Thüringische Landeszeitung (Jena)
Beckert will keine Kompromisse machen
Eisschnelllauf Neuer Coach, intensiveres Trainingsprogramm, doch die Hoffnungen liegen weiter auf den Routiniers
HARBIN. Die Gelenke schmerzten, die Muskeln machten dicht: Das Intensiv-Training bis zur Erschöpfung unter Führung des neuen Cheftrainers Jan van Veen soll den deutschen Eisschnellläufern neuen Schwung verleihen. Nach einer verkorksten Vorsaison kann es im vorolympischen Winter eigentlich nur bergauf gehen – dessen ist sich zumindest Robert Bartko ziemlich sicher. „Wir wollen es diesmal besser machen und nicht noch einmal medaillenlos die Saison beenden“, gab der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf DESG die Devise für die am Freitag im chinesischen Harbin beginnende Weltcup-Saison aus.
Nach den ersten Winterspielen ohne Olympia-Medaille seit 50 Jahren waren die Deutschen auch im zurückliegenden Weltcup-Winter an den Podestplätzen vorbeigeschrammt. Seine Zuversicht zieht Bartko aus den dem neuen Trainingssystem des Niederländers van Veen, bei dem zwar nicht in erster Linie die Umfänge, wohl aber die Belastungen erhöht wurden. „Die ersten Monate waren knüppelhart, das war schon eine massive Umstellung. Ich habe manche Nacht kaum geschlafen“, gestand 3000-Meter-Meisterin Bente Kraus, die beim nationalen Championat ihre Bestzeit über 5000 Meter gleich um fünf Sekunden verbesserte. Die fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein erlebt eine durchwachsene Vorbereitung und muss in China ohne Heimcoach Peter Mueller auskommen, der kein Visum erhielt. Seit der Saison 1991/92 – so lange wie keine andere Läuferin – ist Pechstein im Weltcup aktiv.
Neue Angriffe auf die Top Drei will der Erfurter Patrick Beckert starten, dessen Alleingang im Training außerhalb der Gruppe von van Veen auf Skepsis stieß. „Meine drei Titel in Inzell mit guten Zeiten haben mir bestätigt, dass mein Kurs richtig ist. Ich werde auch weiterhin keine Kompromisse machen“, kündigte der WM-Dritte von 2015 über 10 000 Meter an, der in diesem März bei der WM in Kolomna als Vierter zweimal knapp das Siegertreppchen verfehlte.