Thüringische Landeszeitung (Jena)
Balzer trainiert Weltmeisterin
Die tschechische Hürdenläuferin Zuzana Hejnova hat den Kontakt zum EMZweiten von 1998 aus Bad Lobenstein gesucht
HOF. Falk Balzer wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, 400-m-Hürden zu laufen. „Nee, sagt er, das ist mir zu weit.“Doch seit vier Wochen ist die Stadionrunde ein Thema, sein Thema. Seit einem Monat trainiert der 42 Jahre alte frühere Top-Hürdensprinter die zweifache Weltmeisterin und Olympiadritte von London, Zuzana Hejnova.
Es passt alles zusammen. Die Anfrage aus Prag kam zur rechten Zeit, er fühlt sich gerüstet, eine Weltklasseathletin zu trainieren – und nicht nur das –, sie rundum besser, am Ende schneller zu machen. Der WM-Titel 2017 in London ist das Ziel, es wäre der dritte in Folge für die 29-jährige Tschechin. Die Zusammenarbeit ist auf Olympia 2020 ausgerichtet, als Zwischenstation steht die EM 2018 in Berlin auf dem Programm.
„Ich habe das umgesetzt, was mir mein Vater auf den Weg gegeben hat“, sagt das frühere Hürdensprint-Ass. Karl-Heinz Balzer gilt als Vater der modernen Hürdensprinttechnik, was er erarbeitet hat, gilt noch immer. Seine Frau Karin führte er zum Olympiasieg 1964, sein Sohn wurde EM-Zweiter 1998. Sein Vater habe ihm geraten, „investiere in deine Ausbildung, arbeite zunächst mit dem Nachwuchs, mit unfertigen Sportlern, da kannst du viel bewegen, dich beweisen“. Das tat der Filius, die A-Lizenz als Trainer ist noch frisch, drei Jahre trainierte er Nachwuchsathleten beim Bad Lobenstein TC. Jetzt sei die Zeit gekommen, „richtig ins Trainergeschäft einzusteigen“. Doch warum nahm er sich nicht deutscher Die zweifache HürdenWeltmeisterin Zuzana Henova trainiert bei Falk Balzer. Athleten an? „Ich warte nicht auf ein Angebot. Ich mach‘ dann mal los.“
Vor vier Wochen fand er die Anfrage von Zuzana Hejnova im Postfach. Der Kontakt war über Helena Fuchsova gelaufen, eine ehemalige 400-m-Läuferin, Freundin und Physiotherapeutin von Zuzana Hejnova.
„Wir haben uns erst einmal zusammengesetzt, uns beschnuppert. Ich habe meine Vorstellungen dargelegt, wie ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann, sie ihre“, sagt der frühere Athlet vom TuS Jena.
Zuzana Hejnova war unzufrieden gewesen mit ihrem Trainer, zudem häufig verletzt, das olympische Finale in Rio beendete sie unter Schmerzen in der Achillessehne als Vierte. „Ich wollte mich verändern, vor allem an der Technik und der Schnelligkeit arbeiten“, sagt sie. Und Falk Balzer bestätigt: „Wir waren uns relativ schnell einig, wohin die Reise gehen soll.“
Beim Gegenbesuch in Prag wurde alles geregelt, der tschechische Leichtathletik-Verband in die Pläne eingeweiht. Und nun trainiert Zuzana Hejnova zwei Wochen in Bad Lobenstein und in einem Sportstudio in Hof, eine Woche bei ihrem Heimatverein Dukla Prag. Dass die in Liberec aufgewachsene Hürdenläuferin bereits zweimal Weltmeisterin war, 2013 ungeschlagen blieb, die Diamond League gewann, zu Europas Leichtathletin des Jahres gewählt wurde, hindert Falk Balzer nicht daran, an ihrer Technik zu mäkeln, sie vorsichtig ausgedrückt „als sehr verbesserungswürdig“ zu betrachten.
Schon in den ersten Tagen musste sie ihre Spikes anziehen und Hürden laufen. Ungewohnt, so früh in der Saison, doch es gelang, die ersten Kleinigkeiten zu verbessern. Das Video ihrer ersten Trainingsläufe sorgte in Prag für Aufsehen.
Dass es noch an der Verständigung hapert, er ist dabei, tschechisch zu lernen, sie deutsch, sieht Falk Balzer sogar als Vorteil. „Ich muss alles mit einfachen Worten erklären, präzise, auf den Punkt gebracht.“Auf die Frage, wie sie ihren neuen Trainer denn findet, lacht sie: „Er ist nett, er hat Prinzipien, er ist sehr genau. Und wir trainieren Dinge, die ich so noch nicht gemacht habe. Das sind neue, gute Erfahrungen.“
Ende des Monats geht es für drei Wochen ins Trainingslager nach Teneriffa, dann in die Hallensaison, 60 Meter und 60 Meter Hürden sind der Schwerpunkt für Zuzana Hejnova, und Falk Balzer kann sich gut vorstellen, dass seine Athletin auch die 400 Meter angeht, „und dann wird man schon sehen, was sich getan hat“.