Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gießener Rocker-Boss erschossen

Gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen zwischen zwei Gruppen

- VON CHRISTIAN RUPP UND BORIS ROESSLER

GIEßEN. Der Präsident der Hells Angels in Gießen ist auf dem Gelände seines Rocker-Vereinshei­ms erschossen worden. Aygün Mucuk wurde nach ersten Erkenntnis­sen der Ermittler von zahlreiche­n Kugeln getroffen, wie der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Gießen, Thomas Hauburger, am Freitag sagte.

Die Hintergrün­de waren zunächst unklar, von dem Täter oder den Tätern fehlte jede Spur. Mucuk war vor zwei Jahren in Frankfurt bei einer Schießerei zwischen Hells Angels schwer verletzt worden. „Wir müssen in alle Richtungen ermitteln“, sagte Hauburger. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hält mögliche Racheakte rivalisier­ender Gruppen für möglich. Auch in anderen Bundesländ­ern erregen Gewalttate­n zwischen Rockern immer wieder Aufsehen - allein in diesem Jahr gab es dabei mehrere Tote und Verletzte.

Die Putzfrau, die in dem Clubheim arbeitet, hatte den 45-Jährigen auf dem Grundstück des Hells-Angels-Charters im mittelhess­ischen Wettenberg-Wißmar gefunden und gegen 8.30 Uhr Polizei und Rettungsdi­enste alarmiert.

Tatzeitpun­kt war der Staatsanwa­ltschaft zufolge die Nacht zum Freitag oder der frühe Morgen. Genauere Erkenntnis­se sollte die Obduktion der Leiche ergeben.

Ein Großaufgeb­ot der Polizei sicherte am Freitag das Gelände des Vereinshei­ms, auf dem sich zwischenze­itlich 30 bis 50 Rocker aufhielten. Zugleich lief die Fahndung nach den Tätern, die Beamten kontrollie­rten dabei mehrere Fahrzeuge und sperrten den Ortsteil Wißmar weiträumig ab.

Rivalitäte­n zwischen den alteingese­ssenen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Hells Angels aus Gießen - den sogenannte­n jungen Wilden - hatten in der Vergangenh­eit mehrfach zu gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen geführt.

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