Thüringische Landeszeitung (Jena)
Brisanten Themen an Thüringer Schulen auf der Spur
Die besten Schülerzeitungen des Bundeslandes wurden gestern in Erfurt ausgezeichnet
ERFURT. Zeitungen sind nichts für junge Leute? Schüler informieren sich nur per Handy im Internet? Mag sein, aber ausgedient hat die traditionelle Zeitung auf Papier selbst für Jugendliche noch nicht. Die Redaktionen von knapp 30 Schülerzeitungen an Grund- und Förderschulen wie Regelschulen und Gymnasien haben sich in diesem Jahr um den Thüringer Schülerzeitungspreis beworben – gestern wurden im Erfurter Kindermedienzentrum die Gewinner gekürt. Neben Bildungsministerin Birgit Klaubert gratulierten die Chefredakteure von TLZ, TA und OTZ ihren jungen Kollegen.
Die gestandenen Journalisten zeigten sich dabei beeindruckt von den lebendigen Reportagen, kritischen Interviews und sachlichen Berichten der Kinder und Jugendlichen. Die Mediengruppe Thüringen hatte drei Sonderpreise im Wert von je 300 Euro ausgelobt. Die Förderpreise enthalten ein vierwöchiges Zeitungsabonnement, einen Workshop der Jugendpresse Deutschland zum Thema „Medien machen“, bei dem die Bausteine individuell ausgewählt werden können, sowie eine Druckhausund Redaktionsführung.
Einen der Sonderpreise hat die Redaktion der Schülerzeitung „Wazz up“der Regelschule Helene Lange aus Friedrichroda gewonnen. Sie überzeugte die Jury mit ihrem Heft zum Thema „Mobbing“. Diesen Mut und den Umgang mit dem brisanten Thema lobte TA-Chefredakteur Johannes M. Fischer. „Ich finde es toll, wie vielseitig die Redaktion das schwierige Thema ‚Mobbing in der Schule‘ umgesetzt hat. Journalistisch, wissenschaftlich, spielerisch, grafisch – diese Umsetzung wird nahezu allen Ansprüchen einer großen Tageszeitung gerecht. Selbst dem Service-Charakter einer modernen Zeitung wurde Rechnung getragen – mit Ansprechpartnern und Verhaltenstipps.“Aber auch darüber hinaus haben die jungen Redakteure begeistert: „Die Redaktion“, lobt der TA-Chefredakteur, „stellt Wissenswertes aus dem Schulalltag wie die Schüler selbst in den Mittelpunkt, präsentiert die Texte und Illustrationen ästhetisch anspruchsvoll und strotzt vor Experimentierfreude.“
Auch die rein weibliche Redaktion der Schülerzeitung „Hereinspaziert“der Staatlichen Grundschule Gefell konnte sich über einen Gutschein der Mediengruppe Thüringen und viel Lob freuen. Wolfgang Schütze, der stellvertretende Chefredaktur der OTZ, fand in dem Jahrgangsheft alle wichtigen Elemente der Tageszeitung wieder. Und entdeckte auf den über 80 Seiten viel Lesestoff: „Wer alles gelesen hat, weiß, was an der Grundschule Gefell in den vergangenen Monaten passiert ist.“
Kein belehrender Zeigefinger
Also spielen die neuen Medien bei jungen Leuten gar keine so große Rolle? Doch, entgegnete TLZ-Chefredakteur Nils Kawig, und übergab einen Förderpreis an die Internet-Schülerzeitung „Zeigefinger“des Evangelischen Schulzentrums Mühlhausen. In der Form eines Online-Tagebuchs veröffentlichen dort die Redaktionsmitglieder ihre Artikel, Kommentare, Berichte und Hinweise. Aber, so TLZ-Chefredakteur Kawig, „niemals mit erhobenem, belehrendem Zeigefinger, sondern eher mit einem helfenden Zeigefinger, der auf Wichtiges, Kritisches oder Wissenswertes hinweist.“
Organisiert wurde der Wettbewerb vom Jugendpresse-Netzwerk Thüringen, einem Verbund der jungen Medienmacher in Thüringen. Dort werden die jungen Journalisten betreut und angelernt – Lehrer und Direktoren sollten sich ihrer Sache also nicht so sicher sein...
Bis zum 30. November können sich alle Thüringer Schülerzeitungen beim bundesweiten Wettbewerb bewerben.