Thüringische Landeszeitung (Jena)
Büffeln statt Ballermann
Die Jenenserin Pia Jahn hat in diesem September ein Studium auf Mallorca begonnen
PALMA/JENA. Viele sehen in der beliebten Urlaubsinsel Mallorca vor allem eins, den Ballermann. Party-Eskapaden mit vollen Sangria-Eimern und dröhnender schaurig-schöner Schlagermusik, das soll Mallorca sein. Für die 19-jährige Pia Jahn aus Jena bedeutet die Insel etwas Anderes: Büffeln!
Seit zwei Monaten führt der Weg der Thüringerin tagtäglich in die Altstadt Palmas, Richtung Kathedrale zur Ascenso Akademie. Unter dem Motto „Spanisch leben, deutsch studieren“bietet die Business- und Medienhochschule ihren Studenten ein deutsches Vollzeitstudium quasi am Sonnenstrand.
„Der Studiengang Sport-, Event- und Medienmanagement bietet mir eine gute Plattform für meine angestrebte berufliche Laufbahn“, sagt Pia Jahn. „Viele Jahre Judo-Leistungssport in Jena samt Trainer- und Kampfrichtertätigkeit haben mich geprägt. Im positiven Sinne. Eine Karriere in der Sportbranche zu machen, ist das, was ich anstrebe.“Dazu kommt noch ihr Interesse für Sprachen und Reisen. „Meine Begeisterung für den Sport ist die eine Sache, da hätte ich auch genügend Angebote in Deutschland gefunden. Direkt nach dem Abi war ich auch schon einmal weg von zu Hause – das habe ich einfach genossen!“, sagt sie. „Acht Monate Neuseeland. Dort habe ich so viele tolle Erfahrungen machen können, persönliche und sprachliche Entwicklung durchlebt. Da bekommt man einfach Fernweh.“Mit der Akademie in Palma hat Pia Jahn eine Hochschule gefunden, die sowohl ihr sportliches Interesse, als auch ihre Reise- und Sprachmotivation aufgreift.
Auch in ihrem eigenen sportlichen Engagement kann die Studentin sich weiter entfalten. Erste Kontakte zu einem lokalen Judo-Club sind vielversprechend – Trainerinnen werden überall gebraucht. Darüber hinaus bietet der Standort Mallorca viele Möglichkeiten, bei diversen Sportveranstaltungen mitzuwirken. Schon im September beteiligte sich Jahn an der Organisation des „Ironman Mallorca“ und gerade erst half die Jenenserin bei der Durchführung des „Palma Marathon“. Die 19-jährige Studentin nutzt diese Angebote so oft es geht: „Für mich ist es immer wieder eine super Gelegenheit, bereits zu Beginn des Studiums den Grundstein für meine spätere berufliche Zukunft in der Sportbranche zu legen. Natürlich möchte ich auch weiter im Judo aktiv sein. Der einfache Weg wäre da sicher gewesen, zu Hause mit meinem Judo-Club zu arbeiten; das vermisse ich auch zugegebenermaßen sehr. Aber ich bin überzeugt, dass ich auch hier etwas bewirken kann.“Auch in Neuseeland hatte die Thüringerin so Anschluss gefunden. „Dort habe ich mir genauso einen Judo-Club gesucht, mitgearbeitet, mittrainiert und am Ende super Kontakte, gute Freunde gefunden. Sport verbindet – auf der ganzen Welt!“
Der Schritt zum Auslandsstudium ist trotzdem kein kleiner. „Das ist immer noch etwas Neues, weit weg von der Heimat ein eigenes Leben aufzubauen. WG statt „Hotel Mama“, da muss man erstmal lernen, sich zurechtzufinden. Aber das bringt natürlich auch viele Vorteile. Man entwickelt seine Persönlichkeit – doch in Mallorca glücklicherweise immer auf die gemütliche spanische Weise.“
Und abends geht es dann an den Ballermann? „Alle reden immer über den Ballermann. Im Prinzip ist das doch nur ein kleiner Strandabschnitt, an dem in der ganzen Saison Jahrmarkt ist. Außerhalb der eingedeutschten Partyzone ist der größte Teil der Insel und auch die Hauptstadt Palma einfach nur wunderschön spanisch.“, sagt sie. Pia Jahn genießt die Vorzüge des spanischen Lebens – und bleibt fokussiert auf ihre Sportkarriere. „In den Unterrichtsgruppen sind wir nicht viele. Man kennt sich, man versteht sich. An den Nachmittagen und Abenden verlegen wir die Nachbereitung an den Strand oder treffen uns in den einheimischen Bars am Hafen. Ab und zu kommen sogar die Dozenten mit. Das ist gleichzeitig auch eine perfekte Möglichkeit, Spanisch außerhalb des Kurses zu lernen und zu üben. Eindrücke, die man im Urlaub nicht unbedingt bekommt, erlebe ich hier jeden Tag. Wer sonst kann behaupten, die Abende Anfang November im T-Shirt auf der Dachterrasse ausklingen zu lassen?“, berichtet die Jenenserin. „Vermisse ich mein Zuhause? Ja, aber dann schaue ich aus dem Fenster, sehe das Meer und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe.“Augenzwinkernd ergänzt sie: „Außerdem zieht mein Studienort ja auch ziemlich viel Heimatbesuch an.“
Nach zwei Jahren auf der Insel wird Pia Jahn ihren Hochschulabschluss in zwei weiteren Semestern an der University of Applied Science in Mittweida nahe Leipzig erwerben. „Jetzt stehe ich noch am Anfang meines Studiums, aber ich bin mir sicher, dass ich nichts bereuen werde. So eine Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen.“