Thüringische Landeszeitung (Jena)
Jenaer Innenverteidiger mit größter Ausdauer
RegionalligaSpitzenreiter FC Carl Zeiss kooperiert mit dem Uniklinikum Halle, um eine bestmögliche Fitness seiner Spieler zu erreichen
JENA. Sven Reimann tropft der Schweiß von der Stirn: Der Jenaer Fußballer läuft 18 Kilometer pro Stunde auf dem Laufband. Wissenschaftler stehen neben ihm, um im richtigen Moment einen Tropfen Blut zu zapfen.
„Das analysieren wir gleich vor Ort“, sagt Lars Reinhardt, Sportwissenschaftler beim FC Carl Zeiss, und deutet auf ein Gerät, das nach wenigen Minuten einen Laktatwert ausgibt. Laktat als das Salz der Milchsäure gilt als ein Indikator für körperliche Leistungsfähigkeit.
Der Regionalligist testete gestern die Spieler der ersten Mannschaft, wie es um ihre Grundausdauer steht. Bei verschiedenen Geschwindigkeiten liefen die Sportler in Summe 4,8 Kilometer. Reinhardt protokollierte nicht nur die Laktatwerte bei verschiedenen Belastungsstufen, sondern zeichnete zugleich die Herzfrequenz auf.
René Schwesig, Professor am Universitätsklinikum Halle, leitet den Test. Er bittet die Sportler wegen der kontrollierten Bedingungen bewusst auf das Laufbahn. „Hier ist garantiert, dass sie sich mit der vorgegebenen Geschwindigkeit bewegen“, erklärt er. Im Gegensatz zu früheren Tests, die auf der Laufbahn stattgefunden haben. Zwar gab es dabei Geschwindigkeitsvorgaben, aber die Spieler hatten nur die Orientierung anhand eines Pieptones. „Außerdem gibt es drinnen keine äußeren Einflüsse wie große Hitze oder Wind.“
Aus den Ergebnissen lassen sich laut Schwesig Rückschlüsse auf die Ausdauer ziehen. „Die Erkenntnisse arbeiten wir in den Trainingsplan ein“, sagt Trainer Mark Zimmermann. Bei Laufeinheiten gruppiert er Fußballer mit ähnlichen Leistungsdaten, damit sie im optimalen Bereich trainieren. Zudem stellt der anhand der Resultate die Hausaufgabenpläne für die Weihnachtsferien zusammen.
Rein auf die Grundausdauer bezogen, lobt Schwesig die Jenaer Mannschaft. „Viele sind im grünen Bereich.“Ganz vorn bei der ersten Untersuchung im Sommer landeten Zimmermann zufolge Innenverteidiger Justin Gerlach, Stürmer Manfred Starke und Sechser Niclas Erlbeck. Doch Grundausdauer sei nicht alles: Am nächsten Montag steht noch ein fußballspezifischer Leistungstest mit Sprints, Dribblings, Torschuss und Slalomlauf an, bei dem zwischendurch auch Laktatuntersuchungen stattfinden. Dieser in Halle entwickelte Test bilde die wechselnden Belastungen aus den Spielen besser ab, sagt der Professor. Er lobt die Jenaer Verantwortlichen, dass sie innovative Methoden einsetzen. „Sie sind offen für neue Wege“, sagt Schwesig. „Und die Ergebnisse werden nicht weggeheftet, sondern fließen wirklich ein.“
In Gruppen zu drei Spielern absolvierten die Fußballer den Test. Sechs Stunden war das Team im Fitnessstudio Pom zu Gast – möglicherweise liegt in der Akribie ein Mosaikstein für die derzeitige Erfolgsserie.