Thüringische Landeszeitung (Jena)
Brückeneinbau parallel zur Notfallübung
Rettungskräfte proben am 8. und 29. April auf Thüringens ICENeubaustrecke erneut den Ernstfall – Vollsperrung auch zwischen Erfurt und Eisenach
ERFURT. Der jüngsten Notfallübung auf der neuen ICE-Strecke durch den Thüringer Wald, an der am Samstag etwa 300 Rettungskräfte aus den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen teilnahmen, folgen bereits nächsten Monat zwei weitere: Am 8. April wird im Tunnel Sandberg im Ilm-Kreis – etwa 20 Kilometer südlich von Erfurt – geübt, wie Passagiere aus einem ICE befreit werden. Am 29. April folgt dann eine Übung im Blessbergtunnel (Kreis Sonneberg), der auf der Neubaustrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt mit 8,3 Kilometern die längste der 22 Röhren ist.
„In beiden Fällen wird ein ICE im Tunnel oder auf einer Brücke stehen und von jeweils 300 bis 400 Rettungskräften an sechs Stationen unter praxisnahen Bedingungen geübt, wie die Meldekette aufgebaut und der Zug geöffnet wird, wie Passagiere gerettet und transportiert werden und wie der Löschangriff am ICE erfolgt“, so Projektsprecher Frank Kniestedt. Im Ernstfall müssten bis zu 800 Reisende gerettet werden.
Weitere Übungen seien dann im Herbst und bis in den November hinein geplant, so unter anderem im Tunnel Silberberg bei Großbreitenbach (IlmKreis). Insgesamt sind bis zur Inbetriebnahme der Strecke im Dezember 2017 zehn Notfallschulungen geplant, jene im Tunnel Baumleite am vergangenen Samstag war die zweite.
Spannend wird das Wochenende 8./9. April auch auf der Bahnstrecke zwischen Erfurt und Eisenach, die bis Mitte Juni für künftige Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern ertüchtigt wird. So soll in Schönau, einem Ortsteil von Wutha-Farnroda im Wartburgkreis, eine Brücke eingehoben werden. In Schönau entstehen anstelle des Bahnübergangs eine Brücke für den Autoverkehr und ein Fußgängertunnel, sodass es auf der gesamten Strecke zwischen Dresden und Eisenach künftig keinen einzigen Bahnübergang mehr geben wird.
Die Strecke Erfurt–Eisenach muss wegen des Brückeneinbaus nach Angaben von Kniestedt nicht nur eingleisig, sondern voll gesperrt werden. Genauere Informationen dazu soll es in den nächsten Tagen geben, damit sich – auch mit Blick auf die an jenem Wochenende beginnenden Osterferien – Reisende rechtzeitig darauf einstellen können.
Mit der kompletten Fertigstellung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt wird die Fahrzeit zwischen Berlin und München von derzeit sechs auf künftig rund vier Stunden sinken. Die Fahrt von Erfurt nach München soll dann zweieinhalb Stunden dauern. Der Aus- und Neubau dieser Verbindung gehört zu einem der größten Verkehrsprojekte Deutsche Einheit. Die Kosten für das gesamte Vorhaben beziffert die Bahn auf 10 Milliarden Euro.