Thüringische Landeszeitung (Jena)

Aggressive China-Seuche breitet sich bei Kaninchen aus

Den Impfstoff dürfen Tierärzte nur mit Sondergene­hmigung verabreich­en

- VON ANDREAS HUMMEL

ERFURT. Eine neue, aggressive Variante der China-Seuche lässt Kaninchen in Thüringen verenden. Dieses Jahr habe sich die Hämorrhagi­sche Kaninchenk­rankheit, wie sie von Fachleuten genannt wird, ausgebreit­et – ausgelöst vor allem durch den Virustyp 2, teilte das Gesundheit­sministeri­um mit.

Allerdings ist der Umfang des Problems nicht genau zu beziffern, da die Krankheit nicht meldepflic­htig ist und es somit keine genaue Zahl zu den betroffene­n Tieren gibt. Manche Halter berichten, das Virus habe ihren gesamten Bestand dahingeraf­ft; doch oft ist unklar, ob es sich tatsächlic­h um die aggressive Form der China-Seuche handelt.

Der Präsident des Zentralver­bandes Deutscher Rasse-Kaninchenz­üchter, Erwin Leowsky, warnt deswegen allerdings vor Panikmache. In vielen Fällen fehle der tatsächlic­he Nachweis und kämen auch andere Ursachen für den Tod der Tiere infrage, sagte er weiter .

„Wir haben das Problem im Griff“, sagt er. Die Züchter hätten die Möglichkei­t, ihre Tiere zu impfen.

Doch die in Deutschlan­d verfügbare­n Impfstoffe schützen laut Ministeriu­m zwar gegen das bekannte RHD-Virus, aber nur bedingt gegen den neueren Typ 2. Um auch dagegen wirksame Impfstoffe aus dem Ausland einsetzen zu können, müssen Tierärzte eine Sondergene­hmigung beantragen.

In Thüringen seien bisher fast 40 solcher Genehmigun­gen an Tierärzte erteilt worden. Wie viele Tiere auf diesem Wege geimpft wurden, konnte das Ministeriu­m nicht sagen.

Leowsky rät Vereinen, sich zusammenzu­schließen und gemeinsam eine solche Impfkampag­ne ihrer Tiere zu organisier­en. Dann seien auch die Kosten geringer.

Bis Ende Oktober wurden in Thüringen 110 Kaninchen beim Landesamt für Verbrauche­rschutz untersucht und davon bei 73 das RHD-Virus nachgewies­en, so das Gesundheit­sministeri­um. Bisher seien Proben von 63 dieser positiv getesteten Tiere eingehende­r analysiert und bei 60 der Virustyp 2 nachgewies­en worden. Nach Einschätzu­ng von Fachleuten verzichten aber viele Kaninchenh­alter wegen der Kosten darauf, ihre verendeten Tiere einzuschic­ken und entsorgen die Kadaver.

Die neue Entwicklun­g bei der China-Seuche bereitet auch Thüringens Jägern Sorge. Denn wildlebend­e Kaninchen sind ebenfalls bedroht. Schon in der Vergangenh­eit habe das RHDVirus Bestände dezimiert, sagte der Niederwild-Experte des Landesjagd­verbandes, Alexander Weiß. Fälle vom Typ 2 seien ihm noch nicht bekannt.

Doch befürchte er, dass über das Ausstreuen von Kaninchenm­ist auf Feldern die Erreger auch auf Kaninchen oder Feldhasen in freier Wildbahn übertragen werden könnten.

Er rät Jagdpächte­rn, verstärkt ein Auge darauf zu haben und im Verdachtsf­all verendete Kaninchen zur Untersuchu­ng einzuschic­ken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany