Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wenig Unterstütz­ung für Steinmeier

Bundespräs­identenSuc­he: Die große Koalition will sich bei Spitzentre­ffen einigen

- VON CHRISTIAN KERL

BERLIN. Die Suche nach einem gemeinsame­n Kandidaten von Union und SPD für das Bundespräs­identenamt geht in die finale Runde: An diesem Freitag wollen die drei Parteichef­s Angela Merkel (CDU), Sigmar Gabriel (SPD) und Horst Seehofer (CSU) den wohl letzten Versuch unternehme­n, sich auf einen Bewerber zu verständig­en. Die Zeichen stehen auf Einigung. Denn die Versuche der SPD, auf eigene Faust Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Kandidaten ins Rennen zu schicken, sind offenbar gescheiter­t.

Am Donnerstag erteilte die Linke den Sozialdemo­kraten die abschließe­nde Absage: Parteichef­in Katja Kipping kündigte an, die Linke werde einen eigenen Kandidaten für das höchste Staatsamt aufstellen, sollte die SPD Steinmeier nominieren. „Steinmeier ist nicht unser Kandidat – nicht nur weil er Architekt der Agenda 2010 ist, sondern auch, weil er tief verwoben ist mit Schwarz-Rot und für sämtliche Kriegsbete­iligungen steht“, sagte Kipping der „Berliner Zeitung“.

Sie kritisiert­e auch, dass Sigmar Gabriel Steinmeier ohne vorherige Sondierung ins Gespräch gebracht habe. Aber auch aus der Union wird der Außenminis­ter offenbar keine Unterstütz­ung erhalten. Aus der CDU-Spitze heißt es, nach Gabriels Vorpresche­n sei es kaum möglich, Steinmeier zum gemeinsame­n Kandidaten zu machen. Wenn sich die Koalitions­parteien nicht auf einen anderen Bewerber verständig­en könnten, werde die Union einen eigenen Bewerber aufstellen – und versuchen, Unterstütz­ung von Grünen und FDP zu organisier­en. Bei einem Koalitions­gipfeltref­fen am vergangene­n Sonntag hatten Merkel und Seehofer vergeblich von Gabriel verlangt, dass er den Vorstoß für Steinmeier wieder zurücknimm­t.

Für Aufsehen hat danach gesorgt, dass die CDU-Chefin Merkel am Dienstag sowohl Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt als auch den Grünen-Ministerpr­äsidenten von Baden-Württember­g, Winfried Kretschman­n, zum Gespräch empfangen hat. Merkel versucht aber weiterhin eine Verständig­ung auch mit der SPD: Zum engen Kreis der Kandidaten-Favoriten zählt dem Vernehmen nach der Präsident des Bundesverf­assungsger­ichts, Andreas Voßkuhle, auch wenn der auf eine erste Anfrage von SPDChef Gabriel ablehnend reagiert hatte.

Als mögliche Kandidaten gelten auch die frühere Frankfurte­r CDU-Oberbürger­meisterin Petra Roth und der Theologe Richard Schröder.

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