Thüringische Landeszeitung (Jena)
„Sandmann, lieber Sandmann...“
Geburtsort des Autoren Walter Krumbach plant einen Themenpfad – Tochter: „Frau Elster war seine Lieblingsfigur“
Das Sandmännchen-Lied kennt deutschlandweit wohl jedes Kind. Doch kaum jemand weiß, wer es geschrieben hat. Der Ort Groß Schönebeck im Bundesland Brandenburg will nun an den Autoren Walter Krumbach erinnern. Anlass ist sein 100. Geburtstag im nächsten Jahr.
„Frau Elster war Vaters Lieblingsfigur“, erzählt Anne Tausch lächelnd. Sie ist die Tochter des Kinderbuchautoren und Sandmännchen-Dichters Walter Krumbach. An einer Scheune in dem Ort Groß Schönebeck entsteht gerade ein riesiges Wandbild mit dem streitsüchtigen Federvieh. Dass der Ort damit jetzt an ihren Vater erinnert, der mit seiner Familie 30 Jahre lang in der Schorfheide-Gemeinde lebte, freut sie. Zumal die 62-jährige Försterin im Ruhestand nicht ganz unschuldig daran ist.
„Sie hat uns erst auf die Idee gebracht“, erzählt Rainer E. Klemke vom Bürgerverein Groß Schönebeck. Als vor wenigen Jahren ein bis dahin namenloser Weg an der Kita „Borstel“– ebenfalls eine Krumbach-Figur – nach dem Kinderbuchautoren benannt wurde, erzählte Anne Tausch von dem bevorstehenden Jubiläum: Am 1. April 2017 wäre ihr 1985 in Groß Schönebeck verstorbener Vater 100 Jahre alt geworden. In der Folge entstand im Verein das Projekt eines Krumbach-Themenpfades durch den 1756-Einwohner-Ort.
Nicht nur mit dem Wandbild werden die bekanntesten Krumbach-Figuren verewigt. Sie sollen auch auf dem Erlebnisweg, geschnitzt aus Robinienholz, quasi wiederauferstehen. Allein 200 Episoden von „Fuchs und Elster“im Abendgruß des DDRFernsehens stammen aus seiner Feder, zudem rund 90 Kinderbücher. Das erste, ein Vogelbilderbuch, schrieb er bereits 1952.
Krumbachs größter Erfolg aber war das 1956 entstandene „Sandmännchenlied“. „Anhand dessen, wie Walter Krumbach den Sandmann beschrieb, entstand später die Figur. Auch den Charakter weiterer Helden aus den Sandmann-Geschichten, wie eben Fuchs und Elster, aber auch Schnatterinchen und Meister Nadelöhr hat er geprägt“, erklärt Rainer Klemke.
Weitervererbt hat Krumbach sein Talent nicht, sagt Tausch, deren zwei ältere Geschwister nicht mehr leben. „So wie er liebe ich allerdings die Natur und spreche gern in Reimen“, bekennt sie. Das Verseschmieden habe der Vater gern zelebriert, um die Mutter zu ärgern, erinnert sie sich. Ihr 1955 bezogenes Elternhaus im Groß Schönebecker Hirschweg habe inzwischen andere Besitzer.
Lediglich eine hölzerne Gedenktafel im Vorgarten erinnert seit fünf Jahren an die früheren Bewohner. Außer den Kinderbüchern des Vaters,sind der 62Jährigen nicht viele gegenständliche Erinnerungen geblieben. „Meine Mutter hat nach Vaters Tod sämtliche Unterlagen weggeworfen.“