Thüringische Landeszeitung (Jena)

Junge Managerin bewältigt Spagat zwischen Kind und Job

Sandra Broschat aus Mühlhausen ist eines der besten Nachwuchst­alente der deutschen Lebensmitt­elbranche 2016

- VON SIBYLLE GÖBEL

MÜHLHAUSEN/BERLIN. Sandra Broschat erging es nicht anders als vielen anderen jungen Frauen auch: Kinder gehörten zwar zu ihrer Lebensplan­ung, doch als sich vor drei Jahren Sohn Oskar ankündigte, schien der Zeitpunkt für ein Kind alles andere als ideal. Schließlic­h stand die junge Frau gerade erst am Anfang ihres Berufslebe­ns. Sie steckte mitten in der Aufbauarbe­it für einen neuen Bereich ihres Unternehme­ns. Sandra Broschat ging voll in ihrem Job auf, die Start-Up-Atmosphäre beflügelte sie, und ihr Chef setzte großes Vertrauen in sie und ihre Fähigkeite­n. Wie sollte das nur mit einem Kind werden, wie sollte sie die berufliche­n Anforderun­gen mit den privaten unter einen Hut bringen?

Offenheit und eigene Angebote

Inzwischen ist der kleine Oskar zwei Jahre alt – und seine Mama zwar längst wieder berufstäti­g, aber nicht zerrissen zwischen Kind und Job. Die 29-Jährige, geboren und aufgewachs­en in Mühlhausen, hat sich nämlich dafür entschiede­n, ihrem Chef gegenüber von Anfang an mit offenen Karten zu spielen und ihm selbst Lösungen anzubieten, um gleichzeit­ig Mama und dennoch berufstäti­g sein zu können. „Dazu kann ich jeder werdenden Mutter nur raten“, sagt die Thüringeri­n.

Sandra Broschat, die nach dem Kommunikat­ionsstudiu­m an der Universitä­t der Künste Berlin als Trainee in der CocaCola-Zentrale in Berlin anfing und dort bald im Bereich Nachhaltig­keit Fuß fasste, schlug ihrem Chef – selbst zweifacher Vater – zunächst eine sechsmonat­ige Auszeit vor. Anschließe­nd wollte sie schrittwei­se wieder einsteigen.

Ihr Arbeitgebe­r stimmte zu. Und so arbeitete die junge Mutter wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes zunächst wöchentlic­h zehn Stunden von zu Hause aus an konkreten Projekten. Zudem hielt sie telefonisc­h Kontakt zu ihrem Chef, so dass sie stets über die Entwicklun­gen im Unternehme­n und in der Abteilung auf dem Laufenden und auch in der Elternzeit Teil des Teams blieb.

Nach dem Wiedereins­tieg über das Home Office entschied sich Sandra Broschat für eine Rückkehr auf eine Vollzeitst­elle. Erleichter­t wurde ihr dieser Schritt durch die Haltung ihres Arbeitgebe­rs: Ist ihre Arbeit erledigt, muss sie nicht an ihrem Schreibtis­ch im fünften Stock der Firmenzent­rale sitzen, sondern darf den Nachmittag mit Oskar verbringen. Dafür nimmt sie auch mal Arbeit mit nach Hause oder bleibt länger im Büro, wenn ein Projekt das erfordert. „Wichtig ist, dass die Arbeit gemacht ist und ich gut vorbereite­t ins Meeting am Morgen komme. Dann ist es egal, wo ich mich vorbereite­t habe“, sagt sie.

Von starrer Präsenzkul­tur, wie sie noch immer in vielen Unternehme­n üblich ist und wie sie vor allem Eltern belastet, die an die Öffnungsze­iten von Kitas oder Hort gebunden sind, keine Spur. Statt Anwesenhei­t zählt Leistung. Inzwischen hat Sandra Broschat sogar einen Karrieresp­rung gemacht: Sie wurde zur Senior Managerin befördert und leitet jetzt ein Team.

Auch ihr Partner unterstütz­t sie

Neben ihrem Arbeitgebe­r zieht indes auch ihr Partner mit: Einmal in der Woche, wenn Oskar schon im Bett liegt, sitzen beide zusammen und stimmen ihre dienstlich­en und privaten Termine für die nächsten Tage ab. Dieser Plan ist dann sozusagen Gesetz, es wird nicht mehr daran gerüttelt. Was zwar mitunter für Konfliktst­off sorgt, letztlich aber für beide eine verlässlic­he Grundlage ist.

Der kleine Oskar hat Sandra Broschats Leben in jeder Hinsicht bereichert. Seine Mama hat gelernt, ihre Zeit gerade im Job effiziente­r zu nutzen. Sie arbeitet sehr fokussiert, so dass sie viel schafft und sich dann, wenn sie sich um Oskar kümmert, ganz und gar auf ihn einlassen kann, ohne in Gedanken noch im Büro zu sein.

Neben der Zufriedenh­eit bestätigt auch der Erfolg im Job, dass sie die richtige Balance zwischen Arbeit und Leben gefunden hat: Sandra Broschat ist gerade von der Stiftung Goldener Zuckerhut als eines der zehn besten Nachwuchst­alente der deutschen Lebensmitt­elbranche 2016 ausgezeich­net worden. Die 29-Jährige, so heißt es in der Begründung, habe im neuen Bereich Nachhaltig­keit ihres Unternehme­ns viele Themen maßgeblich vorangebra­cht, beispielsw­eise bei der Zusammenar­beit mit nationalen Partnern für soziales und ökologisch­es Engagement. Besonders stolz ist Sandra Broschat darauf, dass es mit großzügige­r Unterstütz­ung ihres Unternehme­ns gelungen ist, die Alte Elbe zwischen Dessau und Coswig zu entschlamm­en und so den Lebensraum für seltene Arten zu sichern.

Der Getränkehe­rsteller, der auch in Weimar produziert, hat das Ziel, weltweit jeden Tropfen Wasser, den er für seine Getränke und deren Herstellun­g entnimmt, an die Natur zurückzuge­ben.

 ??  ?? Ausgezeich­net als Nachwuchst­alent der Lebensmitt­elbranche: Sandra Broschat.
Foto: Bert Bostelmann
Ausgezeich­net als Nachwuchst­alent der Lebensmitt­elbranche: Sandra Broschat. Foto: Bert Bostelmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany