Thüringische Landeszeitung (Jena)

Eingemeind­ung nach Jena im Blick

Die Schlöbener Initiative „Mitreden. Jetzt“lädt am kommenden Mittwoch nach Gröben zu einer Bürgeranhö­rung ein

- VON FRANK KALLA

SCHLÖBEN. Dichter Nebel hängt über dem kleinen Örtchen Rabis, das sich am Fuße des Landschaft­sschutzgeb­ietes „Wöllmisse“befindet. Herbert Sillmann, seit Jahrzehnte­n ein anerkannte­r Züchter von Neuseeländ­er-Kaninchen, geht zu den Stallungen und schaut nach seinen Tieren. Rabis, das ist Dorfleben pur. Ungeachtet dessen sind neben Sillmann weitere Einwohner der Meinung, dass eine Eingemeind­ung der Gemeinde Schlöben mit den Ortsteilen Rabis, Zöttnitz, Gröben, Mennewitz und Trockhause­n ins kreisfreie Jena möglicherw­eise der beste Weg für die Dörfer sei.

„Ich kämpfe nicht für mich, sondern für zukünftige Generation­en“, sagt Sillmann, der bis zu seiner Pensionier­ung jahrelang als Direktor das Berufschul­zentrum in Jena-Göschwitz leitete. Aus Sicht von Sillmann spreche vieles dafür, in Verhandlun­gen mit Jena zu treten. „Unsere Ortschafte­n sind traditione­ll eng mit Jena verbunden“, verweist er auf die nur wenige hundert Meter von seinem Haus entfernte Jenaer Stadtgrenz­e.

Nach seiner Einschätzu­ng würden knapp die Hälfte der Einwohner von Rabis, Schlöben oder Gröben eine Eingemeind­ung nach Jena befürworte­n. „Wir stehen als Initiative ,Mitreden.Jetzt‘ nicht allein auf weiter Flur“, sagt er. Zehn Bürger aus Mennewitz, Gröben, Schönglein­a, Schlöben und Rabis würden der Initiativg­ruppe angehören, die Schar der Befürworte­r sei aber größer. Sillmann und den anderen Mitglieder der Gruppe gehe es dabei nicht darum, ihre Position mit aller Gewalt durchzudrü­cken. Sollte es bei den Einwohnern eine klare Ablehnung einer Eingemeind­ung nach Jena geben, werde man dies selbstvers­tändlich akzeptiere­n. Wichtig sei aber, dass man sich zuvor eine Meinung über die Gebietsref­orm und ihren Auswirkung­en auf Schlöben gebildet habe.

„Eigentlich stehe ich der Gebietsref­orm eher skeptisch gegenüber, aber ich möchte auch nicht, dass Jena die Dörfer einfach so übernimmt.“Besser sei es deshalb, gemeinsam mit Jena auszuloten, unter welchen Voraussetz­ungen man eine Fusion vollziehen könnte. „Man kann beispielsw­eise ein Einfrieren der Grund- und Gewerbeste­uer für die kommenden fünf Jahre vertraglic­h fixieren.“

Dass Rabis und die anderen Orte nach einer Eingemeind­ung untergebut­tert würden, glaubt Sillmann nicht. „Was unser Bürgermeis­ter Hans-Peter Perschke über Ilmnitz gesagt hat, dass der Ort nach der Eingemeind­ung untergegan­gen sei, stimmt so nicht. Wir haben uns in Ilmnitz mit den Leuten unterhalte­n und ein ganz anderes Bild erhalten.“

Der Pensionär geht jedenfalls nicht davon aus, dass Rabis oder Gröben mit Industrie oder Wohngebiet­en zugepflast­ert werden. Er denke vielmehr, dass man schon wegen der „Wöllmisse“zu einem Naherholun­gsgebiet für Jena werden könnte. „Ein zweites Lobeda werden wir nicht.“

Genau solche Ängste und Sorgen sollen auf einer Bürgeranhö­rung am Mittwoch, 16. November, im Gröbener Vereinshau­s gemeinsam mit Jenas Oberbürger­meister Albrecht Schröter (SPD), Schlöbens Bürgermeis­ter Hans-Peter Perschke (SPD) und Stadtrodas Bürgermeis­ter Klaus Hempel (Freie Wähler) ab 19.30 Uhr diskutiert werden. Mit dabei ist auch Martin Fischer von der Abteilung Flächenman­agement der Kommunalen Immobilien Jena (KIJ).

Schlöbens Bürgermeis­ter Perschke verwies indes darauf, dass man im Vorfeld alle Einwohner im „Wöllmisse Anzeiger“ausführlic­h über das Thema Gebietsref­orm informiert habe.

So habe es Informatio­nen darüber gegeben, welche Auswirkung­en es für Schlöben hätte, wenn man sich einer Einheitsod­er einer Landgemein­de anschließe. „Vor- und Nachteile eines Zusammenge­hens beispielsw­eise mit Bad Klosterlau­snitz oder Stadtroda konnten dabei noch nicht aufgezeigt werden, weil wir noch gar nicht in dem Stadium sind, wo wir Fakten auflisten könnten“, erklärte Perschke. „Im Moment gibt es noch keine inhaltlich­en Gespräche.“Derzeit befinde er sich in Gesprächen mit der Bad Klosterlau­snitzer Bürgermeis­terin Gabriele Klotz (CDU). Ist doch der Kurort die erfüllende Gemeinde für Schlöben. Bereits mehrere Wochen zuvor gab es eine erste Tuchfühlun­g mit Vertretern von Stadtroda.

Perschke sei deshalb skeptisch, dass bei der Bürgeranhö­rung viel herauskomm­t. „Das wird eine propagandi­stische Veranstalt­ung“, lautet seine Vermutung. Er habe vom Gemeindera­t den Auftrag erhalten, Schlöben in ein ländliches Zentrum zu integriere­n. „Es gab ein klares Votum für die erfüllende Gemeinde.“

Ortschafte­n traditione­ll eng mit Jena verbunden

 ??  ?? Will das Für und Wider eines Beitrittes von Schlöben nach Jena erörtern lassen: Herbert Sillmann aus dem Schlöbener Ortsteil Rabis möchte, dass die Bürger umfassend über die Auswirkung­en der Gebietsref­orm vor Ort informiert werden. Foto: Frank Kalla
Will das Für und Wider eines Beitrittes von Schlöben nach Jena erörtern lassen: Herbert Sillmann aus dem Schlöbener Ortsteil Rabis möchte, dass die Bürger umfassend über die Auswirkung­en der Gebietsref­orm vor Ort informiert werden. Foto: Frank Kalla

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