Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ausbildung mit Abitur nichts Neues
Anmerkungen zum VoigtVorstoß
Jürgen Marschall schreibt per Mail zu einem Vorschlag von Mario Voigt (CDU), dass dieser das Rad neu erfinden wolle: Ich denke mal, dass ich nicht der Einzige bin, der sich jetzt bei Euch meldet. Ich will es mal der Jugend des CDU-Blockfreundes Mario Voigt zugute halten, dass er noch nichts von der „Berufsausbildung mit Abitur“(BmA) gehört hat. Schließlich war der Gute ja zum Zeitpunkt der sogenannten Wende erst 13 Jahre alt – wobei, da könnten sich seine lieben Eltern wohl schon Gedanken darüber gemacht haben, wie denn der berufliche Weg des Sprösslings weiter verlaufen solle. Erwogen worden sein könnte da möglicherweise eine BmA. Sowas gab es in der „Soffjettzone“seit 1959. Im Zuge der o.g. gesellschaftlichen Entwicklungen – wohin auch immer – wurde natürlich auch die BmA geschleift, schließlich hatten sich das ja die Kommunisten, wahrscheinlich sogar Ulbricht, Honecker und Stalin (Gottseibeiuns) persönlich ausgedacht. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, dass Bildungsexperten weltweit dieses Konzept positiv bewertet hatten.
Der CDU und anderen dann den „Wendeprozess“dominierenden Kräften war ja hauptsächlich daran gelegen, das bürgerliche Gymnasium als Zentrum bourgeoiser Elitebildung zu profilieren und dessen Rolle im Bildungssystem aufzuwerten. Dies scheint nun mit der Wirklichkeit zu kollidieren. Aber der Hauptgrund für den Untergang der BmA war wohl eher der Umstand, dass fast alle Großbetriebe als Träger der BmA in der ExSBZ entweder „treuhänderisch“in die Pleite manövriert oder im besten Falle zu verlängerten Werkbänken der neuen Westbesitzer degradiert wurden. Viel Spaß Herr Voigt, wenn Sie versuchen, das Fahrrad neu zu erfinden. Das Rad an sich können Sie aber nicht erfunden haben.