Thüringische Landeszeitung (Jena)
Wie der junge „Mac“
Basketball Marcos Knight startet bei Science City durch, erinnert an einen Teamkollegen und freut sich auf das UlmSpiel
JENA. Das Bild von Sohn Tison darf in der Kabine nicht fehlen. Der Sechsjährige hat es Papa Marcos Knight zum Geburtstag im September geschenkt und seitdem ziert das kleine Kunstwerk den Kabinenplatz des Spielers von Bundesligist Science City Jena. Und es bringt Glück: Immerhin ist der 27-jährige Vater seitdem der fleißigste Punktesammler im deutschen Basketball-Oberhaus. 22,3 Zähler sind es pro Partie, die der USAmerikaner bei den Jenaer Spielen im Schnitt beisteuert und deshalb auch das Interesse so manches Spitzenteams auf sich gezogen hat. Aber noch schnürt er für die Korbjäger von der Saale die Sportschuhe und will von seinen persönlichen Erfolgen nichts wissen. „Ganz ehrlich“, sagt er, „das interessiert mich nicht. Für mich zählen die Siege mit dem Team und da ist es schade, dass wir einige Spiele knapp verloren haben“.
Und Trainer Björn Harmsen unterstreicht vor dem morgigen Spiel gegen Vizemeister ratiopharm Ulm, was für ein großartiger Teamspieler Knight sei. „Marcos kannst du sagen: ‚Ab jetzt passt du den Ball nur noch.‘ Er würde es machen“, lobt er seinen Topscorer, der ein ganz Großer werden könne, weil er demütig sei und jede Trainingseinheit nutzen würde, um sich zu verbessern.
Einen Vergleich hört Marcos Knight aber gern, nämlich jenen, er sei „der junge Mac“. Gemeint ist natürlich kein anderer als Teamkollege Immanuel McElroy. Der mittlerweile 36-Jährige hat in der BBL für Aufsehen gesorgt, wurde zweimal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger und sogar fünfmal zum besten Defensivspieler in Deutschlands Eliteklasse gewählt. „Wir unterhalten uns oft und er erzählt von seinen großen Spielen um die Meisterschaft oder im Europapokal. Ich lerne sehr viel von ihm. Mac ist in Deutschland eine Basketball-Legende und vielleicht kann ich das ja auch irgendwann werden“sagt Knight, dessen Trainer ihm das durchaus zutraut. „Er bringt dafür alles mit“, findet Harmsen.
Beeindruckend bei Knight: Auf dem Parkett gibt er immer alles, scheut keinen Zweikampf, bringt eine unglaubliche Intensität mit, was auch schon mal zu Unfällen führen kann. Im Training prallte er kürzlich mit Oliver Clay zusammen, der mit 2,09 Meter ganze 21 Zentimeter größer ist. „Bei mir gingen für 15 Sekunden die Lichter aus, ich konnte mich an nichts erinnern“, sagt Knight, der eine leichte Gehirnerschütterung davontrug „und sechs Tage lang Kopfschmerzen hatte“.
Doch pünktlich zum zweiten Saisonsieg am Montag in Vechta meldete sich Knight wieder fit und war mit 20 Punkten und einer tollen Schlussphase maßgeblich am Erfolg beteiligt. Zuhause im amerikanischen Georgia verfolgten die Verwandten gemeinsam beim Essen die Partie, veranstalteten eine Art Public Viewing. Der größte Fan neben Sohn Tison, der schon Basketball, Fußball und Baseball spielt, ist Oma Mable mit 80 Jahren. „Vielleicht kommt sie im Dezember, wenn meine Familie mich über Weihnachten in Deutschland besucht, auch mit“, hofft Knight, der außerhalb des Platzes eher ein ruhiger Typ ist, dem die eigenen Lieben am wichtigsten sind. Der Lieblingsverein der Oma: „Science City Jena, das ist doch klar.“
Gegen Ulm am Sonnabend in der Arena in Jena-Burgau muss die Familie aber wieder aus der Ferne zuschauen. Leicht wird es gegen den noch ungeschlagenen Top-Klub nicht, weiß Knight. Immerhin spielen die Ulmer international. „Wir werden alles geben und wollen sie ein bisschen ärgern“, sagt er. Und vielleicht bringt das Bild von Sohn Tison wieder Glück. • Science City Jena – Ulm Samstag, 15.30 Uhr, Arena in Jena Burgau
Der größte Fan ist Oma Mable