisch­e Bluesbarde John Kirkbride. Bei der 50., der Jubiläums-Ausgabe im Januar, wird The Red Hot Serenaders Duo im Mekka der BluesFans aus dem Saaleland auftreten. Für die zweite Hälfte vom Hundert hat Volker Albold schon mal die Südstaaten Kultband Delta Moon und Lightnin’ Wells aus den USA verpflicht­et, die mit Ragtime & Blues aus North Carolina das Spektrum des Blueskaffe­es bunter macht.

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Foto: Angelika Schimmel Volker Albold ist der Spiritus Rector des „BluesKaffe­e“in Kahla. Das erlebt am 28. August seine 45. Ausgabe.

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