Thüringische Landeszeitung (Jena)
Tim aus Thüringen ist höflich, belastbar und schnarcht
Neuer Serviceroboter wurde in Ilmenau entwickelt und führt durch das Deutsche Technikmuseum in Berlin
ILMENAU/BERLIN. Höflich, charmant und belastbar ist er, der neue Museumsführer im Berliner Technikmuseum. „Meine große Stärke ist meine grenzenlose Ausdauer und meine Geduld“, sagt Tim selbstbewusst zur Begrüßung. Die Besucher beäugen den Neuling mit kindlicher Neugier und wollen sofort mit ihm reden. Da offenbart Tim aus Thüringen aber auch schon seine größte Schwäche: „Ich beantworte grundsätzlich keine Fragen, Entschuldigung.“
Tim ist der neue Serviceroboter des Deutschen Technikmuseums und führt seit heute Besuchergruppen durch die Ausstellung „Das Netz“. Der Roboter ist 1,50 Meter groß, besteht aus einer durchsichtigen Kugel mit zwei Augen und aus einem interaktiven Display. Beides ist auf einem türkisfarbenen Sockel montiert. Hergestellt wurde das Modell vom Typ SCITOS A5 von der Firma MetraLabs im thüringischen Ilmenau. Seit 2007 baut das Unternehmen Serviceroboter aller Art.
Dass Tim nicht so menschlich aussieht wie viele Exemplare in Science-Fiction-Filmen, ist dabei kein Zufall. „Wir wollten ihn nicht zu menschlich machen“, sagt Kuratorin Eva Kudraß. „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass Ungenauigkeiten die Roboter sympathischer machen.“Eine Maschine mit menschlichem Äußeren schrecke eher ab und wirke gruselig, so Kudraß.
Gruselig wirkt Tim tatsächlich nicht, wenn er mit einer Höchstgeschwindigkeit von vier Stundenkilometern durch die Ausstellung rollt. Mit Hilfe von gespeichertem Kartenmaterial und einem Laserscanner orientiert er sich in den Räumen und erklärt in Deutsch und Englisch insgesamt zwölf Exponate. Tritt ihm jemand in den Weg, bremst er sofort ab und sagt höflich: „Kannst Du bitte den Weg freimachen?“
Museumsdirektor Dirk Böndel ist jetzt schon hochzufrieden mit seinem neuen Kollegen. „Du wirst ein guter Mitarbeiter“, sagt er. „Aber dass du meine Nachfolge antrittst, das bezweifle ich.“Und auch die menschlichen Museumsführer müssen sich wohl keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. Dass ein Roboter die Menschen komplett ersetzt, ist unrealistisch, meint Kudraß. Und auch der Deutsche Museumsbund bezweifelt, dass Roboter wie Tim in Zukunft die Museumsarbeit übernehmen. „Die zwischenmenschliche Kommunikation ist durch Roboter nicht zu ersetzen“, teilte der Verein mit.
Einen großen Vorteil hat Tim allerdings: Er braucht keine Pause. Und sollte er doch einmal nichts zu tun haben, schließt er einfach seine Augen und schnarcht. Solange, bis sein Displays angetippt wird. Dann ist er sofort hellwach und begrüßt die Besucher mit den Worten: „Hallo, mein Name ist Tim. Das ist mein neues Zuhause.“