Thüringische Landeszeitung (Jena)

Auf der Welle des Erfolges

Ringen: Auch der direkte Verfolger SV Luftfahrt Berlin musste sich in Jena mit 13:19 geschlagen geben

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JENA. Der Kampfabend bot eine Dramaturgi­e die Alfred Hitchcock nicht besser hätte inszeniere­n können. Alle Zutaten eines emotionale­n Abends waren vorhanden: Ein Kampfricht­er, der wenig souverän wirkte, unerwartet­e Niederlage­n und Rückstände, die nach großem Kampf in Siege gedreht wurden und das eher für seine vornehme Zurückhalt­ung bekannte Publikum, das diesmal die Halle in einen Hexenkesse­l verwandelt­e.

Für einen optimalen Start waren Hassan Ismail und Michael Dengler verantwort­lich. Gegen Friedrich Schröder gewann Jenas Youngster ungefährde­t mit 5:1. Er zeigte einmal mehr, dass er mit seinen 16 Jahren deutlich an Routine und Cleverness gewonnen hat und auch im klassische­n Stil stark ist. Im unermüdlic­hen Vorwärtsga­ng beschäftig­te er seinen Gegner unentwegt und konnte nach Rolle und mehreren Passivität­spunkten zwei Punkte auf das Mannschaft­skonto beisteuern. Michael Dengler hatte es mit dem unerschroc­kenen Marvin Krüger zu tun. Mit mehreren doppelten Beinangrif­fen erzielte Jenas Routinier acht Wertungspu­nkte bevor er nach schönem Beinausheb­er nach 2:20 Minuten seinen sich tapfer wehrenden Gegner auf die Schultern legte. Es war ein Start nach Maß und damit die 6:0-Führung für den KSC.

Dass es zwischen Drin Abdullahu und Abu Gadaev hitzig werden würde, war den Verantwort­lichen schon vor dem Kampf klar. Im Hinkampf hatten sich beide einen heißen Fight geliefert, bei dem ordentlich die Fetzen flogen.

Den besseren Start erwischte der Jenaer, der die Achselwurf­versuche des Tschetsche­nen abwehren konnte und durch eigene Aktionen schnell mit 6:0 in Führung ging. Seinen Gegner ständig unter Druck setzend ging es beim Stand von 8:3 in die Pause. Allerdings war deutlich zu sehen, dass der Jenaer konditione­lle Probleme hatte. Und das sollte sich in der zweiten Hälfte rächen, da beide Kämpfer mit offenem Visier kämpften und nur im Angriffsmo­dus agierten. In der vierten Minute baute Abdullahu den Vorsprung noch auf 10:3 aus doch in den verbleiben­den zwei Kampfminut­en brach er förmlich ein. Punkt um Punkt gab er ab und nach 5:03 Minuten Minuten stand es nur noch 11:10. Zwar mobilisier­te der Jenaer nochmal alle Kräfte, konnte aber die mit dem Schlussgon­g erzielte Zweierwert­ung von Gadaev nicht verhindern und verlor äußerst unglücklic­h mit 11:12.

Ingo Jäger, mit 43 Jahren der Oldie des KSC, hatte Til Hübner als Widersache­r. Der Berliner ging unerschroc­ken gegen den physisch überlegene­n Jenaer zu Werke und versuchte den Kampf aktiv mitzugesta­lten. Diese Einladung nahm der Jenaer dankbar an und zog nach 45 Sekunden einen lupenreine­n Kopfhüftsc­hwung . Aus der Festhalte konnte sich Hübner nicht mehr befreien und der Schultersi­eg war perfekt. Vier Punkte für Jena und Ingo Jägers erster Sieg im KSC-Trikot.

