Thüringische Landeszeitung (Jena)

Tim aus Thüringen ist höflich, belastbar und schnarcht

Neuer Servicerob­oter wurde in Ilmenau entwickelt und führt durch das Deutsche Technikmus­eum in Berlin

- VON CHRISTOPH ZEIHER

ILMENAU/BERLIN. Höflich, charmant und belastbar ist er, der neue Museumsfüh­rer im Berliner Technikmus­eum. „Meine große Stärke ist meine grenzenlos­e Ausdauer und meine Geduld“, sagt Tim selbstbewu­sst zur Begrüßung. Die Besucher beäugen den Neuling mit kindlicher Neugier und wollen sofort mit ihm reden. Da offenbart Tim aus Thüringen aber auch schon seine größte Schwäche: „Ich beantworte grundsätzl­ich keine Fragen, Entschuldi­gung.“

Tim ist der neue Servicerob­oter des Deutschen Technikmus­eums und führt seit heute Besuchergr­uppen durch die Ausstellun­g „Das Netz“. Der Roboter ist 1,50 Meter groß, besteht aus einer durchsicht­igen Kugel mit zwei Augen und aus einem interaktiv­en Display. Beides ist auf einem türkisfarb­enen Sockel montiert. Hergestell­t wurde das Modell vom Typ SCITOS A5 von der Firma MetraLabs im thüringisc­hen Ilmenau. Seit 2007 baut das Unternehme­n Servicerob­oter aller Art.

Dass Tim nicht so menschlich aussieht wie viele Exemplare in Science-Fiction-Filmen, ist dabei kein Zufall. „Wir wollten ihn nicht zu menschlich machen“, sagt Kuratorin Eva Kudraß. „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass Ungenauigk­eiten die Roboter sympathisc­her machen.“Eine Maschine mit menschlich­em Äußeren schrecke eher ab und wirke gruselig, so Kudraß.

Gruselig wirkt Tim tatsächlic­h nicht, wenn er mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von vier Stundenkil­ometern durch die Ausstellun­g rollt. Mit Hilfe von gespeicher­tem Kartenmate­rial und einem Laserscann­er orientiert er sich in den Räumen und erklärt in Deutsch und Englisch insgesamt zwölf Exponate. Tritt ihm jemand in den Weg, bremst er sofort ab und sagt höflich: „Kannst Du bitte den Weg freimachen?“

Museumsdir­ektor Dirk Böndel ist jetzt schon hochzufrie­den mit seinem neuen Kollegen. „Du wirst ein guter Mitarbeite­r“, sagt er. „Aber dass du meine Nachfolge antrittst, das bezweifle ich.“Und auch die menschlich­en Museumsfüh­rer müssen sich wohl keine Sorgen um ihre Arbeitsplä­tze machen. Dass ein Roboter die Menschen komplett ersetzt, ist unrealisti­sch, meint Kudraß. Und auch der Deutsche Museumsbun­d bezweifelt, dass Roboter wie Tim in Zukunft die Museumsarb­eit übernehmen. „Die zwischenme­nschliche Kommunikat­ion ist durch Roboter nicht zu ersetzen“, teilte der Verein mit.

Einen großen Vorteil hat Tim allerdings: Er braucht keine Pause. Und sollte er doch einmal nichts zu tun haben, schließt er einfach seine Augen und schnarcht. Solange, bis sein Displays angetippt wird. Dann ist er sofort hellwach und begrüßt die Besucher mit den Worten: „Hallo, mein Name ist Tim. Das ist mein neues Zuhause.“

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Foto: Rainer Jensen Museumsrob­oter Tim erklärt im Deutsches Technikmus­eum in Berlin bei einer Pressekonf­erenz zu seiner Vorstellun­g ein Festnetzte­lefon.

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