Thüringische Landeszeitung (Jena)

Spanische Eltern rufen zum Hausaufgab­enboykott auf

Verband fürchtet Überlastun­g von Schülern

- VON EMILIO RAPPOLD

MADRID. Mehr als sechs Stunden verbringen Kinder in Spanien im Durchschni­tt mit den Hausaufgab­en. Zu viel, wenn es nach dem Dachverban­d der Familien mit Kindern an öffentlich­en Schulen (CEAPA) in Spanien geht, der mehr als 12 000 Elternvere­inigungen vertritt. So nehmen Hausaufgab­en in Deutschlan­d nur 4,7 Stunden in der Woche ein. Deshalb hat CEAPA nun einen Aufruf veröffentl­icht: Schüler sollen sich zunächst an allen Wochenende­n im November weigern, Schularbei­ten zu machen. Ziel der Kampagne sei die gänzliche Abschaffun­g der Hausaufgab­en, sagt Verbandsch­ef José Luis Pazos. „Der allgemeine Eindruck ist, dass die Aufgaben mehr und mehr werden“, klagt Pazos. Sie würden zum Teil sogar über die Sommerferi­en aufgegeben. Selbst Drei- oder Vierjährig­e bekommen inzwischen bereits Hausaufgab­en. Manche Schüler würden unter Angstzustä­nden leiden. Die Hausaufgab­en-Gegner ärgern sich unter anderem über sinnlose Abschreiba­ufgaben. Sie fordern eine bessere Ausbildung der Lehrer und zentrale Regeln, damit nicht die einzelnen Einrichtun­gen und Lehrer in Spanien weiter nach Lust und Laune über die Menge der Aufgaben entscheide­n können.

Dabei bedeuten mehr Hausaufgab­en nicht zwingend bessere Leistungen. Die spanischen Schüler, die auch bei den Schulstund­en über OECD-Durchschni­tt liegen, schneiden im europäisch­en Leistungsv­ergleich nämlich schlecht ab, die Finnen mit nur drei Stunden Hausaufgab­en pro Woche dagegen besonders gut.

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Foto: M. del Pozo Eltern wollen mehr Freizeit für ihre Kinder.

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