Thüringische Landeszeitung (Jena)
Hausaufgaben machen
Am Samstag ab 11 Uhr treten im Unisportzentrum die Jenaer Damen zum OstligaAufstiegsspiel gegen Neubrandenburg an
JENA. Das Teeservice, es steht unversehrt in der Vitrine. „Keine Sorge“, sagt Leonie Seitz und lacht. Die Siegerin des Tennisturnieres im Rahmen des „Tages des Jenaer Sports“im Juli dieses Jahres hütet den gewonnenen ersten Preis – „weil man so etwas ja nicht alle Tage mit nach Hause nimmt“, wie sie sagt. Womöglich kommt nun noch eine ganz andere Trophäe dazu. Eine, die vielleicht nicht greifbar ist. Aber eine, deren sportlicher Wert für den Jenaer Tennissport beachtlich wäre. Die Damen-Equipe des USV Jena spielt morgen um den Aufstieg in die Ostliga.
Die Meisterschaft in Thüringen im Frühsommer war eine klare Sache. Recht flott siegten sich die Jenaerinnen um Seitz, Franziska Bräutigam und Co. durch den Freistaat. Der USV beherrschte die Szenerie, die Damen aus dem Paradies führen die hiesigen Ranglisten an. Der Aufstieg eine Etage höher könnte also der nächste logische Schritt sein.
Seitz wiegelt ab. „Wir haben gegen die Berliner Mannschaften eigentlich keine Chance“, sagt sie. Und genau das ist der Punkt. Neben dem Heimspiel gegen Rot-Weiß Neubrandenburg steht eben noch die Auswärtsaufgabe beim TC GrünWeiß Lankwitz an. Am 17. September geht es in den Südwesten der Bundeshauptstadt. „Berlin ist eine traditionelle Tennishochburg“, sagt die Berlinerin Seitz. Der weiße Sport sei dort tief verankert, die Vereine könnten in Berlin auf eine breite Basis an Nachwuchskräften zurückgreifen. „Damit können wir uns gar nicht messen“, sagt Seitz.
Können vielleicht nicht. Aber wollen schon. „Wir werden natürlich die Herausforderung annehmen und alles aus uns herausholen“, sagt sie. Grundlage sei aber, dass man zunächst seine Hausaufgaben erledigt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Heimpartie gegen Neubrandenburg kommt eine große Bedeutung zu, will man in Lankwitz noch die Chance auf den Aufstieg haben.
„Von den Voraussetzungen können wir uns mit Neubrandenburg gut vergleichen. In der Liga treten wir beide mit Viererteams an“, sagt Seitz. Das sei beispielsweise ein Unterschied zu Berlin, wo grundsätzlich zu sechst angetreten wird. In den Aufstiegsspielen zur dritthöchsten deutschen Spielklasse müssen sowohl die Jenaerinnen als auch ihre Neubrandenburger Kontrahentinnen ebenfalls sechs Spielerinnen auf dem Meldebogen haben. „Wir haben in der Thüringer Oberliga ja zwei Teams, weshalb wir nun mit einer gemischten Mannschaft antreten können“, sagt Seitz. Im Aufgebot für den Samstag stehen neben Seitz und Bräutigam noch Nele Mothes, Mayra Buchholz, Ulrike Mohring und Sabrina Scriba. Und chancenlos sei das Jenaer Team keineswegs. „Neubrandenburg hat beispielsweise niemanden in der Leistungsklasse 1“, sagt Leonie Seitz. Jena schon. Sie selbst zum Beispiel.
Des Studiums wegen geht‘s nach Leipzig
Hinzu kommt der Heimvorteil. „Von Neubrandenburg fährt man schon vier Stunden“, sagt sie. Und mit der Fahrt in den Beinen könnte es für die Gäste schon eng werden. „Ich vermute aber nicht, dass sie schon einen Tag eher anreisen.“Wichtiger sei auch, selbst ausreichend fokussiert und konzentriert zu sein, bemerkt Seitz, die wohl nur bei einem Aufstieg auch in der kommenden Saison für den USV Jena starten würde. Gerade hat sie an der Friedrich-SchillerUniversität ihr Studium der Kommunikationswissenschaften abgeschlossen. Beim Einskomma-Bachelor-Zeugnis soll es aber nicht bleiben. „Für das Masterstudium werde ich nach Leipzig gehen“, sagt sie. Dort werde sie sich auch einen neuen Verein suchen. „Weshalb das Spiel in Lankwitz am 17. September mein letzter Auftritt für Jena, jetzt am Samstag aber mein vorerst letzter Auftritt in Jena sein werden“, sagt sie.
Nun, gut. Eine Ausnahme gäbe es vielleicht doch. Vielleicht gibt es das Tennisturnier mit dem Teeservice als Hauptpreis im kommenden Jahr ja wieder. „Diesen Sieg würde ich dann schon gern verteidigen“, sagt sie. Und an Gästen zum Tee mangele es ganz bestimmt nicht ...