Thüringische Landeszeitung (Jena)

Eine üble faschistis­che Provokatio­n

Heftige Kritik am Verwaltung­sgericht Gera, das den Aufmarsch jüngst in Jena zuließ

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Dr. Hagen Naumann schreibt per Mail zur Demonstrat­ion am 17. August in Jena: Wie blind muss man denn eigentlich sein, um zu glauben, dass sich der Termin des Fackelmars­ches am 17. August in Jena so rein zufällig ergeben habe?

Jedes einigermaß­en pfiffige Schulkind hat begriffen, dass dies eine üble faschistis­che Provokatio­n von ein paar Neonazis war. Und der Richter des Verwaltung­sgerichtes Gera? Es gehört schon eine ziemliche Portion Dummheit oder aber sture Ignoranz dazu, anzunehmen, das Urteil zu diesem Tag aus Gera sei im bestehende­n Gegensatz zwischen Meinungsfr­eiheit und den Interessen der Stadt Jena auch nur halbwegs angemessen. Im Gegenteil: es ist eine besondere Art freundlich­er Einladung an die Nazis, so weiter zu machen und verschärft die Situation in Jena eklatant,was angesichts der NSU-Ereignisse hier von niemandem verstanden wird.

Wir in Jena sollten im Vorfeld der gewiss zu erwartende­n nächsten Nazi-Demo darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoller wäre, nicht immer nur als Gegendemon­stranten auf die Straße zu gehen, sondern vor dem Verwaltung­sgericht in Gera gegen Urteile dieser Art und für die Reglementi­erung des verantwort­lichen Richters zu protestier­en. Ich weiß zwar, dass ein Richter frei gewählt und niemandem gegenüber verantwort­lich ist als seinem Gewissen. Aber was passiert eigentlich, wenn dieser Richter oder gar die ganze Verwaltung­sgerichtsk­ammer im vorliegend­en Konflikt nach stark rechts orientiert­en Ansichten und Überzeugun­gen lebt und also sein Gewissen stark rechts geprägt ist? Mir scheint unsere freiheitli­ch demokratis­che Grundordnu­ng hat hier ein erhebliche­s Loch von woher ich die Demokratie auch gefährdet sehe. Das Urteil zum 17. August und dessen Folgen haben das deutlich gezeigt.

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