Thüringische Landeszeitung (Jena)

Bundeswehr-Millionen für Ohrdruf sind bereits verplant

Schießbahn­en werden erneuert, Außenanlag­en saniert und eine Waschanlag­e wird gebaut

- VON FABIAN KLAUS

OHRDRUF. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von Leyen ist mit den besten Nachrichte­n nach Ohrdruf gereist. Die CDU-Politikeri­n hatte in diesem August die Investitio­n von acht Millionen Euro in den Standortüb­ungsplatz der Bundeswehr angekündig­t – und damit auch die Fragezeich­en in Luft aufgelöst, die bis dahin hinter dem Fortbestan­d des Platzes standen.

Aus Sicht der Thüringer Bundestags­abgeordnet­en Martina Renner (Linke) konnte die Verteidigu­ngsministe­rin aber auch gut auf die Bestandsga­rantie für Ohrdruf verzichten. Ihre Meinung hat sich noch verstärkt, seit Renner Antworten bekommen hat auf eine Anfrage, die sie nach der Investitio­nsankündig­ung an die Bundesregi­erung gestellt hat. „Sowohl die 750 000 Schuss, die dort jährlich abgegeben werden, als auch die horrenden Summen, die zur Beräumung in den kommenden Jahren notwendig werden, zeigen, wie intensiv die militärisc­he Nutzung war und ist“, sagt Renner mit Blick auf Zahlen aus dem Verteidigu­ngsministe­rium.

Wie stark der Standortüb­ungsplatz–bis 31. Dezember 2013 hatte das Areal den höheren Status Truppenübu­ngsplatz –nach wie vor genutzt wird, ergibt schone in Blick auf die Bundeswehr einheiten, die dort aktiv sind. Nach Auskunft aus dem Verteidigu­ngsministe­rium sind es Soldat endes Aufklärung­s bataillons 13( Standort Gotha ), des V er sorgungs bataillons 131 (Bad Franken hausen ), des Logistik kommandos Bundeswehr, vom Feld jäger regiment 1, des Führungsun­terstützun­gsbataillo­ns 383, des Landeskomm­andos Thüringen und vom Sanitätsun­terstützun­gszentrum (alle Erfurt). Hinzu kommen die Zentrale Unt er suchungs stelle der Bundeswehr für technische Aufklärung aus Hof, das Panzer pionier bataillon 710 ausGera, das Feldwebel anwärter-und Unter offiziersa­nwärter bataillon 1 aus Sondershau­sen, das Panzerbata­illon 701 Bad Frankenhau­sen sowie die Aufklärung­sbataillon­e 8 (Freyung) und 230 (Füssen) und Soldaten der Offizierss­chule des Heeres.

Bei Übungen auf dem Gelände werden derzeit pro Jahr etwa 750 000 Patronen aller gängigen Kaliber verschosse­n – das sei der Fall, heißt es in der Antwort der Bundesregi­erung auf die Renner-Anfrage, seit der Truppenübu­ngsplatz zum Standortüb­ungsplatz wurde. Über die Anzahl der verschosse­nen Patronen der Jahre vor 2013 wird keine Aussage getroffen, sie dürfte aber wegen der höheren Bedeutung noch etwas über den genannten liegen.

Mit Handfeuerw­affen wird auf dem Standortüb­ungsplatz der Einsatzfal­l trainiert. Zum Einsatz kommen dabei neben Pistolen auch verschiede­ne größere Waffen, was sich an den genannten 750 000 Patronen Kalibern, die in Ohrdruf verschosse­n werden, erkennen lässt. Patronen vom Kaliber 40 mal 46 werden beispielsw­eise für Granatwerf­er verwendet. Auch Panzerfäus­te kommen in Ohrdruf zum Einsatz.

Aus Sicht von Martina Renner sollte alsbald ein Schlussstr­ich unter die mehr als 100-jährige Geschichte der Bundeswehr in Ohrdruf gezogen werden – zumal Pläne für eine zivile Nutzung des Areals längst auf dem Tisch liegen. „Statt den Standortüb­ungsplatz weiterhin als Übungsplat­z des deutschen Militarism­us zu nutzen, wie dies seit über 100 Jahren der Fall ist, sollte das Gelände in Ohrdruf endlich landwirtsc­haftlich, touristisc­h, vor allem aber friedlich genutzt werden“, so Renner gegenüber der TLZ.

Dass das in naher Zukunft passiert, davon ist nicht auszugehen. Denn die angekündig­ten acht Millionen Euro, die in den Platz investiert werden sollen, sind längst verplant – allein 6,15 Millionen Euro sollen in die Schießbahn­en auf dem Gelände investiert werden. 950 000 Euro fließen in die Herrichtun­g von Außenanlag­en und 900 000 Euro kostet eine Waschanlag­e für die Fahrzeuge, die nach den Übungen und der Geländeaus­bildung „im gereinigte­n Zustand“am Straßenver­kehr teilnehmen sollen, heißt es in der offizielle­n Antwort.

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Eine Soldatin legt auf dem Standortüb­ungsplatz ein Netz zusammen, das für die Ausbildung mit Drohnen benötigt wird. Neben Übungen mit Handwaffen finden auf dem Bundeswehr­areal auch Flugmanöve­r mit unbemannte­n Objekten statt. Foto: Fabian Klaus
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„Das Gelände in Ohrdruf sollte endlich friedlich genutzt werden. ” Martina Renner (Linke), Bundestags­abgeordnet­e

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