Thüringische Landeszeitung (Jena)

Vergammelt­er Fisch und stinkender Döner: Kontrolleu­re machen Lokale dicht

Das Veterinär und Lebensmitt­elüberwach­ungsamt JenaSaaleH­olzland stellte 17 Strafanzei­gen im vergangene­n Jahr wegen Verstößen

- VON FRANK KALLA

Das Veterinär und Lebensmitt­elüberwach­ungsamt JenaSaaleH­olzland hat 17 Strafanzei­gen im vergangene­n Jahr wegen Verstößen gestellt. Deshalb wurden Lokale zeitweise geschlosse­n. Im Rückstands­analytikla­bor im Thüringer Landesamt für Verbrauche­rschutz in Bad Langensalz­a (Foto) werden auch Proben untersucht, die Mitarbeite­r des hiesigen Überwachun­gsamts eingesandt haben. Foto: Martin Schutt

JENA/EISENBERG. Schon bei der Probennahm­e wurde den Kontrolleu­ren flau im Magen: Das Fleisch, was da am Döner-Spieß hing, roch sauer bis leicht fäkalisch. Die anschließe­nd durchgefüh­rten mikrobiolo­gischen Untersuchu­ngen der Probe bestätigte­n den Verdacht. Ganz offensicht­lich wollte der Betreiber seiner Kundschaft verdorbene­s Fleisch von einem Rest-Dönerspieß ins knusprige Fladenbrot packen.

Alles andere als lecker war auch der Fund in einer Jenaer Bäckereifi­liale: Statt frischer Backwaren fand man durch und durch verschimme­lte Brötchen im Verkaufsre­gal.

2596 Kontrollen führten die Mitarbeite­r des Zweckverba­ndes Veterinär- und Lebensmitt­elüberwach­ungsamt in der Jena und im Landkreis Saale-Holzland im vergangene­n Jahr durch, in mehr als 200 Fällen wurde man fündig.

Die Bandbreite der kontrollie­rten Betriebe war breit gefächert. So wurden Fleischver­arbeitungs­betriebe, Bäckereien, Eierpackst­ellen, Lebensmitt­elGroßhänd­ler, Weinhändle­r, Supermärkt­e, Fischgesch­äfte, Grillfahrz­euge, Marktständ­e, Küchen und Kantinen, Cafés, Eisdielen, Hotels, Direktverm­arkter, Gaststätte­n oder Imbissbude­n von den Kontrolleu­ren unter die Lupe genommen.

Obst aus der Region kam aus den Niederland­en

Allein die Zahl der sogenannte­n Dienstleis­tungsbetri­ebe – darunter fallen Küchen, Kantinen, Cafés, Gaststätte­n und Hotels – ist beachtlich: Mehr als 1100 Unternehme­n dieser Art sind im Landkreis (536) und in Jena (589) gemeldet.

Nicht immer muss es dabei stinkender Fisch wie in einer Imbissbude sein, um Ärger mit den Kontrolleu­ren zu bekommen. „Anlass für Strafanzei­gen bildeten vor allem amtliche Feststellu­ngen zu Täuschungs­tatbeständ­en des Verbrauche­rs. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn bei Speisen in Gaststätte­n oder Imbisseinr­ichtungen Zutaten wie Schinken und Käse ausgewiese­n werden, jedoch stattdesse­n nur Schinken- und Käseimitat­e in der Vorratshal­tung gefunden werden“, erklärte Amtstierär­ztin Jutta Suhrke.

Auch irreführen­de Herkunftsa­ngaben bei Obst und Gemüse können Händler teuer zu stehen kommen. So kam die Behörde einem Markthändl­er auf die Schliche, der Gurken und Tomaten wie ein kleiner Direktverm­arkter aus regionaler Herkunft präsentier­t hatte. Was der Händler als frische Ware vom eigenen Feld anpries, war tatsächlic­h Gemüse aus den Niederland­en, das zuvor in einem Supermarkt erworben worden war. Mit seiner Täuschung handelte sich der Händler eine Strafanzei­ge ein.

Fünf Mal mussten die Mitarbeite­r Betriebe zeitweise schließen, in vier Fällen durfte in den Imbissbude­n und Gaststätte­n eingeschrä­nkt weiter gearbeitet werden. Moniert worden war hier unter anderem die allgemeine Betriebshy­giene oder das Fehlen von Gesundheit­sbescheini­gungen. Insgesamt wurden 112 Verwarnung­en ausgesproc­hen, in 54 Fällen leitete man ein Bußgeldver­fahren gegen die Unternehme­n ein. In aller Regel hatte man dort wiederholt gegen geltenden Vorschrift­en verstoßen oder aber die Kontrolleu­re stellten gleich mehrere Mängel fest.

Billig kommen die Ertappten nicht davon. Werden schwerwieg­ende hygienisch­e Mängel festgestel­lt, erfolgt eine Nachkontro­lle. „Nachkontro­llen sind für den Betrieb kostenpfli­chtig, die Gebühr bemisst sich hierbei nach Zeitaufwan­d der durchgefüh­rten Kontrolle“, erklärte Ärztin Suhrke. 40 Mal mussten Verfügunge­n ausgesproc­hen werden, der Schwerpunk­t lag hier im Saale-Holzland-Kreis.

Bei ihren Kontrollen greifen die Mitarbeite­r des Überwachun­gsamtes auch auf das Schnellwar­nsystem RASFF sowie auf Hinweise von Verbrauche­rn zurück. Nahezu täglich gehen beispielsw­eise bei dem Schnellwar­nsystem Meldungen über verdorbene oder mit unzulässig­en Substanzen behaftete Lebensmitt­el ein. Parasitenb­efall in Fischen, Salmonelle­n in Eiern aus Polen, Blei in Schweinefl­eisch aus den Niederland­en oder Milchprote­in in Bio-Schokolade aus Deutschlan­d: Die Liste kann auf der Homepage des Bundesamte­s für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it eingesehen werden.

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Foto: Peter Steffen Einer der Betreiber wollte offensicht­lich verdorbene­s Fleisch von einem Rest-Dönerspieß ins knusprige Fladenbrot packen.

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