Thüringische Landeszeitung (Jena)
Beweis erbracht
Hallo Verwaltungsgericht? Man möchte den Richtern in Gera zurufen, sie mögen bei der nächsten ThügidaDemonstration einmal am Straßenrand verfolgen, was sich da abspielt. An einem 9. November mit Blick darauf zu marschieren, dass die Mauer in Deutschland gefallen ist, haben die Richter den Neonazis und ihren Anhängern abgekauft – am Ende stellte sich das so dar: Schwarzweißrote Fahnen, eine davon mit Ehren statt Hakenkreuz, aber einem Reichsadler, wurden gezeigt. Die Redner hetzten gegen Flüchtlinge, gegen „asoziales Geretze“und drohen dem Polizeieinsatzleiter sowie dem Versammlungsleiter. All das hat also etwas mit dem Mauerfall 1989 zu tun? Und dann folgt der ohnehin blanke Hohn: 80 ThügidaMitläufer tragen auch noch ihren Sarg durch das Damenviertel, auf dem sie die Demokratie beerdigen. Jene Staatsform also, die es seit der politischen Wende auch in der ehemaligen DDR wieder gibt. Wie war noch gleich die Intention der Demo? Der Mauerfall sollte gewürdigt werden und damit das wiedervereinte Deutschland? Klar: Deshalb tragen wir auch die Demokratie zu Grabe. Dass Jena das an einem 9. November ertragen muss, hat auch etwas damit zu tun, dass die Verwaltungsrichter nach Aktenlage entschieden haben – das ist gängige Praxis.
Wenn es aber noch eines Beweises bedurfte, dass Thügida solche historische Daten mitnichten auswählt, um die Demokratie in Deutschland zu feiern, dann ist er jetzt erbracht.