Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gesetz zur Kreisrefor­m kommt erst im Frühjahr

CDUFraktio­nschef Mike Mohring verlangt einen Volksentsc­heid zur Gebietsref­orm – Neue Landkreise sollen 2018 kommen

- VON SIMONE ROTHE

ERFURT. Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) will dem Landtag erst im Frühjahr 2017 das Gesetz zur umstritten­en Kreisrefor­m in Thüringen vorlegen. Der Vorschlag, die Zahl der derzeit siebzehn Kreise auf acht und die der kreisfreie­n Städte von sechs auf zwei zu verringern, verstehe er als Grundlage für eine breite Diskussion in den kommenden Monaten, sagte Poppenhäge­r am Donnerstag im Landtag.

Die Regierung sei offen für weitere Vorschläge. „Wir lassen uns gern von Argumenten überzeugen.“Die neue Kreisstruk­tur solle ab 2018 gelten – entweder ab Januar oder ab Juli, kündigte der Minister an.

Die Opposition­sfraktione­n CDU und AfD lehnten die Gebietsref­orm erneut ab. CDUFraktio­nschef Mike Mohring forderte einen Volksentsc­heid. „Das Volk soll abstimmen, nicht wir“, sagte Mohring in der Debatte zu Poppenhäge­rs Regierungs­erklärung im Landtag.

In dem Gesetz zur neuen Kreisstruk­tur sollen nach Angaben des Innenminis­ters auch die neuen Kreisstädt­e festgelegt werden. Er wolle zudem Vorschläge machen, wie die neuen Kreise heißen sollen, sagte Poppenhäge­r. Über die Kreisnamen sollten endgültig jedoch die Kommunalpa­rlamente entscheide­n. Zum Gesetzentw­urf sei eine Anhörung der Vertreter der Kreis und kreisfreie­n Städte geplant.

Thüringen ist laut Poppenhäge­r das letzte ostdeutsch­e Land, das eine Kreisrefor­m angeht. Derzeit seien die Kreise mit im Schnitt 95 000 Einwohnern im bundesweit­en Vergleich sehr kleinteili­g. Poppenhäge­rs Vorschlag sieht Kreise mit 131 000 bis 235000 Einwohnern vor. „Wir bekommen Monsterkre­ise“, äußerte der AfD-Abgeordnet­e Jörg Henke.

Mohring bezog sich bei seiner Forderung nach einem Volksentsc­heid auf Äußerungen von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) aus dem Jahr 2011, als Ramelow noch Fraktionsc­hef der Linken war. Damals habe er sich dafür ausgesproc­hen, eine Gebietsref­orm sollte durch einen Volksentsc­heid demokratis­ch legitimier­t werden. „Wir fordern das ein“, so der CDUFraktio­nsvorsitze­nde. Er Innenminis­ter warf Holger Poppenhäge­r vor, zur Verunsiche­rung beizutrage­n, indem er die Umsetzung der Gebietsref­orm entweder für Anfang oder Mitte 2018 ankündige.

Mohring bekräftigt­e, dass seine Fraktion gegen das vom Landtag im Juni beschlosse­ne Vorschaltg­esetz Verfassung­sklage noch in diesem Jahr einlegen werde. Der Stadtrat von Weimar machte am Mittwochab­end den Weg für eine Verfassung­sklage frei, mit der die Klassikers­tadt gegen den Verlust ihres Status als kreisfreie Stadt vorgehen will. Weimar liegt unter der Grenze von 100000 Einwohnern, die künftig für kreisfreie Städte gelten soll. „Das Image von Weimar hängt nicht an der Kreisfreih­eit“, sagte der Linke-Abgeordnet­e Frank Kuschel. Weimar zahle dafür einen hohen Preis – das Geld fehle der Stadt an anderer Stelle.

Der SPD-Abgeordnet­e Uwe Höhn sagte, Thüringen verliere bis 2035 weitere 300000 Einwohner. „Wenn wir die Struktur auf dem jetzigen Niveau lassen – das wäre verantwort­ungslos.“Die Opposition forderte Belege, dass größere Strukturen effiziente­r arbeiteten. Poppenhäge­r sagte, zunächst koste es Geld, um Thüringen fit für die Zukunft zu machen.

„Sie machen Politik am Reißbrett.“ CDUFraktio­nschef Mike Mohring zum Vorschlag von SPDInnenmi­nister Holger Poppenhäge­r, die Zahl der Kreise von 17 auf 8 zu reduzieren

Weimar macht Weg für Verfassung­sklage frei

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