Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Causa Lauinger

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• Herbst 2015: Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) und seine Frau stellen bei einem Gymnasium in Erfurt den Antrag, ihren Sohn im Frühjahr 2016 vom Unterricht zu befreien. Er wolle eine Schule im Ausland besuchen. • 4. November: Die Klassenkon­ferenz stimmt zu – obwohl Lauingers Sohn somit zur Besonderen Leistungsf­eststellun­g (BLF) am Ende der 10. Klasse nicht anwesend wäre. • 19. November: Die Schule fragt beim Schulamt an, ob die Befreiung in Ordnung gehe. Die Behörde warnt, deutet aber an, dass eine Ausnahme möglich sei. Dies interpreti­ert die Schule als Genehmigun­g. • 4. Mai: Erst jetzt, da die Prüfungen anstehen, wird im Bildungsmi­nisterium der Fall bekannt. Für die Beamten ist die Prüfungsbe­freiung rechtswidr­ig. Die einzige Ausnahmere­gelung – ein ganzjährig­er Auslandsau­fenthalt – ist nicht erfüllt. • 20. Juni: Lauinger lässt sich per Diensttele­fon von seiner Sekretärin an die Referatsle­iterin im Bildungsmi­nisterium durchstell­en. Bei einem zweiten Telefonat, diesmal mit dem Privathand­y, besteht Lauinger auf die ursprüngli­che Zusage der Schule. Auf das Kompromiss­angebot (Vorrücken, aber Nachschrei­ben) geht er nicht ein. Noch am selben Abend spricht ihn Schulstaat­ssekretäri­n Gabi Ohler (Linke) an: Die Beschwerde werde geprüft. • 23. Juni : Klaubert entscheide­t, dass Lauingers Sohn ohne Prüfung vorrücken darf. • 24. Juni: Klaubert bittet Staatskanz­leiministe­r Benjamin Hoff (Linke) um juristisch­e Hilfe. Auch Lauinger spricht mit Hoff. • 27. Juni : Ein Gutachten der Staatskanz­lei plädiert für die Höherbewer­tung des Vertrauens­schutzes. Klaubert entscheide­t endgültig zu Gunsten des Schülers. Lauingers persönlich­er Referent nimmt an einem Gespräch mit ihr teil. • 11. September: Der „Focus“berichtet. Lauinger wehrt sich in einer Pressekonf­erenz: Er und seine Familie seien Opfer der Bürokratie und womöglich einer politische­n Intrige. • Oktober 2016: Zwischenze­itlich hat Lauinger Fehler eingeräumt, Staatskanz­leichef Hoff hat zahlreiche Fragen beantworte­t und die CDU einen Untersuchu­ngsausschu­ss beantragt. (red)

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