Thüringische Landeszeitung (Jena)
Chef-Ermittler nimmt Arbeit auf
Seit 1. Oktober steht der Erste Polizeihauptkommissar VeitWieland Heise dem Ermittlerteam im SaaleHolzland vor
STADTRODA. Über einen Mangel an Arbeit kann sich VeitWieland Heise im Saale-Holzland-Kreis nicht beklagen. Schon auf der Rückfahrt von der Landespolizeiinspektion Jena, wo man den neuen Kollegen begrüßte, stand am Dienstag dieser Woche polizeiliche Routinearbeit auf dem Programm. Gemeinsam mit PI-Chef René Burkert sicherte Heise nach einem Verkehrsunfall in Hainbücht die Straße und den Unfallort ab. Häufig vor Ort wird Heise indes nicht zu sehen sein. Der neue Chef des Ermittlungsdienstes der PI Saale-Holzland ist vielmehr der „Herr der Akten.“Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er bestimmt, welche Ermittler einen Fall bearbeiten.
Denn nicht die Beamten, die beim sogenannten „ersten Zugriff“an einem Tatort Spuren sichern, Beweise sammeln oder Zeugen befragen, haben den Fall im Nachgang automatisch auf dem Tisch, sondern ein speziell zusammengestelltes Ermittlerteam.
Die Bandbreite, welche die Ermittler abzudecken haben, ist breit: Verkehrsunfälle müssen aufgearbeitet, Einbrüche in Keller, Diebstähle, Unfallfluchten oder Schlägereien aufgeklärt werden. Wobei Mord und Totschlag oder Wohnungseinbrüche nicht unter die Zuständigkeit der Inspektion, sondern der Kripo oder des Landeskriminalamtes fallen.
An Heise liegt es, mit welcher Vorgehensweise an einen Fall herangegangen wird. „Das fängt mit der Entscheidung an, ab welchem Zeitpunkt die Staatsanwaltschaft hinzugezogen wird“, erklärte der Erste Polizeihauptkommissar. Zwar würden alle Fälle am Ende bei der zuständigen Staatsanwaltschaft landen, aber meist müsse diese im Rahmen der Ermittlungen nicht einbezogen werden. „Wir arbeiten den Fall bis zum Schluss auf.“Für die Aufklärung eines Raddiebstahls benötige man den Staatsanwalt jedenfalls nicht.
Anders sieht es jedoch aus, wenn ein polizeibekannter Tatverdächtiger hinter dem Diebstahl stehe. „Wenn der auf Bewährung auf freiem Fuß ist, muss der Staatsanwalt entscheiden, wie weiter verfahren wird.“Auch bei Schlägereien mit gefährlicher Körperverletzung sei es nicht selten, dass man den oder die Tatverdächtigen bereits lange kenne. Dann sei ebenfalls vom Staatsanwalt zu entscheiden, ob jemand vorsorglich in Gewahrsam genommen werde. Unter Hinzuziehung des Staatsanwaltes werde auch entschieden, ob man beispielsweise ein Unfallflucht-Fahrzeug auf längere Zeit als Beweismittel sicherstelle. „Da fallen ja nicht unerhebliche Kosten an“, erklärte Chef-Ermittler Heise.
Er hat auch Einfluss darauf, ob beispielsweise externe Sachverständige bei der Aufklärung eines Falles zu Rate gezogen werden müssen.
Der Polizeibeamte freut sich jedenfalls, näher am Ort des Geschehens zu sein. Er will seine langjährigen Erfahrungen, seine speziellen Kenntnisse im Verkehrsund Strafrecht sowie seine Fähigkeit, größere Einsätze zu koordinieren, in seine neue Arbeit mit einbringen. War doch Heise zuvor lange Jahre stellvertretender Schichtleiter bei der Landeseinsatzzentrale in Erfurt. Dort laufen täglich dutzende Notrufe aus ganz Thüringen ein. Über die Zentrale werden die zuständigen Polizeidienststellen alarmiert, zudem kümmert man sich in Erfurt je nach Einsatz um Zusatzkräfte, um die Koordination von Feuerwehr,
Rettungsdienst, aber auch um die Entsendung von Spezialisten der Kripo, um Seelsorger oder Bestattungsdienste. „Beide Aufgabenbereiche – in Erfurt und nun im Saale-HolzlandKreis – sind hochinteressant.“
In seinem neuen Job steht Heise vor einer nicht unerheblichen Aufgabe. Seit Jahren liegt die Aufklärungsquote der PI SaaleHolzland über dem thüringenweiten Durchschnitt, im vergangenen Jahr konnten 61,5 Prozent aller begangenen Straftaten aufgeklärt werden. „Die Bürger im Landkreis können ein hohes Sicherheitsgefühl genießen“, sagt der 54-Jährige. An diesen Erfolg wolle er anknüpfen.
3145 strafrelevante Vorfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr im Zuständigkeitsbereich der PI Saale-Holzland, darunter waren 1281 Diebstähle, 405 sogenannte Rohheitsdelikte gegen Personen sowie 460 Betrugsfälle. Einzig im Bereich des Diebstahls unter erschwerten Bedingungen (624 Fälle) ist die Aufklärungsquote mit unter 20 Prozent gering. Für Heise ist dies aber nicht überraschend. „Diebe, die beispielsweise ein abgeschlossenes Fahrrad stehlen oder in eine Kellerbox einsteigen, hinterlassen meist keine Spuren, Zeugen gibt es in aller Regel auch nicht.“Dies erschwere die Aufklärung solcher Straftaten ungemein. „Man kommt ab einen gewissen Punkt nicht mehr weiter.“