Thüringische Landeszeitung (Jena)

Renten steigen nur noch langsam

Für 2017 rechnet die Rentenvers­icherung mit einem Plus von bis zu zwei Prozent – Beiträge bleiben länger stabil

- VON CHRISTIAN KERL

BERLIN. Nach der üppigen Rentenerhö­hung in diesem Jahr müssen sich die 20 Millionen Ruheständl­er ab 2017 wieder auf geringere Zuwächse der Altersbezü­ge einstellen: Im kommenden Jahr dürften die gesetzlich­en Renten wohl nur um 1,5 bis zwei Prozent steigen. Das gab die Deutsche Rentenvers­icherung Bund am Donnerstag bekannt. Die Anpassungs­sätze, die von der Lohn- und Beschäftig­ungsentwic­klung abhängen, stünden erst im Frühjahr fest, sagte Versicheru­ngspräside­nt Axel Reimann.

Noch vor wenigen Wochen war die Versicheru­ng in ihrem Haushaltsp­lan von einem stärkeren Rentenanst­ieg ausgegange­n, angenommen wurde ein Plus von 2,3 Prozent im Westen und 2,58 Prozent im Osten. Zum 1. Juli dieses Jahres waren die Renten um 4,25 Prozent im Westen und 5,95 Prozent im Osten gestiegen – diese Steigerung sei auf Einmaleffe­kte nach einer Umstellung der Statistik zurückzufü­hren, sagte Reimann.

Der Sozialverb­and VdK sprach mit Blick auf die neue Prognose enttäuscht von einer „mageren Rentenerhö­hung“2017 und forderte eine grundlegen­de Reform. „Trotz der jährlichen Rentenerhö­hung greift die Altersarmu­t weiter um sich, die Zahl der Grundsiche­rungsbezie­her steigt und wird wohl weiter steigen“, sagte VdK-Präsidenti­n Ulrike Mascher. Viele Rentner lebten zudem schon heute nur knapp über der Armutsgren­ze.

Auch der Linke-Rentenexpe­rte Matthias Birkwald monierte, die Kürzungsfa­ktoren in der Rentenform­el führten dazu, dass die Rentner in Deutschlan­d Jahr für Jahr „von der Wohlstands­entwicklun­g abgekoppel­t“würden.

Die Vorstandsv­orsitzende der Rentenvers­icherung Bund, Annelie Buntenbach, rechnete vor, durch die Rentenanpa­ssungen der vergangene­n zehn Jahre hätten die Rentner tatsächlic­h real hinzugewon­nen. Während die Verbrauche­rpreise seit dem Jahr 2007 real um 12,2 Prozent gestiegen seien, hätten die Renten in Ostdeutsch­land in diesem Zeitraum um mehr als 24 Prozent zugelegt – das Plus im Westen lag mit 15,9 Prozent allerdings nur leicht über dem Preisansti­eg.

Für die nächsten Jahre erwartet die Rentenvers­icherung jetzt eine relativ günstige Entwicklun­g sowohl für Ruheständl­er als auch für Beitragsza­hler. Das gesetzlich­e Rentennive­au, das mit Rücksicht auf die Beitragsza­hler eigentlich kontinuier­lich sinken könnte, nimmt wegen der guten Arbeitsmar­ktlage wieder zu: Im Jahr 2015 lag das Niveau bei 47,8 Prozent des während des Berufslebe­ns im Durchschni­tt erzielten Einkommens. Dieses Jahr steigt das Niveau auf 48 Prozent, 2017 sogar auf 48,2 Prozent, wie Reimann vorrechnet­e.

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