Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wie die Verantwort­ung nach unten delegiert wird

Ostthüring­er Erinnerung­en an den Fall Rositz im Altenburge­r Land und den Wirbel um die Einstufung der Plothener Teiche

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Claus Irmscher aus Ziegenrück schreibt zu Rositz:

Selbst der aufmerksam­ste Zeitungsle­ser ist nicht in der Lage, rechtzeiti­g alle Fehlentsch­eidungen zu erkennen, die hinter den Kulissen verbockt werden. Da tritt die DDR 1990 der Bundesrepu­blik bei und man glaubt, dass damit auch die Altlasten der DDR von der erweiterte­n Republik übernommen werden. Weit gefehlt! Nicht der Bund kümmert sich im Falle von Rositz, sondern das Land Thüringen bekommt den Hut aufgesetzt, als ob die drei aufgelöste­n Bezirke Erfurt, Gera und Suhl die ganze DDR gewesen wären. Aber wir leben im Föderalism­us, in dem die ehemals staatliche Verantwort­ungslosigk­eit der größten DDR aller Zeiten nun auf ein Fünftel des Altterrito­riums abgeschobe­n werden darf.

Damit jedoch nicht genug: Es wird der schwarze Peter von den vereinigte­n drei Bezirken, die sich nun Freistaat nennen, noch weiter nach unten delegiert, nämlich auf den Landkreis Altenburge­r Land. Dieser hatte in Zeiten der Diktatur die geringste Kompetenz, nämlich keine.

Es war ähnlich wie bei der Schulschli­eßung in Ziegenrück. Die DDR hat sie gebaut, der Ort muss damit fertig werden. Wer tut so was? Ausgerechn­et die CDU, die unchristli­ch auf der Not des Landkreise­s herumtramp­elt. Und wer hat dies damals „forciert“? Jener Minister Jürgen Reinholz, der schon bei Einstufung der Plothener Teiche diese in boshafter Ignoranz kühn zu Talsperren umgewidmet hat: „Es ist, Herr Minister, ein Plothener Teich/keine Talsperre, sondern ein Fischzucht­bereich./Ihn füllt mit Gottes Segen/vom Himmel nur der Regen./Auch wird, Herr Kleinholz, aus Fisch kein Fleisch.“(Aus der Satire: „Panoptikum der Worte“, 2014, Espero-Verlag)

Im Falle Rositz wusste er genau Bescheid und behandelte störrisch den ärmlichen Landkreis wie ein Gutsherr die Knechte und Mägde. Ob es wohl daran lag, dass mit Frau Sojka eine Linke den Landkreis führt? Man hört, er wäre jetzt parteiund fraktionsl­os und nur noch ein einfacher Abgeordnet­er. Ist er gegangen oder gegangen worden? Richtet er dadurch weniger Schaden an und sichert sich nur die Diäten? Gleich viel. In meinen Augen war er ein übler Parteisold­at und bleibt ein unfähiger Vertreter des Parlaments. Solche Leute bringen die Institutio­n in Verruf, die man gut um diese verkleiner­n könnte.

Ein Lob gebührt der grünen Umweltmini­sterin Anja Siegesmund, die die Konsequenz­en nicht scheut und das Landesverw­altungsamt beauftragt, das wiederum die Linken am liebsten abschaffen wollen. Was für ein Tohuwabohu! Haben wir keine fähigen Volksvertr­eter?

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