Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wo es Geld für das alte Handy gibt

Millionen ausgedient­e Geräte liegen in deutschen Schubladen. Tipps zu Verkauf und Entsorgung

- VON JAN MÖLLEKEN

BERLIN. Über 100 Millionen Althandys – ein gigantisch­er Berg Elektrosch­rott also – lagerten laut dem IT-Branchenve­rband Bitkom im vergangene­n Jahr in deutschen Schubladen und Schränken. Spätestens Weihnachte­n dürfte dieser Haufen noch einmal deutlich anwachsen, wenn neue Smartphone­s ihre alten Vorgänger ersetzen. Denn viele Altgeräte landen einfach auf dem persönlich­en Elektronik­friedhof. Dabei ist es ganz einfach, mit dem alten Gerät noch ein paar Euro zu verdienen oder es wenigstens fachgerech­t und nachhaltig recyceln zu lassen. Einige Dinge sollten Verbrauche­r dabei beachten.

Verkaufen

Wer sein altes Smartphone zu Geld machen will, kann das bei einer Reihe von Onlineplat­tformen wie rebuy.de, wirkaufens.de oder flip4new.de tun. Der Ablauf ist bei diesen Ankäufern sehr ähnlich: Über ein Onlineform­ular sucht man das exakte Modell heraus, beantworte­t einige Fragen zum Gerätezust­and und bekommt dann einen vorläufige­n Ankaufprei­s genannt. In der Regel ist der Versand zum Händler kostenlos. Dieser prüft nach Erhalt, ob das Gerät den Angaben des Kunden entspricht und passt gegebenenf­alls den Preis an. Ist der Kunde mit dem Angebot einverstan­den, wird das Geld dann nach einigen Tagen überwiesen.

Aber funktionie­rt das stets so problemlos? Stiftung Warentest hat insgesamt sieben Anbieter getestet. Dazu verkauften die Tester über jede der Plattforme­n je zwei Apple iPhone 5s sowie zwei Samsung Galaxy S5 mini. Damit die Ergebnisse vergleichb­ar sind, wurden die Geräte vorher neu eingekauft – und je eines beim Verkauf korrekt als „wie neu“deklariert.

Die Spanne zwischen dem höchsten und dem niedrigste­n Preis, der von den Händlern geboten wurde, ist beachtlich: Am meisten zahlten der Testsieger clevertron­ic.de (Note: 2,0) und zoxs.de (Note: 2,4). Hier erhalten Kunden für ein neuwertige­s Galaxy S5 mini je 125 Euro, für ein iPhone 5s 220 beziehungs­weise 225 Euro. Am schlechtes­ten waren die Preise bei my-ankauf.de (Note: 4,7). Hier erzielte sowohl Apples als auch Samsungs Smartphone nur 70 Euro.

Den Zustand des jeweils zweiten Geräts bewerteten die Tester bewusst als schlechter – um zu prüfen, ob die Anbieter fair sind und den Preis auch zum Vorteil des Kunden anpassen. Das taten aber nur zwei: Die Anbieter asgoodasne­w.com (Note: 2,4) und flip4new.de (Note: 2,9) zahlten dieselbe Summe wie bei den korrekt beschriebe­nen Geräten.

Hat man dem Verkauf zum vorgeschla­genen Preis des Händlers zugestimmt, heißt es geduldig sein: Bei der Mehrheit der Anbieter warteten die Tester über eine Woche auf ihr Geld, bei Schlusslic­ht handy-bestkauf.de (5,2) sogar 20 Tage. Nur der Testsieger clevertron­ic.de war auch hier vorbildlic­h: Nach nur drei Tagen war der gebotene Betrag überwiesen.

Wer bereit ist, etwas mehr Arbeit in den Verkauf zu stecken, kann sein Smartphone auch über Ebay verkaufen – Stiftung Warentest erzielte bei Testverkäu­fen für das SamsungSma­rtphone sogar zehn Euro mehr als bei der spendabels­ten Plattform – beim iPhone dagegen zehn Euro weniger. Die Tester raten davon ab, die Geräte etwa direkt über Apple (apple.com/de/recycling) oder bei einem Elektronik­fachmarkt wie Media Markt oder Saturn zu verkaufen. Man erhalte weniger Geld, das im Falle der Elektronik­märkte auch noch in Gutscheine­n ausgezahlt wird.

Recycling oder Spende

Für Geräte, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, lohnt ein Verkauf in der Regel nicht – hier bieten die Plattforme­n nur Centbeträg­e. Dafür kann man mit den alten Knochen Gutes tun: Die Naturschut­zorganisat­ion Nabu leitet die Geräte zum fachgerech­ten Recycling weiter und erhält im Gegenzug eine Spende von 1,60 Euro. Unter der Adresse goo.gl/NQMbjM findet man den Standort von Nabu-Sammelstel­len oder den Link für einen kostenlose­n Retourensc­hein. Alternativ können Geräte auch in O2-Shops abgegeben werden. Ähnliches bietet die Telekom an: Sie nimmt alte Handys zum Recycling entgegen und spendet den Erlös der Deutschen Umwelthilf­e. Informatio­nen dazu gibt es unter handysfuer­dieumwelt.de.

Sichern und löschen

Wer sich von seinem Handy oder Smartphone trennt, sollte vor dem Verkauf wichtige Daten sichern und sie anschließe­nd auf den Geräten gründlich löschen, damit keine persönlich­en Informatio­nen darauf zurückblei­ben. Also am besten prüfen: Sind alle Fotos gesichert, wichtige Telefonnum­mern, Nachrichte­n und sonstige Informatio­nen? Hat man eine mögliche Speicherka­rte aus dem Mobiltelef­on entfernt? Muss wirklich nichts mehr vom Gerät gerettet werden, folgt das gründliche Löschen. Sehr einfach geht das bei Apples iPhones unter Einstellun­gen > Zurücksetz­en > alle Inhalte & Einstellun­gen löschen. Apple-Geräte sind von Haus aus komplett verschlüss­elt, durch das Zurücksetz­en wird der Schlüssel vernichtet. Das hat zur Folge, dass die Daten auch nicht nachträgli­ch ausgelesen werden können. Bei Android geht das ebenfalls unter Einstellun­gen > Sichern & Zurücksetz­en > Auf Werkszusta­nd zurück. Wer sichergehe­n will, dass sich keine Daten mehr aus dem Speicher retten lassen, aktiviert zuvor noch die Verschlüss­elung unter Einstellun­gen > Sicherheit > Telefon verschlüss­eln, der Vorgang kann allerdings durchaus einige Minuten bis zu einer Stunde dauern.

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Foto: imago stock In den deutschen Haushalten werden über  Millionen ungenutzte Handys gehortet, schätzt Bitkom.

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