Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ein richtig gutes Friedensgefühl
Frauenmahl in Eisenach macht Mut
Ute Hinkeldein aus Erfurt schreibt:
Ende Oktober 2016 lud die Landesbischöfin Ilse Junkermann zu einem Frauenmahl in die romanische Eisenacher Nikolaikirche ein. Das Thema war: „Frauen re-Formulieren Frieden“. Eva Hadem, die Moderatorin des Abends, steuerte ein persönliches Tischgebet bei, das mir sehr gut gefiel. „Die Sehnsucht nach Frieden vor Gott tragen“war einer der Gebetspunkte. Neben der Bischöfin selbst waren Birgit Diezel als Vertreterin der Synode, Frau Preuss vom Evangelischen Kirchenkreis Erfurt und Carola Ritter von der EKM-Frauenarbeit der Einladung gefolgt.
Ganz persönlich freute ich mich, Ulrike Quende vom Tourismusbüro kennengelernt zu haben. Die Thüringer Sozialund Arbeitsministerin Heike Werner, Finanzministerin Heike Taubert, die Europaabgeordnete Gabi Zimmer und die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf waren anwesend.
Die Reden der vier Tischrednerinnen und die Gespräche und Dialoge der Frauen untereinander wurden sachlich geführt. Ich vertrat die Thüringer Friedenskoordination, die im Netzwerk der Deutschen Friedensbewegung verortet ist. Eine Kollegin, die Tischrednerin Susanne Luithlen vom Forum Ziviler Friedensdienst e. V., sprach davon, dass eingespielte Handlungsmuster überdacht werden müssen. Wie alle gesellschaftlichen Ereignisse unterliegt auch das Friedenshandeln Veränderungen. Gewalt gegen Gewalt zu setzen ist sowohl im Krieg als auch bei der Gestaltung des inneren Friedens in der Familie und in der Gesellschaft nicht mehr zeitgemäß. Die unterschiedlichsten Frauen aus christlicher, islamischer und atheistischer Sozialisation trafen hier zusammen und konnten ihre unterschiedlichen Positionen sinnvoll und friedlich darstellen. Auch wenn das Thema nicht umfassend diskutiert werden konnte, Schritte in eine richtige Richtung wurden aufgezeigt. Weder schossen spitze Pfeile durch die Luft, noch wurde auf der Suche nach schwarzen Flecken in der Vergangenheit der Politikerinnen herumgewühlt. Das hat mich begeistert. Da war auch noch ein sehr persönlichen Grund, warum ich gern in die Nikolaikirche kam: Zu Ostern 1959 wurde ich hier konfirmiert. So war die ganze Zeit über ein Gefühl des NachHause-Kommens in mir. Ein richtig gutes Friedensgefühl.
Wenn ich die Leserbriefseiten überblicke, lassen manche Schreiber kein gutes Haar an den regierenden Politikern. Es soll alles so bleiben, wie es ist. Doch das Leben ist Veränderung. Das zeigt auch die Geschichte Thüringens. Obwohl die vielen kleinen ernestinischen Herzogtümer in ihrer Zeit durchaus einiges geleistet haben, kam mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert die Zeit des Wandels in den Verwaltungsstrukturen.
Nun soll es aktuell keine Gebietsreform geben, weil jeder gern in seiner Machtposition und auf seinem Posten sitzen bleiben möchte. Das ist menschlich verständlich. Trotzdem wäre es gut, wenn über Bestand und notwendige Veränderung der Gebietsreform sachlich und ruhig diskutiert würde. Wie wäre es bei einem Mahl? Wir Frauen haben es vorgelebt!