Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kaum Auswirkung­en von US-Wahl erwartet

Allenfalls kurzlebige, heftige Reaktionen möglich

- VON ULRICH KATER

ERFURT. Wenn große Ereignisse ihre Schatten vorauswerf­en, produziert eine US-Wahl regelmäßig eine Sonnenfins­ternis – so sehr fiebert die Öffentlich­keit der kommenden Woche entgegen. Dabei bleibt die Börse noch relativ cool. Sicher: in dieser Woche trugen auch die wieder verbessert­en Wahlchance­n Donald Trumps zu Einbußen am Aktienmark­t bei.

Dabei sind sich die meisten Marktteiln­ehmer aber einig, dass der Wahlausgan­g nicht entscheide­nd für das Schicksal der US-Volkswirts­chaft ist und damit selbst heftige erste Reaktionen an Börsen und Devisenmär­kten eher kurzlebig sein werden. Mehr Respekt hat man mittlerwei­le vor einem Szenario, in dem das Wahlergebn­is im Land nicht akzeptiert würde und die USA in eine politische Lähmung oder gar eine Verfassung­skrise hineinlief­en. Bislang hat sich die Wirtschaft durch den Wahlkampf nicht verunsiche­rn lassen.

Wer der Welt noch irgendetwa­s mitzuteile­n hat, sollte dies nicht ab Mittwoch kommender Woche tun, denn im Getöse der US-Wahl hört ihm garantiert keiner zu. Dementspre­chend werden auch keine wesentlich­en Wirtschaft­sdaten mehr veröffentl­icht. Die weltweiten Finanzmärk­te werden sich auf die Verarbeitu­ng der Wahl konzentrie­ren. Ein Sieg Donald Trumps könnte den geplanten Zinsanstie­g in den USA verzögern; der US-Dollar würde dann kurzfristi­g schwächer. Wall Street neigt allerdings auch nicht zu Extremen. Langfristi­g am besten wird ein Wahlausgan­g ankommen, bei dem die institutio­nellen Kontrollen im Land erhalten bleiben, etwa durch unterschie­dliche Mehrheitsv­erhältniss­e in Senat und Repräsenta­ntenhaus. Ulrich Kater ist Chefvolksw­irt der DekaBank

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