Thüringische Landeszeitung (Jena)
Trumps Triumph
So schnell geht die Welt nicht unter
Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten ist 70 Jahre alt und Berufseinsteiger; er ist schwerreich und zugleich arm an Empathie. Seine Wahl löst Entsetzen aus, aber entsetzt waren vor allem Wähler in den USA, weil sich ihr Land anders entwickelt hat, als sie sich das selbst erträumten. Überraschung! Donald Trump zieht ins Weiße Haus ein, also jener Mann, der zuerst belächelt, bald bestaunt wurde und vor dem sich jetzt viele fürchten. Der Mann ist ein Phänomen.
Mit dem Wahlsieg von Donald Trump ist bewiesen: Gefühle zählen mehr als Fakten. Deren Wirkung kann Berge versetzen. Schon das Versprechen, Amerika wieder groß zu machen, hat Wähler an die Urnen getrieben, die normalerweise nichts von einem Chauvinisten halten, der öffentlich damit kokettiert, kaum Steuern zu zahlen. Es ist ein AntiPolitiker, der demnächst das mächtigste Land der Welt regiert. Im Grunde haben sich die USAmerikaner gegen alles, was sie kennen, und für einen Neuanfang entschieden. Sie setzen ihre Hoffnung in einen Menschen, den zumindest eines auszeichnet: Mit politischen Skandalen der Vergangenheit hat er nichts zu tun. Insofern wünschen sie sich lediglich die „guten alten Zeiten“zurück. Irgendwie ist das menschlich.
Donald Trump ist als Sieger aus einer demokratischen Wahl hervorgegangen. Das ist zu respektieren. Und wenn man‘s positiv betrachten will: Vielleicht kann seine Wahl einen Selbstreinigungsprozess einleiten, den all jene erwarten, die mit dem „System“in der ältesten Demokratie der Welt nicht mehr einverstanden sind.
Trumps Triumph bedeutet nicht den Untergang der Welt. Kein Grund zur Panik. Aber wundern darf man sich schon.