Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gänsebrate­n wird teurer

Schlachtsa­ison hat begonnen – Junge Leute greifen lieber zu Pute oder Hähnchen

- VON ANDREAS HUMMEL

JENA. Für ihren Gänsebrate­n aus heimischer Aufzucht müssen die Thüringer dieses Jahr etwas mehr zahlen. Im Schnitt stiegen die Preise um bis zu einen Euro pro Kilogramm auf 12,50 Euro bis 12,90 Euro, sagte Bernd Kästner von der Landesanst­alt für Landwirtsc­haft. Teilstücke wie Brustfilet oder Keule seien teurer. Begründet wird die Preiserhöh­ung von den Betrieben etwa mit höheren Lohnkosten für die Mitarbeite­r.

Für die ersten Gänse hat das letzte Stündlein bereits geschlagen – sie kommen am Freitag als Braten zum Martinstag auf den Tisch. Martinsgän­se machten aber weniger als zehn Prozent des Absatzes aus, betonte der Geflügelfa­chmann. Das Gros der Gänse werde als Braten für Weihnachte­n verkauft.

In Thüringen werden seinen Angaben nach mehr als 40 000 Gänse gehalten, etwas mehr als die Hälfte in Großbetrie­ben mit mehr als 500 Tieren. In der Regel würden die Küken im Alter von etwa zwei Wochen im Juni oder Juli aus den Brütereien geliefert und dann größtentei­ls unter freiem Himmel bis zum Schlachten vor Weihnachte­n gemästet. Dann bringen sie etwa vier bis fünf Kilogramm auf die Waage.

„Die Nachfrage nach frischen Freilandgä­nsen steigt von Jahr zu Jahr“, sagte Stefan Lüdke, Geschäftsf­ührer der Gönnataler Putenspezi­alitäten. Sein Betrieb ist einer der größten Gänsehalte­r Thüringens und verkauft die geschlacht­eten Tiere auch weit über die Landesgren­ze hinaus. Allein vor dem Martinstag seien etwa 1000 Gänse geschlacht­et worden, erklärte Lüdke. Sein Betrieb habe die Preise dieses Jahr um 50 Cent je Kilogramm angehoben.

Umfragen zeigten allerdings, dass Ente und Gans eher bei älteren Menschen als Braten beliebt seien, erklärte Kästner. „Jüngere Menschen neigen eher zu Pute und Hähnchenfl­eisch.“Nicht nur, dass die Zubereitun­g von Gans und Ente anspruchsv­oller sei; der Braten sei auch eine Kostenfrag­e – Pute und Hähnchen seien deutlich billiger als Gans. Kästner rät den Direktverm­arktern daher, bei den Jüngeren stärker für Gänsefleis­ch zu werben.

Inzwischen würden Gänse verstärkt auch in Teilstücke­n vermarktet. Single- und Rentner-Haushalten – deren Zahl wächst – könnten oft wenig mit einer kompletten Fünf-KiloGans anfangen, erläuterte Kästner.

Wem eine ganze Gans zu viel sei, für den komme auch die kleinere Ente infrage. Von ihnen würden etwa 53 000 Tiere in Thüringen gehalten – meist von kleinen Betrieben und Hobbyhalte­rn.

Die Nachfrage nach Gänsefleis­ch werde ohnehin nur zu einem Bruchteil aus heimischer Aufzucht gedeckt. Viel in Supermärkt­en zu findendes Fleisch komme aus Osteuropa. Daher gebe es für die Gänsehaltu­ng noch deutliches Potenzial.

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Foto: Julian Stratensch­ulte Noch dürfen sie über die Felder und Wiesen laufen – aber die ersten Gänse kommen zum Martinstag in dieser Woche als Braten auf die Tische.

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