Thüringische Landeszeitung (Jena)
Eingemeindung nach Jena im Blick
Die Schlöbener Initiative „Mitreden. Jetzt“lädt am kommenden Mittwoch nach Gröben zu einer Bürgeranhörung ein
SCHLÖBEN. Dichter Nebel hängt über dem kleinen Örtchen Rabis, das sich am Fuße des Landschaftsschutzgebietes „Wöllmisse“befindet. Herbert Sillmann, seit Jahrzehnten ein anerkannter Züchter von Neuseeländer-Kaninchen, geht zu den Stallungen und schaut nach seinen Tieren. Rabis, das ist Dorfleben pur. Ungeachtet dessen sind neben Sillmann weitere Einwohner der Meinung, dass eine Eingemeindung der Gemeinde Schlöben mit den Ortsteilen Rabis, Zöttnitz, Gröben, Mennewitz und Trockhausen ins kreisfreie Jena möglicherweise der beste Weg für die Dörfer sei.
„Ich kämpfe nicht für mich, sondern für zukünftige Generationen“, sagt Sillmann, der bis zu seiner Pensionierung jahrelang als Direktor das Berufschulzentrum in Jena-Göschwitz leitete. Aus Sicht von Sillmann spreche vieles dafür, in Verhandlungen mit Jena zu treten. „Unsere Ortschaften sind traditionell eng mit Jena verbunden“, verweist er auf die nur wenige hundert Meter von seinem Haus entfernte Jenaer Stadtgrenze.
Nach seiner Einschätzung würden knapp die Hälfte der Einwohner von Rabis, Schlöben oder Gröben eine Eingemeindung nach Jena befürworten. „Wir stehen als Initiative ,Mitreden.Jetzt‘ nicht allein auf weiter Flur“, sagt er. Zehn Bürger aus Mennewitz, Gröben, Schöngleina, Schlöben und Rabis würden der Initiativgruppe angehören, die Schar der Befürworter sei aber größer. Sillmann und den anderen Mitglieder der Gruppe gehe es dabei nicht darum, ihre Position mit aller Gewalt durchzudrücken. Sollte es bei den Einwohnern eine klare Ablehnung einer Eingemeindung nach Jena geben, werde man dies selbstverständlich akzeptieren. Wichtig sei aber, dass man sich zuvor eine Meinung über die Gebietsreform und ihren Auswirkungen auf Schlöben gebildet habe.
„Eigentlich stehe ich der Gebietsreform eher skeptisch gegenüber, aber ich möchte auch nicht, dass Jena die Dörfer einfach so übernimmt.“Besser sei es deshalb, gemeinsam mit Jena auszuloten, unter welchen Voraussetzungen man eine Fusion vollziehen könnte. „Man kann beispielsweise ein Einfrieren der Grund- und Gewerbesteuer für die kommenden fünf Jahre vertraglich fixieren.“
Dass Rabis und die anderen Orte nach einer Eingemeindung untergebuttert würden, glaubt Sillmann nicht. „Was unser Bürgermeister Hans-Peter Perschke über Ilmnitz gesagt hat, dass der Ort nach der Eingemeindung untergegangen sei, stimmt so nicht. Wir haben uns in Ilmnitz mit den Leuten unterhalten und ein ganz anderes Bild erhalten.“
Der Pensionär geht jedenfalls nicht davon aus, dass Rabis oder Gröben mit Industrie oder Wohngebieten zugepflastert werden. Er denke vielmehr, dass man schon wegen der „Wöllmisse“zu einem Naherholungsgebiet für Jena werden könnte. „Ein zweites Lobeda werden wir nicht.“
Genau solche Ängste und Sorgen sollen auf einer Bürgeranhörung am Mittwoch, 16. November, im Gröbener Vereinshaus gemeinsam mit Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD), Schlöbens Bürgermeister Hans-Peter Perschke (SPD) und Stadtrodas Bürgermeister Klaus Hempel (Freie Wähler) ab 19.30 Uhr diskutiert werden. Mit dabei ist auch Martin Fischer von der Abteilung Flächenmanagement der Kommunalen Immobilien Jena (KIJ).
Schlöbens Bürgermeister Perschke verwies indes darauf, dass man im Vorfeld alle Einwohner im „Wöllmisse Anzeiger“ausführlich über das Thema Gebietsreform informiert habe.
So habe es Informationen darüber gegeben, welche Auswirkungen es für Schlöben hätte, wenn man sich einer Einheitsoder einer Landgemeinde anschließe. „Vor- und Nachteile eines Zusammengehens beispielsweise mit Bad Klosterlausnitz oder Stadtroda konnten dabei noch nicht aufgezeigt werden, weil wir noch gar nicht in dem Stadium sind, wo wir Fakten auflisten könnten“, erklärte Perschke. „Im Moment gibt es noch keine inhaltlichen Gespräche.“Derzeit befinde er sich in Gesprächen mit der Bad Klosterlausnitzer Bürgermeisterin Gabriele Klotz (CDU). Ist doch der Kurort die erfüllende Gemeinde für Schlöben. Bereits mehrere Wochen zuvor gab es eine erste Tuchfühlung mit Vertretern von Stadtroda.
Perschke sei deshalb skeptisch, dass bei der Bürgeranhörung viel herauskommt. „Das wird eine propagandistische Veranstaltung“, lautet seine Vermutung. Er habe vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, Schlöben in ein ländliches Zentrum zu integrieren. „Es gab ein klares Votum für die erfüllende Gemeinde.“
Ortschaften traditionell eng mit Jena verbunden