Thüringische Landeszeitung (Jena)
Emporgetragen auf lyrischen Wogen
Preisträger des SpohrWettbewerbs musizierten
Der bereits zum achten Mal in Weimar ausgetragene Louis-Spohr-Wettbewerb für junge Geiger hat sich international etabliert und zu einer renommierten Adresse für den künstlerischen Nachwuchs entwickelt. In diesem Jahr nahmen 88 Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern in drei Wertungsrunden den „Kampf“um die begehrten Preise im Gesamtwert von 17 000 Euro auf.
Bach-Partiten, Mozart-Sonaten, Paganini-Capricen, SpohrBarcarole sowie Violinkonzerte von Max Bruch und Felix Mendelssohn Bartholdy markierten den hohen Anspruch. Am Ende entschied sich die zehnköpfige Jury unter Vorsitz des Weimarer Professors Friedemann Eichhorn für folgendes Ergebnis: Den ersten Preis der Kategorie I (bis 14 Jahre) erspielte sich der elfjährige Chinese Shihan Wang, gefolgt von Hana Chang und Marley Erickson (beide USA).
In der Kategorie II (15 bis 17 Jahre) setzte sich die deutsche Geigerin Anne Luisa Kramb gegen starke Konkurrenz durch. Sie gewann den ersten Preis vor Elias David Moncado und Sophia Su. In der Kategorie III (18 bis 20 Jahre) siegte Sin Ying Chan vor der Schweizerin Sumina Studer und Irin Mairéad Hickey.
Ein besonderes Erlebnis für das breite Publikum bedeutet stets das Abschlusskonzert, wobei die Finalisten am Dienstagabend gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Marco Comin musizierten. Bei der einleitenden Ouvertüre zu Webers „Freischütz“zeigte sich die Staatskapelle nur bedingt preisverdächtig. Dann aber, im sehr einfühlsamen Zusammenspiel mit den jungen Geigern, prägten das Klangbild sehr harmonische Seiten.
In Max Bruchs Violinkonzert g-Moll glänzte im wahrsten Sinne des Wortes die 16-jährige Anne Luisa Kramb in einem empfindsamen Duett zwischen emotionaler Dimension und technischem Werkanspruch. Die deutsche Nachwuchskünstlerin vermochte vor allem im Adagio recht tief in die reiche Gefühlswelt des Werkes einzutauchen und dabei den Hörer zu fesseln beziehungsweise auf lyrischen Wogen emporzutragen.
Dagegen wirkte der Vortrag von Mozarts drittem Violinkonzert G-Dur KV 216 des elfjährigen, hochbegabten Shihan Wang (China) wie eine perfekt funktionierende Spielfigur, mehr zum Staunen denn zum Erleben geeignet. Zum krönenden Abschluss des Musikabends entfachte die neunzehnjährige Sin Ying Chan (Hongkong) bei Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll ein technisch brillantes Feuerwerk.
Allen Wettbewerbsteilnehmern und Finalisten gebührt Lob und Anerkennung, sind sie es doch, die die Fackel der Kunst weiterreichen.