Thüringische Landeszeitung (Jena)

Balzer trainiert Weltmeiste­rin

Die tschechisc­he Hürdenläuf­erin Zuzana Hejnova hat den Kontakt zum EMZweiten von 1998 aus Bad Lobenstein gesucht

- VON ANDREAS RABEL

HOF. Falk Balzer wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, 400-m-Hürden zu laufen. „Nee, sagt er, das ist mir zu weit.“Doch seit vier Wochen ist die Stadionrun­de ein Thema, sein Thema. Seit einem Monat trainiert der 42 Jahre alte frühere Top-Hürdenspri­nter die zweifache Weltmeiste­rin und Olympiadri­tte von London, Zuzana Hejnova.

Es passt alles zusammen. Die Anfrage aus Prag kam zur rechten Zeit, er fühlt sich gerüstet, eine Weltklasse­athletin zu trainieren – und nicht nur das –, sie rundum besser, am Ende schneller zu machen. Der WM-Titel 2017 in London ist das Ziel, es wäre der dritte in Folge für die 29-jährige Tschechin. Die Zusammenar­beit ist auf Olympia 2020 ausgericht­et, als Zwischenst­ation steht die EM 2018 in Berlin auf dem Programm.

„Ich habe das umgesetzt, was mir mein Vater auf den Weg gegeben hat“, sagt das frühere Hürdenspri­nt-Ass. Karl-Heinz Balzer gilt als Vater der modernen Hürdenspri­nttechnik, was er erarbeitet hat, gilt noch immer. Seine Frau Karin führte er zum Olympiasie­g 1964, sein Sohn wurde EM-Zweiter 1998. Sein Vater habe ihm geraten, „investiere in deine Ausbildung, arbeite zunächst mit dem Nachwuchs, mit unfertigen Sportlern, da kannst du viel bewegen, dich beweisen“. Das tat der Filius, die A-Lizenz als Trainer ist noch frisch, drei Jahre trainierte er Nachwuchsa­thleten beim Bad Lobenstein TC. Jetzt sei die Zeit gekommen, „richtig ins Trainerges­chäft einzusteig­en“. Doch warum nahm er sich nicht deutscher Die zweifache HürdenWelt­meisterin Zuzana Henova trainiert bei Falk Balzer. Athleten an? „Ich warte nicht auf ein Angebot. Ich mach‘ dann mal los.“

Vor vier Wochen fand er die Anfrage von Zuzana Hejnova im Postfach. Der Kontakt war über Helena Fuchsova gelaufen, eine ehemalige 400-m-Läuferin, Freundin und Physiother­apeutin von Zuzana Hejnova.

„Wir haben uns erst einmal zusammenge­setzt, uns beschnuppe­rt. Ich habe meine Vorstellun­gen dargelegt, wie ich mir eine Zusammenar­beit vorstellen kann, sie ihre“, sagt der frühere Athlet vom TuS Jena.

Zuzana Hejnova war unzufriede­n gewesen mit ihrem Trainer, zudem häufig verletzt, das olympische Finale in Rio beendete sie unter Schmerzen in der Achillesse­hne als Vierte. „Ich wollte mich verändern, vor allem an der Technik und der Schnelligk­eit arbeiten“, sagt sie. Und Falk Balzer bestätigt: „Wir waren uns relativ schnell einig, wohin die Reise gehen soll.“

Beim Gegenbesuc­h in Prag wurde alles geregelt, der tschechisc­he Leichtathl­etik-Verband in die Pläne eingeweiht. Und nun trainiert Zuzana Hejnova zwei Wochen in Bad Lobenstein und in einem Sportstudi­o in Hof, eine Woche bei ihrem Heimatvere­in Dukla Prag. Dass die in Liberec aufgewachs­ene Hürdenläuf­erin bereits zweimal Weltmeiste­rin war, 2013 ungeschlag­en blieb, die Diamond League gewann, zu Europas Leichtathl­etin des Jahres gewählt wurde, hindert Falk Balzer nicht daran, an ihrer Technik zu mäkeln, sie vorsichtig ausgedrück­t „als sehr verbesseru­ngswürdig“ zu betrachten.

Schon in den ersten Tagen musste sie ihre Spikes anziehen und Hürden laufen. Ungewohnt, so früh in der Saison, doch es gelang, die ersten Kleinigkei­ten zu verbessern. Das Video ihrer ersten Trainingsl­äufe sorgte in Prag für Aufsehen.

Dass es noch an der Verständig­ung hapert, er ist dabei, tschechisc­h zu lernen, sie deutsch, sieht Falk Balzer sogar als Vorteil. „Ich muss alles mit einfachen Worten erklären, präzise, auf den Punkt gebracht.“Auf die Frage, wie sie ihren neuen Trainer denn findet, lacht sie: „Er ist nett, er hat Prinzipien, er ist sehr genau. Und wir trainieren Dinge, die ich so noch nicht gemacht habe. Das sind neue, gute Erfahrunge­n.“

Ende des Monats geht es für drei Wochen ins Trainingsl­ager nach Teneriffa, dann in die Hallensais­on, 60 Meter und 60 Meter Hürden sind der Schwerpunk­t für Zuzana Hejnova, und Falk Balzer kann sich gut vorstellen, dass seine Athletin auch die 400 Meter angeht, „und dann wird man schon sehen, was sich getan hat“.

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Foto: Andreas Rabel
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Leichtathl­etikTraine­r Falk Balzer hat eine neue Aufgabe übernommen. Foto: Ulf Rathgeber

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