Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wenn es beim Zubeißen schmerzt: Zahnweh-Attacken oft vermeidbar

Auch wenn der Schmerz mitunter nach kurzer Zeit wieder abklingt – Sicherheit­shalber sollte man einen Zahnarzt aufsuchen

- VON SABINE MEUTER

KÖLN. Eben noch war das Essen ein Genuss. Doch damit ist es plötzlich vorbei: Ein stechender Schmerz durchzuckt einen Zahn – für den Betroffene­n eine Qual. Auslöser können zum Beispiel die eisgekühlt­en Melonenstü­cke bei der Vorspeise sein, der Essig im Salat-Dressing oder der Zucker im Mousse au Chocolat. Immerhin: Manchmal lässt das Zahnweh genauso schnell nach wie es sich bemerkbar gemacht hat. Betroffene sollten aber auf kurz oder lang trotzdem zur Kontrolle einen Zahnarzt aufsuchen.

„Ein Schmerz ist immer ein Warnsignal, dass irgendetwa­s nicht in Ordnung ist“, sagt Thomas Wolf. Der Zahnarzt ist Mitglied im Bundesvors­tand des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Bonn.

Heftiges Zahnweh beim Essen kann unterschie­dliche Ursachen haben. „Manchmal sind es freiliegen­de Zahnhälse, die überempfin­dlich auf Kaltes, Saures oder Süßes reagieren“, erklärt Jürgen Fedderwitz, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vorstandes der Kassenzahn­ärztlichen Bundesvere­inigung (KZBV) in Köln. Es kann aber auch sein, dass Karies der Grund für die Schmerzatt­acke ist.

Eine weitere mögliche Ursache ist ein Mikroriss im Zahn. Er entsteht zum Beispiel, wenn man auf etwas zu Hartes beißt. „Das kann zu einer Zahnfraktu­r führen, die mit einem akuten stechenden Schmerz einhergeht“, erläutert Wolf. Sind Füllungen oder Kronen im Gebiss beschädigt, löst dies mitunter ebenfalls heftiges Zahnweh beim Essen aus. Gleiches gilt für Zahnfleisc­hentzündun­gen.

Es gibt auch Fälle, bei denen Zahnschmer­zen mit dem Zustand des Gebisses wenig zu tun haben. So können Schmerzen im Brustberei­ch, im Kopf oder in den Ohren oder eine Nasenneben­höhlenentz­ündung sich bis auf die Zähne durchschla­gen.

Nicht immer haben Zahnweh-Geplagte die Möglichkei­t, sofort einen Zahnarzt aufzusuche­n. „In akuten Fällen können Schmerzmit­tel als Erste-HilfeMaßna­hme helfen“, betont Ursula Sellerberg. Die stellvertr­etende Pressespre­cherin bei der Bundesapot­hekerkamme­r in Berlin rät aber davon ab, ein Präparat mit dem Wirkstoff Acetylsali­cylsäure (ASS) einzunehme­n. Diese Substanz hemmt die Blutgerinn­ung und kann bei einer späteren zahnärztli­chen Behandlung starke Blutungen auslösen. „Betroffene sollten daher bei Zahnschmer­zen auf Mittel mit dem Wirkstoff Paracetamo­l setzen.“

Wer kein Schmerzmit­tel gegen sein Zahnweh nehmen will, kann versuchen, sich mit einem Hausmittel vorübergeh­end Linderung zu verschaffe­n. „Oft hilft eine Kühlung der Wange mit einem von einem Handtuch umwickelte­n Eisbeutel“, sagt Sellerberg. Alternativ kann der betroffene Zahn mithilfe eines Wattestäbc­hens auch mit Nelkenöl, das rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, betupft werden. „Auf Dauer abklingen können Zahnschmer­zen aber nur dann, wenn ein Zahnarzt mit einer sorgfältig­en Untersuchu­ng die Ursache abklärt und behandelt“, betont Fedderwitz.

Möglichst nach jeder Mahlzeit Zähne putzen

Stellt sich heraus, dass die Schmerzen auf Karies zurückzufü­hren sind, wird sie mit einem Bohrer beseitigt. Anschließe­nd kommt in die betroffene Stelle eine Füllung. Findet der Zahnarzt bei der Untersuchu­ng heraus, dass ein Mikroriss in einem Zahn die heftigen Schmerzen verursacht, kann gegebenenf­alls eine Wurzelbeha­ndlung hilfreich sein. „Im Fall einer Zahnfraktu­r muss aber eventuell auch ein Zahn gezogen werden“, erklärt Wolf.

Ist das Zahnfleisc­h gerötet und geschwolle­n, dann ist eine Zahnfleisc­hentzündun­g wahrschein­lich. In solchen Fällen können Schmerzen mit einer Reinigung der Zahnfleisc­htaschen gelindert werden. Überempfin­dliche Zähne können medikament­ös behandelt werden. Dabei wird an den betreffend­en Stellen im Gebiss zum Beispiel ein Gel aufgetrage­n.

Grundsätzl­ich lässt sich Zahnweh vorbeugen. Idealerwei­se sollte man sich nach jeder Mahlzeit die Zähne putzen, mindestens aber morgens und abends. So haben Bakterien keine Chance, in den Zahn einzudring­en und Schäden anzurichte­n. Für die Pflege kann entweder eine elektrisch­e Zahnbürste oder eine Hand-Zahnbürste verwendet werden – „beide Varianten können effektiv bei richtiger Verwendung die Beläge reduzieren“, so Wolf.

Die Zähne sollten aber nicht geschrubbt, sondern horizontal mit nur leichtem Druck abgebürste­t werden. „Für ein gründliche­s Zähneputze­n reichen im Schnitt zweieinhal­b Minuten“, sagt Fedderwitz. Wichtig ist nach seinen Angaben auch, die Beläge in den Zahnzwisch­enräumen zu entfernen. Das geht am besten mit Zahnseide oder Interdenta­lbürsten.

Laut Wolf sollte man möglichst Zahncreme mit Fluorid benutzen, so kann man Karies vorbeugen und den Zahnschmel­z härten. Und noch etwas ist wichtig: Mindestens zweimal im Jahr sollte jeder zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen, auch wenn einen kein Zahnweh plagt. Denn je früher mögliche Schäden erkannt und behoben werden, desto besser für die Gesundheit – aber auch für den Geldbeutel: Aufwändige Zahnbehand­lungen können ordentlich ins Geld gehen, denn die Krankenkas­sen kommen längst nicht für alles auf. (dpa)

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Zahnschmer­zen nach dem Essen können unterschie­dliche Ursachen haben. Archiv-Foto: Pro Dente

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