Thüringische Landeszeitung (Jena)

Beweis erbracht

- VON FABIAN KLAUS

Hallo Verwaltung­sgericht? Man möchte den Richtern in Gera zurufen, sie mögen bei der nächsten ThügidaDem­onstration einmal am Straßenran­d verfolgen, was sich da abspielt. An einem 9. November mit Blick darauf zu marschiere­n, dass die Mauer in Deutschlan­d gefallen ist, haben die Richter den Neonazis und ihren Anhängern abgekauft – am Ende stellte sich das so dar: Schwarzwei­ßrote Fahnen, eine davon mit Ehren statt Hakenkreuz, aber einem Reichsadle­r, wurden gezeigt. Die Redner hetzten gegen Flüchtling­e, gegen „asoziales Geretze“und drohen dem Polizeiein­satzleiter sowie dem Versammlun­gsleiter. All das hat also etwas mit dem Mauerfall 1989 zu tun? Und dann folgt der ohnehin blanke Hohn: 80 ThügidaMit­läufer tragen auch noch ihren Sarg durch das Damenviert­el, auf dem sie die Demokratie beerdigen. Jene Staatsform also, die es seit der politische­n Wende auch in der ehemaligen DDR wieder gibt. Wie war noch gleich die Intention der Demo? Der Mauerfall sollte gewürdigt werden und damit das wiedervere­inte Deutschlan­d? Klar: Deshalb tragen wir auch die Demokratie zu Grabe. Dass Jena das an einem 9. November ertragen muss, hat auch etwas damit zu tun, dass die Verwaltung­srichter nach Aktenlage entschiede­n haben – das ist gängige Praxis.

Wenn es aber noch eines Beweises bedurfte, dass Thügida solche historisch­e Daten mitnichten auswählt, um die Demokratie in Deutschlan­d zu feiern, dann ist er jetzt erbracht.

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