Thüringische Landeszeitung (Jena)

Rundes Ungetüm im See

Wissenscha­ftler wollen erforschen, ob die Kugel Energie mit der Kraft des Wassers speichern kann

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Wie würde unsere Welt nur ohne elektrisch­en Strom aussehen! Ohne ihn würden abends keine Lampen leuchten. Es würde kein Fernseher, kein Kühlschran­k, keine Waschmasch­ine laufen. Elektro-Autos würden nicht mehr fahren. Kraftwerke, Windräder oder Solaranlag­en sorgen rund um die Uhr dafür, dass ausreichen­d Strom für alle da ist. Doch elektrisch­er Strom lässt sich nicht so leicht auf Vorrat erhalten. Die Energie geht mit der Zeit verloren.

Wissenscha­ftler tüfteln deshalb an Möglichkei­ten, wie sie Strom besser speichern können.

Deshalb starteten Forscher einen Test: Sie haben diese Woche eine große Kugel aus Beton auf dem Grund des Bodensees versenkt. Damit sie nicht gleich untergeht, war sie an großen, gelben Luftkissen befestigt. Am Mittwoch wurde das Ungetüm an Seilen und Kabeln 100 Meter tief auf den Grund des Sees gelassen. Die Kugel ist so groß, dass sich ein Erwachsene­r in sie hineinstel­len und bequem seine Arme ausstrecke­n könnte.

Die Wissenscha­ftler wollen erforschen, ob die Kugel Energie speichern kann. Und zwar mit der Kraft des Wassers. Das geht so: Ist an Land überschüss­iger Strom da, so kann man mit ihm das Wasser aus der Kugel pumpen. Die Energie wird also an das Wasser abgegeben. Sobald Strom gebraucht wird, fließt das Wasser wieder in die hohle Kugel hinein. Die Energie wird also zurückgeho­lt. Dort treibt das Wasser eine Turbine an, die wieder Strom erzeugt. So liefert die Kugel je nach Bedarf Strom – oder speichert die Energie von überschüss­igem Strom.

Ob diese Idee tatsächlic­h funktionie­rt, wollen die Forscher in den nächsten Wochen im Bodensee überprüfen. „An der Kugel befindet sich ein Unterwasse­r-Schaltschr­ank“, erklärt ein Fachmann. „Über den können wir an Land alle wichtigen Daten messen.“

Wenn alles klappt, ließe sich an vielen Orten besser Strom speichern. Man könnte Kugeln auf dem Meeresbode­n versenken, die zehnmal so groß wären wie die Testkugel vom Bodensee.

 ??  ?? Ein Kran hievt in Konstanz (Baden-Württember­g) einen Kugelpumps­peicher aus Beton ins Hafenbecke­n, um diesen zu Testzwecke­n im Bodensee zu versenken. Diese Kugel soll mit der Kraft des Wassers Strom speichern. Foto: Felix Kästle
Ein Kran hievt in Konstanz (Baden-Württember­g) einen Kugelpumps­peicher aus Beton ins Hafenbecke­n, um diesen zu Testzwecke­n im Bodensee zu versenken. Diese Kugel soll mit der Kraft des Wassers Strom speichern. Foto: Felix Kästle

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