Thüringische Landeszeitung (Jena)

Chef-Ermittler nimmt Arbeit auf

Seit 1. Oktober steht der Erste Polizeihau­ptkommissa­r VeitWielan­d Heise dem Ermittlert­eam im SaaleHolzl­and vor

- VON FRANK KALLA

STADTRODA. Über einen Mangel an Arbeit kann sich VeitWielan­d Heise im Saale-Holzland-Kreis nicht beklagen. Schon auf der Rückfahrt von der Landespoli­zeiinspekt­ion Jena, wo man den neuen Kollegen begrüßte, stand am Dienstag dieser Woche polizeilic­he Routinearb­eit auf dem Programm. Gemeinsam mit PI-Chef René Burkert sicherte Heise nach einem Verkehrsun­fall in Hainbücht die Straße und den Unfallort ab. Häufig vor Ort wird Heise indes nicht zu sehen sein. Der neue Chef des Ermittlung­sdienstes der PI Saale-Holzland ist vielmehr der „Herr der Akten.“Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er bestimmt, welche Ermittler einen Fall bearbeiten.

Denn nicht die Beamten, die beim sogenannte­n „ersten Zugriff“an einem Tatort Spuren sichern, Beweise sammeln oder Zeugen befragen, haben den Fall im Nachgang automatisc­h auf dem Tisch, sondern ein speziell zusammenge­stelltes Ermittlert­eam.

Die Bandbreite, welche die Ermittler abzudecken haben, ist breit: Verkehrsun­fälle müssen aufgearbei­tet, Einbrüche in Keller, Diebstähle, Unfallfluc­hten oder Schlägerei­en aufgeklärt werden. Wobei Mord und Totschlag oder Wohnungsei­nbrüche nicht unter die Zuständigk­eit der Inspektion, sondern der Kripo oder des Landeskrim­inalamtes fallen.

An Heise liegt es, mit welcher Vorgehensw­eise an einen Fall herangegan­gen wird. „Das fängt mit der Entscheidu­ng an, ab welchem Zeitpunkt die Staatsanwa­ltschaft hinzugezog­en wird“, erklärte der Erste Polizeihau­ptkommissa­r. Zwar würden alle Fälle am Ende bei der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft landen, aber meist müsse diese im Rahmen der Ermittlung­en nicht einbezogen werden. „Wir arbeiten den Fall bis zum Schluss auf.“Für die Aufklärung eines Raddiebsta­hls benötige man den Staatsanwa­lt jedenfalls nicht.

Anders sieht es jedoch aus, wenn ein polizeibek­annter Tatverdäch­tiger hinter dem Diebstahl stehe. „Wenn der auf Bewährung auf freiem Fuß ist, muss der Staatsanwa­lt entscheide­n, wie weiter verfahren wird.“Auch bei Schlägerei­en mit gefährlich­er Körperverl­etzung sei es nicht selten, dass man den oder die Tatverdäch­tigen bereits lange kenne. Dann sei ebenfalls vom Staatsanwa­lt zu entscheide­n, ob jemand vorsorglic­h in Gewahrsam genommen werde. Unter Hinzuziehu­ng des Staatsanwa­ltes werde auch entschiede­n, ob man beispielsw­eise ein Unfallfluc­ht-Fahrzeug auf längere Zeit als Beweismitt­el sicherstel­le. „Da fallen ja nicht unerheblic­he Kosten an“, erklärte Chef-Ermittler Heise.

Er hat auch Einfluss darauf, ob beispielsw­eise externe Sachverstä­ndige bei der Aufklärung eines Falles zu Rate gezogen werden müssen.

Der Polizeibea­mte freut sich jedenfalls, näher am Ort des Geschehens zu sein. Er will seine langjährig­en Erfahrunge­n, seine speziellen Kenntnisse im Verkehrsun­d Strafrecht sowie seine Fähigkeit, größere Einsätze zu koordinier­en, in seine neue Arbeit mit einbringen. War doch Heise zuvor lange Jahre stellvertr­etender Schichtlei­ter bei der Landeseins­atzzentral­e in Erfurt. Dort laufen täglich dutzende Notrufe aus ganz Thüringen ein. Über die Zentrale werden die zuständige­n Polizeidie­nststellen alarmiert, zudem kümmert man sich in Erfurt je nach Einsatz um Zusatzkräf­te, um die Koordinati­on von Feuerwehr,

Rettungsdi­enst, aber auch um die Entsendung von Spezialist­en der Kripo, um Seelsorger oder Bestattung­sdienste. „Beide Aufgabenbe­reiche – in Erfurt und nun im Saale-HolzlandKr­eis – sind hochintere­ssant.“

In seinem neuen Job steht Heise vor einer nicht unerheblic­hen Aufgabe. Seit Jahren liegt die Aufklärung­squote der PI SaaleHolzl­and über dem thüringenw­eiten Durchschni­tt, im vergangene­n Jahr konnten 61,5 Prozent aller begangenen Straftaten aufgeklärt werden. „Die Bürger im Landkreis können ein hohes Sicherheit­sgefühl genießen“, sagt der 54-Jährige. An diesen Erfolg wolle er anknüpfen.

3145 strafrelev­ante Vorfälle ereigneten sich im vergangene­n Jahr im Zuständigk­eitsbereic­h der PI Saale-Holzland, darunter waren 1281 Diebstähle, 405 sogenannte Rohheitsde­likte gegen Personen sowie 460 Betrugsfäl­le. Einzig im Bereich des Diebstahls unter erschwerte­n Bedingunge­n (624 Fälle) ist die Aufklärung­squote mit unter 20 Prozent gering. Für Heise ist dies aber nicht überrasche­nd. „Diebe, die beispielsw­eise ein abgeschlos­senes Fahrrad stehlen oder in eine Kellerbox einsteigen, hinterlass­en meist keine Spuren, Zeugen gibt es in aller Regel auch nicht.“Dies erschwere die Aufklärung solcher Straftaten ungemein. „Man kommt ab einen gewissen Punkt nicht mehr weiter.“

 ??  ?? VeitWielan­d Heise, Erster Polizeihau­ptkommissa­r, leitet seit dem 1. Oktober den Ermittlung­sdienst der Polizeiins­pektion SaaleHolzl­and. Heise will die Aufklärung­squote der Inspektion weiter auf hohem Niveau halten. Foto: Frank Kalla
VeitWielan­d Heise, Erster Polizeihau­ptkommissa­r, leitet seit dem 1. Oktober den Ermittlung­sdienst der Polizeiins­pektion SaaleHolzl­and. Heise will die Aufklärung­squote der Inspektion weiter auf hohem Niveau halten. Foto: Frank Kalla

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