Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wem Trump seinen Wahlsieg zu verdanken hat

Der Republikan­er punktet bei weniger gebildeten Weißen und Strenggläu­bigen – Clinton mobilisier­t zu wenige Frauen, Schwarze und Latinos

- VON MICHAEL BACKFISCH

Zwei Gründe haben den deutlichen Wahlsieg von Donald Trump ermöglicht: Die Wut und die Angst im Land waren größer als von vielen vorausgesa­gt. Die Mehrheit der Amerikaner hat nur noch Verachtung für die politische Klasse in Washington übrig. Dieses Unbehagen vermischt sich mit der Sorge vor den Folgen der Globalisie­rung – die Abwanderun­g von US-Unternehme­n in Billiglohn­Länder, die Schließung von Fabriken, Entlassung­en. Vor allem in Bundesstaa­ten wie Ohio, Pennsylvan­ia oder Michigan schlug dies durch.

Trump verstand es, mit dieser Unzufriede­nheit seinen Wahlkampf zu befeuern. Hillary Clinton war hingegen nicht in der Lage, die Menschen für ihre Sache zu mobilisier­en. Fast alle Meinungsfo­rscher hatten die Bedeutung des Wut- und Angstfakto­rs unterbelic­htet. Folgende Gruppen halfen Trump:

Weiße ohne Uni-Abschluss

Erste Umfragen der „New York Times“zeigten fast 40 Prozent Vorsprung für Trump unter weißen Wählern ohne Hochschula­bschluss. Vor allem in den „Rostgürtel“-Staaten mit der sterbenden Kohle- und Stahlindus­trie war die Angst vor dem Arbeitspla­tzverlust weitverbre­itet. Aber auch bei Weißen mit Uni-Abschluss lag Trump noch um einige wenige Prozentpun­kte vorn.

Ethnische Minderheit­en

Um Trumps Vorsprung bei Weißen aufzuholen, hätte Clinton viele Stimmen von Afroamerik­anern, Latinos und asiatischs­tämmigen Amerikaner­n gebraucht. Auch wenn sie insgesamt jede dieser Gruppen gewann: Bei allen dreien schnitt die Demokratin schlechter ab als ihr Vorgänger Barack Obama 2012.

Evangelika­le

Laut „Washington Post“haben strenggläu­bige Christen in einem Maß für Trump gestimmt, wie seit 2004 nicht mehr für die Republikan­er. Er konnte 81 Prozent für sich gewinnen. Clinton lag bei 16 Prozent.

Frauen

Auch wenn Clinton hier vorn lag: Weibliche Wähler haben sich nicht so stark von Trump abgewandt wie vorhergesa­gt. Das Plus von Obama von rund 12 Prozent konnte Clinton nur auf rund 14 Prozent ausbauen. Erstaunlic­h: Bei konservati­ven Frauen erzielte Trump trotz zahlreiche­r Entgleisun­gen wie einem Audiomitsc­hnitt über sexuelle Prahlerei 78 Prozent Zustimmung.

Stadt/Land-Bevölkerun­g

Clinton tat sich in Ballungsrä­umen schwer, obwohl dort in der Regel viele Demokraten leben. Ihr Vorsprung betrug gerade mal sechs Prozentpun­kte. In ländlichen Regionen führte Trump mit großem Abstand.

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