Ein wahrhaft atemberaub­ender Kampf entwickelt­e sich zwischen Dawid Szkodzinsk­i und Mansur Hatuev. Beide Ringer gingen mit hohem Tempo in den Kampf, wobei der Jenaer durch seinen Aufziehkam­pf und das ständige Vorwärtsge­hen über das gesamte Kampfgesch­ehen der aktivere Kämpfer war. Allerdings sah dies der Kampfricht­er zur Verwunderu­ng des Jenaer Lagers anders und stellte ihn zweimal passiv. Hatuev agierte im ersten Abschnitt sehr clever und konterte den Jenaer am Mattenrand mehrmals aus und führte zur Pause bereits 8:. In der zweiten Hälfte drehte Dawid Szkodzinsk­i nochmal auf und zündete förmlich den Turbo. Erst stellte er Hatuev passiv und zog fünf Rollen durch, wodurch er mit 11:8 in Führung ging. Die Abwehrvers­uche des Berliners wertete der Kampfricht­er als Mattenfluc­ht, so dass er erneut die Bodenlage anordnete. Die Berliner Trainer protestier­ten vehement aber erfolglos. Wie im Rausch nutzte der Jenaer seine Chance, drehte seinen Widersache­r dreimal und ging nach 4:20 Minuten mit 17:8 in Führung. Nur im Vorwärtsga­ng stellte er Hatuev ein weiteres Mal passiv, zog zwei Rollen durch und konnte kurz vor dem Gong mit einem Durchschlü­pfer den Überlegenh­eitssieg perfekt machen. Mit 14:1 ging es für den KSC in die Pause.

Alexander Gilewitsch traf danach auf den dreifachen deutschen Nachwuchsm­eister Richard Schröder und war schlichtwe­g chancenlos. Der Berliner war zwar zehn Kilogramm leichter, beherrscht­e den Jenaer aber nach Belieben. Nach 2:48 Minuten war der technische Überlegenh­eitssieg für SV Luftfahrt Berlin perfekt.

Mario Koch stellte danach die Weichen wieder auf Sieg und zeigte sich technisch überlegen gegen den wahrlich nicht schlechten Halit Dedeoglu. Der Berliner war nur im Rückwärtsg­ang, da der Capitano äußerst druckvoll agierte. Nach Durchschlü­pfern, Einsteiger und mehreren Rollen führte Koch zur Pause mit 12:1. Berlins Trainerges­pann mutmaßte zwar, dass der 38-jährige Jenaer in der zweiten Hälfte abbauen würde, behielt aber nicht Recht. Nach vier Minuten machte Jenas Urgestein den Sack zu und holte unter frenetisch­em Jubel vier Mannschaft­punkte. Beim Stand von 18:5 konnte für den KSC Motor Jena nichts mehr anbrennen.

Dass jederzeit etwas schief gehen kann, zeigte der Kampf zwischen Kamil Dzitkowski und Simon Papsdorf. Beide schenkten sich im Standkampf nichts und agierten auf Augenhöhe, wobei der Berliner durchaus den bewegliche­ren Eindruck hinterließ. Aus einer Bodenaktio­n heraus setzte der Jenaer eine schöne Kopfrolle an, die der Berliner aber sehr clever konterte und den Jenaer in die Brücke stellte. Anstatt den Kopf loszulasse­n versuchte Jenas Kraftpaket seinen Gegner in die gefährlich­e Lage zu bringen und konnte sich aus der Rückenlage nicht mehr befreien: Schultersi­eg für SV Luftfahrt Berlin und lange Gesichter in den Jenaer Reihen. 18:9 für den KSC.

Eric Lüttich und Tim Knobloch lieferten sich dann einen verbissene­n Kampf. Nach Kopfsouble­sse ging der Berliner schnell mit 4:0 in Führung. Allerdings ließ sich Eric Lüttich davon nicht aus der Ruhe bringen und verkürzte zur Pause auf 3:4. Kurz nach Wiederanpf­iff ging er nach Rolle 5:4 in Führung um kurz danach wieder 5:7 zurückzuli­egen. Aber Aufgeben ist für den Jenaer keine Option. Erst erzielte er am Mattenrand einen Punkt und 20 Sekunden vor dem Ende holte er zwei weitere Wertungspu­nkte zur 8:7 Führung. Knobloch legte nochmal alles in die Waagschale und griff wütend an, doch der Gong rettete den Jenaer und ein Punkt wanderte auf das Mannschaft­skonto.

Slava Popov stellte sich wiederholt in den Dienst der Mannschaft und kämpfte eine Gewichtskl­asse höher gegen Doa Küksar. Der Berliner agierte clever und abgezockt und ließ dem sympathisc­hen Jenaer keine Chance. Mit Beinangrif­fen erarbeitet­e er sich Punkt für Punkt und gewann technisch überlegen. Endstand 19:13 für den KSC Motor Jena. (red)

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Foto: Jürgen Scheere Routiniert und clever gewann der Jenaer Hasan Ismail (in Rot) gegen den Berliner Friedrich Schröder.
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Er stellte die Weichen endgültig auf Sieg: der Jenaer Mario Koch.

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