Thüringische Landeszeitung (Jena)
Vergammelter Fisch und stinkender Döner: Kontrolleure machen Lokale dicht
Das Veterinär und Lebensmittelüberwachungsamt JenaSaaleHolzland stellte 17 Strafanzeigen im vergangenen Jahr wegen Verstößen
Das Veterinär und Lebensmittelüberwachungsamt JenaSaaleHolzland hat 17 Strafanzeigen im vergangenen Jahr wegen Verstößen gestellt. Deshalb wurden Lokale zeitweise geschlossen. Im Rückstandsanalytiklabor im Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz in Bad Langensalza (Foto) werden auch Proben untersucht, die Mitarbeiter des hiesigen Überwachungsamts eingesandt haben. Foto: Martin Schutt
JENA/EISENBERG. Schon bei der Probennahme wurde den Kontrolleuren flau im Magen: Das Fleisch, was da am Döner-Spieß hing, roch sauer bis leicht fäkalisch. Die anschließend durchgeführten mikrobiologischen Untersuchungen der Probe bestätigten den Verdacht. Ganz offensichtlich wollte der Betreiber seiner Kundschaft verdorbenes Fleisch von einem Rest-Dönerspieß ins knusprige Fladenbrot packen.
Alles andere als lecker war auch der Fund in einer Jenaer Bäckereifiliale: Statt frischer Backwaren fand man durch und durch verschimmelte Brötchen im Verkaufsregal.
2596 Kontrollen führten die Mitarbeiter des Zweckverbandes Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt in der Jena und im Landkreis Saale-Holzland im vergangenen Jahr durch, in mehr als 200 Fällen wurde man fündig.
Die Bandbreite der kontrollierten Betriebe war breit gefächert. So wurden Fleischverarbeitungsbetriebe, Bäckereien, Eierpackstellen, LebensmittelGroßhändler, Weinhändler, Supermärkte, Fischgeschäfte, Grillfahrzeuge, Marktstände, Küchen und Kantinen, Cafés, Eisdielen, Hotels, Direktvermarkter, Gaststätten oder Imbissbuden von den Kontrolleuren unter die Lupe genommen.
Obst aus der Region kam aus den Niederlanden
Allein die Zahl der sogenannten Dienstleistungsbetriebe – darunter fallen Küchen, Kantinen, Cafés, Gaststätten und Hotels – ist beachtlich: Mehr als 1100 Unternehmen dieser Art sind im Landkreis (536) und in Jena (589) gemeldet.
Nicht immer muss es dabei stinkender Fisch wie in einer Imbissbude sein, um Ärger mit den Kontrolleuren zu bekommen. „Anlass für Strafanzeigen bildeten vor allem amtliche Feststellungen zu Täuschungstatbeständen des Verbrauchers. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn bei Speisen in Gaststätten oder Imbisseinrichtungen Zutaten wie Schinken und Käse ausgewiesen werden, jedoch stattdessen nur Schinken- und Käseimitate in der Vorratshaltung gefunden werden“, erklärte Amtstierärztin Jutta Suhrke.
Auch irreführende Herkunftsangaben bei Obst und Gemüse können Händler teuer zu stehen kommen. So kam die Behörde einem Markthändler auf die Schliche, der Gurken und Tomaten wie ein kleiner Direktvermarkter aus regionaler Herkunft präsentiert hatte. Was der Händler als frische Ware vom eigenen Feld anpries, war tatsächlich Gemüse aus den Niederlanden, das zuvor in einem Supermarkt erworben worden war. Mit seiner Täuschung handelte sich der Händler eine Strafanzeige ein.
Fünf Mal mussten die Mitarbeiter Betriebe zeitweise schließen, in vier Fällen durfte in den Imbissbuden und Gaststätten eingeschränkt weiter gearbeitet werden. Moniert worden war hier unter anderem die allgemeine Betriebshygiene oder das Fehlen von Gesundheitsbescheinigungen. Insgesamt wurden 112 Verwarnungen ausgesprochen, in 54 Fällen leitete man ein Bußgeldverfahren gegen die Unternehmen ein. In aller Regel hatte man dort wiederholt gegen geltenden Vorschriften verstoßen oder aber die Kontrolleure stellten gleich mehrere Mängel fest.
Billig kommen die Ertappten nicht davon. Werden schwerwiegende hygienische Mängel festgestellt, erfolgt eine Nachkontrolle. „Nachkontrollen sind für den Betrieb kostenpflichtig, die Gebühr bemisst sich hierbei nach Zeitaufwand der durchgeführten Kontrolle“, erklärte Ärztin Suhrke. 40 Mal mussten Verfügungen ausgesprochen werden, der Schwerpunkt lag hier im Saale-Holzland-Kreis.
Bei ihren Kontrollen greifen die Mitarbeiter des Überwachungsamtes auch auf das Schnellwarnsystem RASFF sowie auf Hinweise von Verbrauchern zurück. Nahezu täglich gehen beispielsweise bei dem Schnellwarnsystem Meldungen über verdorbene oder mit unzulässigen Substanzen behaftete Lebensmittel ein. Parasitenbefall in Fischen, Salmonellen in Eiern aus Polen, Blei in Schweinefleisch aus den Niederlanden oder Milchprotein in Bio-Schokolade aus Deutschland: Die Liste kann auf der Homepage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingesehen werden.