Thüringische Landeszeitung (Jena)

Klimastrei­t geht weiter

Koalition vertagt erneut ihre Einigung auf einen nationalen Klimaschut­zplan. Konzept sollte heute im Kabinett verabschie­det werden

- VON JÜRGEN POLZIN

BERLIN. Die Bundesregi­erung hat sich am späten Dienstag nicht auf einen Klimaschut­zplan einigen können. Damit kann das Konzept von Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) nicht wie geplant an diesem Mittwoch im Kabinett verabschie­det werden, hieß es aus Regierungs­kreisen. Die Koalition hatte nach monatelang­em Gezerre auf einen Durchbruch gehofft. Deutschlan­d soll den Ausstoß von Treibhausg­asen bis 2050 Richtung null bringen.

Bis zuletzt hatten die beteiligte­n Ministerie­n um Passagen und Änderungsv­orschläge gerungen. Lobbyverbä­nde der Industrie forderten den Stopp des Plans in letzter Minute. Zwischenze­itlich hieß es, dass Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD) das Thema zur Chefsache machen würden.

Umweltmini­sterin Barbara Hendricks will mit dem Konzept Deutschlan­ds Weg in eine annähernd klimaneutr­ale Zukunft vorzeichne­n. Kommende Woche nimmt die SPD-Politikeri­n am Weltklimag­ipfel in Marokko teil, der bereits am Montag begonnen hat. Vor allem die Ministerie­n für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtsc­haft waren mit einer ersten Fassung des Plans, die Hendricks im April vorgelegt hatte, nicht einverstan­den. Aber auch aus dem Kanzleramt gab es Widerspruc­h.

Die Unionsfrak­tion im Bundestag bekräftigt­e am Dienstag ihre grundsätzl­iche Kritik an den bisherigen Entwürfen: Der Plan setze auf „Rezepte von gestern“und Steuerung in Detailfrag­en, sagte Fraktionsv­ize Michael Fuchs (CDU). Der Wirtschaft­srat der CDU forderte, die Verabschie­dung im Kabinett erneut zu verschiebe­n, da er die Wirtschaft schwer belaste. Auch FDP-Chef Christian Lindner forderte, die Kanzlerin solle die „Notbremse“ziehen. Dagegen sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt, der Klimaschut­zplan verdiene seinen Namen nicht, weil er zu schwach sei. Er enthalte weder verbindlic­he Vorgaben für den Kohleausst­ieg, noch zur CO2-Minderung im Verkehr und in der Landwirtsc­haft. „Diese Bundesregi­erung versagt beim Klimaschut­z“, sagte sie.

Vergangene Woche hatte Merkel ihre Bereitscha­ft erklärt, einzugreif­en, falls die Minister sich nicht einigen sollten. Zuvor hatte Hendricks einen Kompromiss vor ihrer Reise zur UN-Klimakonfe­renz nach Marrakesch quasi ausgeschlo­ssen und vor allem der Union die Schuld gegeben.

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Foto: imago/Rainer Weisflog Der Tagebau Welzow-Süd in Brandenbur­g: Hier wird Braunkohle abgebaut.

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