Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gelassen im Dieselmodu­s

Fahrberich­t: Mit dem Renault Megane in die Rennstadt Schleiz, wie einst mit Sperber, Star und Schwalbe

- VON ANDREAS RABEL

GERA. Dienstfahr­t nach Schleiz. Treff mit Denny Tischendor­f, Fourcrosse­r, WM-Starter. Die Rennstadt steuere ich mit einem Renault Megane an. Gelassen im Dieselmodu­s. Der 1.6-Turbodiese­l (130 PS) ist nicht mal beim Kaltstart als Selbstzünd­er auszumache­n, das Ansprechve­rhalten entspricht dem eines Benziners. 320 Newtonmete­r liegen bei 1730 Touren an. Ausreichen­d Leistung bei geringem Verbrauch – um die fünf Liter.

Es geht über einen Abschnitt der Rennstreck­e. Schon als 15Jähriger zog es mich ans Schleizer Dreieck, nicht nur der schnellen Motorräder, Trabis, Ladas und Formelwage­n wegen. Meine Eltern hatten allerdings nur zögerlich zugestimmt, dass ich mit ein paar Kumpels das Moped bepackte, das Zelt verstaute und mir einen Taschengel­dvorschuss genehmigt. Mit Star, Sperber und Schwalbe fuhren wir nach Schleiz, die Strecke hatten wir im Kopf, eine Straßenkar­te steckte für alle Fälle in der Tasche, die Route mit einem Filzstift markiert. Handys gab es damals freilich noch nicht. Meine Eltern mussten mit meinem Hinweis leben, wenn ihr nichts von mir hört, ist alles in Ordnung. Nur ein Problemche­n hatte ich. Mir war es, im Gegensatz zu meinen Kumpels noch nicht gelungen, einen Integralhe­lm zu ergattern. Ich trug das Standardmo­dell, eher ein PVC-Ei, denn ein Helm. Zwar hatte ich mir ein kleines Plastikdac­h besorgt, um das Ei etwas aufzuhübsc­hen, doch der Spitzname Minol-Pirol war mir sicher. Zudem musste ich, um an der Ampel nach dem „Grün“zu illern, meinen Kopf in den Nacken schmeißen, als hätte ich einen Obstler gekippt. Erst im darauffolg­enden Jahr reiste ich mit meinem Moped nicht mehr als Minol-Pirol an – dank einer Sportfahrt nach Budapest. Das gute Stück habe ich immer noch. Ja, was einem alles in den Sinn kommt, wenn es entspannt über die Chaussee geht. Heute ist Auto fahren ein Klacks. Die Technik lenkt und denkt. Der adaptive Tempomat „schaut“auf den Vordermann, der TotWinkel-Warner sieht, was ich nicht sehen kann und der Spurthalte-Assistent ist aufmerksam, meldet jedes Überfahren einer durchgezog­enen Linie.

Satt liegt der Megane auf der Straße, gegenüber seinem Vorgänger ist er 6,5 Zentimeter länger und 2,5 Zentimeter flacher geworden, hat in der Spurweite 2,5 Zentimeter zugelegt, was der Optik und dem Fahrverhal­ten zugute kommt. Der Megane kann auch Sport. Wie im Talisman und im Espace hat Renault im Megane hochkant einen 8,7 Zoll großen Touchscree­n verbaut, ich kann mir aussuchen, ob ich im Fahrmodi Eco, Comfort, Neutral und Sport unterwegs sein möchte. Im Sport-Modus rückt der Drehzahlme­sser zentral in die Mitte des Kombiinstr­uments, die Beleuchtun­g wechselt in rot. Doch auch bei forscher Gangart bleibt der Megane durchaus komfortabe­l – so lässt sich je nach Lust und Laune bequem reisen oder stressfrei rasen. Auf die Minute erreiche ich mein Ziel in Schleiz, erfahre viel über Four- und Motocross – und als mir mein Gesprächsp­artner die Vorzüge seines Helms erklärt, muss ich mir ein Schmunzeln verkneifen.

 ??  ?? Renault hat seine Formenspra­che gefunden, dank Chefdesign­er Laurens van den Acker. Fotos (): Andreas Rabel
Renault hat seine Formenspra­che gefunden, dank Chefdesign­er Laurens van den Acker. Fotos (): Andreas Rabel
 ??  ?? Auch von hinten ein Hingucker.
Auch von hinten ein Hingucker.
 ??  ?? Ins Auge fällt der hochkant eingebaute Monitor.
Ins Auge fällt der hochkant eingebaute Monitor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany