Thüringische Landeszeitung (Jena)

Feuer im Wohnhaus: Mann harrt im Rauch auf dem Dach aus

Die 34 Bewohner des Gebäudes in Apolda sind jetzt obdachlos – Brandursac­he muss noch ermittelt werden

- VON SASCHA MARGON

Dramatisch­e Minuten erlebte gestern ein Bewohner eines Mehrfamili­enhauses in Apoldas Erfurter Straße 1, in dem kurz nach 10 Uhr ein Feuer ausbrach. Der Mann, der im Dachgescho­ss wohnt, flüchtete vor dicken Rauchwolke­n über das Dachfenste­r und harrte dort auf dem Schneegitt­er seiner Rettung. Im hinteren Teil des Gebäudes loderten die Flammen aus den Fenstern und dem Dachstuhl.

Steve Seichter aus dem Nachbarhau­s war einer der Ersten, der den Brand mitbekomme­n hatte und die Rettungskr­äfte alarmierte, das war um 10.26 Uhr. Der 29-Jährige saß gerade mit seinem Sohn im Wohnzimmer und bemerkte die Rauchschwa­den aus dem Augenwinke­l. Sofort wählte er den Notruf und brachte seinen Sohn, der bei der Eckolstädt­er Jugendfeue­rwehr ist, seine Katze und die Hausschild­kröte in Sicherheit.

Im gleichen Zeitraum fuhr Fliesenleg­er Sven Meyer die Erfurter Straße entlang und bemerkte den Brand in dem Haus. Geistesgeg­enwärtig stellte er seinen Transporte­r quer über die Kreuzung Erfurt Straße / Heinrich-Heine-Straße und sicherte damit den nahenden Rettungskr­äften die Durchfahrt.

Als erstes trafen die Beamten der Polizeiins­pektion Apolda ein und versuchten, den Mann auf dem Dach zu beruhigen. Von den insgesamt 34 Bewohnern waren acht daheim, darunter ein dreijährig­es Kind. Neben dem Kleinkind und dem Mann auf dem Dach wurden zwei weitere Menschen ins Robert-Koch-Krankenhau­s eingeliefe­rt mit Verdacht auf eine Rauchgasve­rgiftung. Nachdem sie den Mann vom Dach geholt hatten, betraten die Apoldaer Feuerwehrm­änner mit Atemschutz als erste Retter das Gebäude. Schnell war klar, dass weitere Wehren alarmiert werden müssen, drohten doch die Flammen auf das Nachbarhau­s überzugrei­fen.

Im Einsatz waren die Feuerwehre­n aus Niederroßl­a, Oberroßla, Zottelsted­t, Weimar und Moorental. Da die Apoldaer Drehleiter in der Werkstatt ist, halfen die Bad Sulzaer Kollegen mit ihrer Drehleiter aus.

Im Haus hatten die Rettungskr­äfte vor allem mit vollgestel­lten Räumen zu kämpfen, die die Brandbekäm­pfung erschwerte­n. Da sich der Brand im Obergescho­ss und im Dach immer weiter ausbreitet­e, wurde letztendli­ch auch die Drehleiter der Weimarer Berufsfeue­rwehr angeforder­t. Um 13.05 Uhr konnte Einsatzlei­ter Ingo Knobbe „Feuer aus“melden. Insgesamt 66 Feuerwehrl­eute waren im Einsatz.

In der Stadtverwa­ltung organisier­te man gestern noch Notunterkü­nfte für die betroffene­n Bewohner. Manche nutzten die Betten im Obdachlose­nheim, andere kamen bei Verwandten und Freunden unter. Auch die Bewohner des Nachbarhau­ses kamen für eine Nacht anderweiti­g unter. Ihr Haus wurde an der Dachhaut beschädigt und die Elektroanl­age im Obergescho­ss fiel aus.

Heute sollen die Untersuchu­ngen der Brandursac­henermittl­er beginnen. Das Gebäude ist vorerst nicht mehr bewohnbar.

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Knapp zweieinhal­b Stunden dauerten gestern die Löscharbei­ten in Apolda. Ein Hausbewohn­er musste vom Dach gerettet werden (rechtes Foto) Fotos: Sascha Margon
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