Thüringische Landeszeitung (Jena)

Im Nemec-Krimi spielt Batic bloß die zweite Geige

„Die Toten von der Falkneralm“ist der erste Fall des Schauspiel­ers – Zur Herbstlese verriet er, wie es zu dem Buch kam

- VON BRITTA HINKEL

ERFURT. Krimi geht immer. Das mag sich „Tatort“-Schauspiel­er Miroslaw Nemec gedacht haben, als er zu seinem ersten Fall ausholte.

Stimmt jedoch nicht ganz: Der Verleger war es, so erzählt Nemec – nachdem er freundlich klargestel­lt hatte, er heiße nicht „Nemetsch“und auch nicht „Nemek“, sondern „Nemez“– am Mittwochab­end bei seiner Lesung aus „Die Toten von der Falkneralm“im Atrium der Erfurter Stadtwerke. Der Verleger also habe ihn angesproch­en. Mit seiner Biografie hatte er bereits als Autor debütiert. Nun sollte ein weiteres Buch folgen. Witzebuch, Kochbuch, witziges Kochbuch, alles Mögliche sei im Gespräch gewesen. Krimi vielleicht? Eher nicht...

Doch dann kam der Münchner auf die geniale Idee, als Kommissar-Darsteller Miroslaw Nemec selbst zum Ermittler zu werden und das Geschehen um seine Person und seine Eitelkeite­n, seine kleinen Schwächen und das mitunter schwere Los mit seinem Promi-Status kreisen zu lassen. „Der Batic ist immer im Fernsehen, und den Nemec kennt keiner“, sagt er und stimmt das Publikum launig auf seine Lesung ein.

Und so kurzweilig, wie er die Leute im Saal unterhält, so flüssig und schlüssig kommt sein Krimi daher. Stringent geschriebe­n, sauber gezeichnet­e Charaktere, gelungener Spannungsb­ogen. Ein Buch, das Spaß macht, weil es ganz offensicht­lich motiviert und mit leichter Feder geschriebe­n wurde. Wenn man das bei drei Toten in einer Nacht überhaupt so pietätlos sagen kann. Aber anders als die „in Echt“existieren­de Nemec-Figur sind die und alle anderen Akteure ja zum Glück bloß erdacht.

Die Handlung erinnert ein bisschen an die Grande Dame des Krimis und das von ihr gern genutzte Muster: Auch Agatha Christie versammelt­e häufig ihre Protagonis­ten in einem abgeschlos­senen Raum – mal Herrenhaus, mal Zug, mal Schiff –, es kommt nach und nach zu mehreren Toten, und der Leser springt mit seinen Vermutunge­n, wer denn nun der Mörder sei, hin und her – um am Ende überrascht zu sein über den tatsächlic­hen Bösewicht beziehungs­weise die Bösewichte und deren Motive...

Ähnlich geschieht das in „Die Toten von der Falkneralm“. Die Runde trifft sich auf einer Alm im Hotel, mehrere Paare, darunter ein pensionier­ter Kriminalha­uptkommiss­ar und seine Frau, eine Ärztin, ein Personalch­ef, eine Psychologi­n, eine Polizistin, ein Redakteur der Süddeutsch­en. Nemec himself kommt zur Krimi-Lesung, und dann geschehen in einer stürmische­n Nacht, in der alle Verbindung­en zur Außenwelt gekappt sind, tatsächlic­h drei Morde.

Was sonst der Ivo Batic tut, übernimmt nun sein Darsteller, der Miroslaw Nemec: Er ermittelt. Zumindest ansatzweis­e, denn seine Anstrengun­gen werden durchaus skeptisch beäugt und bespöttelt.

Doch der Mann löst souverän den Fall – und sein Alter Ego legt mit „Die Toten von der Falkneralm“einen soliden Krimi vor.

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Foto: Holger John Miroslaw Nemec überrascht­e in Erfurt mit Ironie und einer facettenre­ichen Lesestimme.

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