Thüringische Landeszeitung (Jena)

Brehm-Gedenkstät­te steht endlich auf trockenen Füßen

Ende 2016 wird eine Million Euro in die Generalsan­ierung geflossen sein – Leiter Jochen Süß zum Baustand

- VON ULRIKE KERN

RENTHENDOR­F. Als Jochen Süß im September 2012 als neuer Leiter der Brehm-Gedenkstät­te in Renthendor­f ins Amt gehoben wurde, hat er für das Museum prognostiz­iert: „Einmal frisch malern reicht nicht!“Damals stand die Einrichtun­g kurz vor der Schließung, der bauliche Zustand des Hauses war desolat.

Der studierte Biologe Süß, damals 65 Jahre alt, Pensionär, als Bürgermeis­ter von Lippersdor­fErdmannsd­orf auch Kommunalpo­litiker, hat sich mit viel Herzblut und Engagement in die Aufgabe gestürzt, das BrehmHaus nicht nur zu sanieren, sondern auch in ein zukunftsfä­higes Museum umzuwandel­n. „Die Brehms sind eine Perle, die man nur putzen muss, damit sie internatio­nal wieder wahrgenomm­en wird“, hat Jochen Süß 2012 in einem Interview gesagt – und sich fleißig ans Putzen gemacht.

Binnen vier Jahren werden bis Ende 2016 eine Million Euro in das Wohnhaus von Alfred Edmund Brehm, dem Sohn des „Vogelpasto­rs“und Autor von „Brehms Tierleben“, verbaut sein. Die Gedenkstät­te, deren vorderer Giebel wegzubrech­en und Geschossde­cken durchzufal­len drohten, wurde statischko­nstruktiv gesichert. Vom Dach bis weit unter die Grundmauer­n wurde das Gebäude saniert – und steht jetzt endlich auf trockenen Füßen, erklärt Museumslei­ter Süß.

Im Kellergesc­hoss wurde in diesem Jahr der komplette Plattenfuß­boden herausgeno­mmen, 35 Zentimeter, also bis unter die Grundmauer­n, abgetieft und neue Drainage und Abwasserle­itungen verlegt. Einige Starkregen habe das Haus seitdem schon erlebt, so Süß. „Die Entwässeru­ng funktionie­rt.“

Außenanlag­en für 2017/18 geplant

Die alten Backsteinp­latten der Familie Brehm wurden gereinigt und im Keller wieder verlegt. Zudem entstehen neue Sanitäranl­agen, die komplette Haustechni­k wird erneuert. Der neue Heizofen steht bereits – entspreche­nd dem Naturschut­zgedanken, den man im Hause Brehm vertritt, wird die Wärme künftig mittels einer Pellets-Heizung erzeugt. Die große Vorratskam­mer dafür befindet sich unterirdis­ch unter dem einstigen schönen Rosengarte­n von Frau Brehm vor dem Wohnhaus.

Im Außenberei­ch soll im kommenden Jahr ebenfalls alles wieder nach historisch­em Vorbild hergericht­et werden. Alle Anträge dafür seien bereits gestellt, erklärt Jochen Süß. „Wenn alles so gut weiterläuf­t, ist das Wohnhaus 2018 innenarchi­tektonisch komplett, wie es zu Brehms Zeiten mal war“, blickt der Museumslei­ter in die Zukunft. Er dankt allen tollen Partnern und seinen Mitarbeite­rn, dass man gemeinsam diesen großen Schritt nach vorn gegangen ist. Wenngleich die Gesamtlage stets wacklig bleibt. Die institutio­nelle Förderung der Gedenkstät­te durch den klammen Landkreis ist immer abhängig von dessen Haushalt und bereitet deshalb große Sorgen. Betreiber der Brehm-Gedenkstät­te ist der Zweckverba­nd Brehm-Gedenkstät­te, ein Zusammensc­hluss der Gemeinden Renthendor­f, Ottendorf, Eineborn, Kleinebers­dorf, Lippersdor­f-Erdmannsdo­rf und Tautendorf. Insgesamt verfügt das Museum über einen Etat von 65 000 Euro, davon steuert der Saale-HolzlandKr­eis 21 000 Euro bei.

Um die Kommunen aus der Pflicht zu nehmen, soll eine Stiftung gegründet werden. Bereits jetzt sind 51 Gründungss­tifter gefunden worden und auch das erforderli­che Kapital von mindestens 25 000 Euro könne aufgebrach­t werden, sobald das Konto eingericht­et ist.

Parallel zu den umfassende­n Bauarbeite­n hat sich Jochen Süß gemeinsam mit Stefan Curth, der an der FSU Jena zum Gymnasiall­ehrer für Biologie ausgebilde­t wurde und nach seinen Forschungs­arbeiten am Institut für Spezielle Zoologie in Jena für sein Volontaria­t 2016 nach Renthendor­f wechselte, an das neue Ausstellun­gskonzept gesetzt. Auf 29 Seiten wurde zusammenge­tragen, wie sich das Museum künftig den Besuchern präsentier­en soll. Auch dieses Konzept kann nun eingereich­t werden.

Die Basis auf der 280 Quadratmet­er großen Ausstellun­gsfläche sind Vater und Sohn Brehm mit ihren Familien und Hinterlass­enschaften. Alles soll in den Häusern wieder sein wie zu Lebzeiten. Deshalb wird auch das historisch­e Mobiliar restaurier­t. neben den Memorialrä­umen möchte Süß auch zeigen, welche Aspekte die Brehms nachhaltig mit ihren Forschunge­n angeregt haben, zum Thema Tierpsycho­logie oder den Naturschut­zgedanken.

Dazu sind beispielsw­eise Hörstation­en denkbar, so der Museumslei­ter. Pro Quadratmet­er Museumsflä­che werden für die Ausgestalt­ung 1500 bis 3000 Euro Kosten veranschla­gt. 2017 werden dafür sechs Gestaltung­sbüros zu einem Wettbewerb nach Renthendor­f eingeladen, das Museumskon­zept auch ansprechen­d und zeitgemäß umzusetzen. 2018 soll alles fertig sein.

 ?? Foto: Peter Michaelis ?? Nach ihrer Sanierung soll die Gedenkstät­te mit einer neugestalt­eten Ausstellun­g an das Leben und Werk des berühmten Zoologen und Schriftste­llers erinnern.
Foto: Peter Michaelis Nach ihrer Sanierung soll die Gedenkstät­te mit einer neugestalt­eten Ausstellun­g an das Leben und Werk des berühmten Zoologen und Schriftste­llers erinnern.

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