Thüringische Landeszeitung (Jena)
Erst 100 Flüchtlinge in Arbeit vermittelt
Unternehmer beklagen bürokratische Hürden
ERFURT. Mehr als ein Jahr nach dem dramatischen Anstieg der Einwanderung haben noch wenige Migranten eine Arbeit aufgenommen. Jedoch steigen die Zahlen auf niedrigem Niveau.
Laut den aktuellsten Zahlen gehen in Thüringen 910 Ausländer aus nichteuropäischen Asylländern einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Dies teilte die Bundesagentur für Arbeit mit.
Wie viele davon erst kürzlich nach Deutschland einreisten, wird nicht statistisch erfasst. Allerdings wuchs die Zahl der Beschäftigten aus diesen Ländern innerhalb eines Jahres um 373. Das entspricht einem Anstieg von knapp 70 Prozent.
Ein Drittel sind Syrer, hier verdoppelten sich die Zahlen in etwa. Die anderen kommen vor allem aus Afghanistan (plus 88 Prozent) oder dem Irak (plus 47) Prozent). Auch die Zahl von Arbeitnehmern aus den Balkanstaaten, aus denen Anfang 2015 noch die meisten Asylsuchenden stammten, erhöhte sich um etwa 200 auf knapp 900.
Parallel dazu stieg die Zahl der ausländischen Arbeitslosen stark an. Im Oktober wurden 5884 registriert – knapp 1700 mehr als im Vorjahresmonat.
Auch die Landesregierung führt dies auf die Flüchtlinge zurück. In einer Antwort auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion teilte Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) mit, dass über die Hälfte der arbeitslosen Migranten aus Asylländern außerhalb Europas kamen.
Zurzeit leben in Thüringen 21 000 Flüchtlinge und Asylbewerber. Das Sozialministerium teilte mit, dass derzeit 4600 Flüchtlinge in 39 Projekten gefördert würden. Dafür würden in diesem und im nächsten Jahr insgesamt acht Millionen Euro investiert. Über den Erfolg der Maßnahmen könne man noch wenig sagen, sagte ein Sprecher, da die meisten noch nicht abgeschlossen seien. Bisher seien rund 100 Migranten in Arbeit oder Ausbildung vermittelt worden.
Ministerin Werner äußerte sich trotz dieser überschaubaren Zahl optimistisch. „Mit jedem geflüchteten Menschen, dem wir eine berufliche Perspektive eröffnen, gewinnt Thüringen zudem eine Fachkraft“, sagte sie.
Laut einer Umfrage des Instituts der Wirtschaft Thüringens wollen zwei Drittel der hiesigen Unternehmer Flüchtlinge einstellen. Jeder zehnte hat bereits Migranten beschäftigt. Jedoch verlangen sie die Kenntnis der deutschen Sprache und eine berufliche Mindestqualifikation.
Hohe bürokratische Hürden bei der Beschäftigung geben mehr als 72 Prozent der befragten Unternehmen an. 80 Prozent sehen großen personellen und organisatorischen Aufwand.
Für die AfD erklärte der Abgeordnete Stefan Möller, dass die neuesten Statistiken belegten, dass „das Märchen vom ausländischen Fachkräftenachwuchs nicht wahr werde.