Thüringische Landeszeitung (Jena)
Frankfurter Würstchen Frank
Wild und originell: Trickfilm „Sausage Party“
Ein Animationsfilm mischt Hollywood auf: Zwischen all die Sequels, Remakes und Superhelden hat sich die originelle, subversive und anarchische Komödie „Sausage Party – Es geht um die Wurst“geschoben. Dass Seth Rogen als Drehbuchautor, Synchronsprecher und Produzent zum Kreativteam gehört, erklärt einiges.
Der kanadische Schauspieler, der sich mit „Bad Neighbors“oder „The Interview“als Vertreter des etwas handfesteren Humors erwiesen hat, erschließt mit seinen Mitstreitern dem Zeichentrickfilm ein neues, erwachseneres Publikum, das aber seinen Spaß an Infantilitäten nicht ganz verloren hat. Sex, Gewalt, obszöne Sprache und Drogenmissbrauch sind dabei die Zutaten für diese Hardcore-Variante eines Pixar-Disney-Films, die in den USA als nicht geeignet für Kinder und Jugendliche eingestuft wurde.
Dabei ist die Helden-Geschichte von „Sausage Party“eigentlich ganz niedlich und anrührend: Schauplatz ist ein gigantischer Supermarkt, in dem sich die Lebensmittel morgendlich mit einem munteren Lied über das verheißungsvolle Jenseits in Stimmung bringen. Wer dann schließlich in einem Einkaufswagen landet, den erwartet angeblich jenseits der Eingangstüren die Glückseligkeit, wie sie auf den Produktkartons versprochen wird.
Dass den Lebensmitteln vielleicht ein ganz anderes Schicksal blüht, beginnt so langsam einigen zu dämmern. Anführer der Zweifler ist das Frankfurter Würstchen Frank, ein liebenswerter Kerl, der dem ganzen Schwindel über das verheißungsvolle Jenseits auf die Schliche kommt und seine Supermarkt-Freunde über ihre wahre Existenz aufklären will. Menschen sind Killer, wahre Bestien, die Lebensmittel schälen, kochen und aufschlitzen – und sie schließlich auch noch essen. So sieht die bittere Wahrheit aus.
Dabei setzen die erfahrenen Regisseure Conrad Vernon (Monsters vs. Aliens“) und Greg Tiernan („Thomas & seine Freunde“) auf reichlich Action, eiskalten Horror, zünftige Partys in der Spirituosen-Abteilung und eine stark sexuell aufgeladene Atmosphäre. Da ist das kurvige Hotdog-Brötchen Brenda, das mit Frank nicht mehr nur „fingern“möchte. Das lesbische Taco Teresa (im Original von Salma Hayek gesprochen) hegt wiederum selbst ganz starke Gefühle für Brenda. Und da ist noch Franks Gegenspieler, der fiese Douche, der Spezialist für Intimwäsche ist und eine persönliche Rechnung begleichen will.
„Sausage Party“mag derb, zotig, anrüchig und gar leicht pornografisch sein, vor allem wenn man sich den ekstatischen Höhepunkt ansieht – so etwas hat man im Mainstream-Kino noch nie gesehen –, aber der ganze Film strotzt nur so vor Fantasie, witzigen Zitaten und einer großen anarchischen Originalität, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt hat. Wenn Kunst etwas mit Wagemut und Grenzverschiebung zu tun hat, dann ist „Sausage Party“ganz große Kunst. Hier wird das Mainstream-Kino von begabten Bilderstürmern neu vermessen.
Wer „Ted“mochte, sich noch an „Fritz the Cat“(1972) erinnert und die TV-Serie „Family Guy“lustig findet, der wird vermutlich auch „Sausage Party – Es geht um die Wurst“toll finden.
In den USA kam der Film an, er hat inzwischen rund 100 Millionen Dollar eingespielt. Und eines ist ganz sicher: Einen Hotdog wird man künftig mit ganz anderen Augen sehen.