Thüringische Landeszeitung (Jena)
Vater tötet seine beiden Kinder
Nach der Tat stürzt sich der 45Jährige von einer Brücke
UNTERENSINGEN. Absperrbänder flattern vor einer Straße in dem 5000-Seelen-Ort Unterensingen in Baden-Württemberg. Aus einem mehrstöckigen Wohnhaus mit grauen Fensterläden tragen Männer zwei weiße Särge. Am Freitagmorgen haben Ermittler hier einen grausigen Fund gemacht: zwei tote Kinder, ein vier Jahre alter Junge und seine acht Jahre alte Schwester. Getötet vom eigenen Vater, so der aktuelle Ermittlungsstand.
Früher am Morgen, kurz vor sieben Uhr, ging ein Notruf bei der Polizei ein. Eine Frau meldet, ein Mann stehe außerhalb eines Brückengeländers. Rettungskräfte rücken an, können aber nicht verhindern, dass sich der Mann in den Tod stürzt. Erst danach werden die Ermittler zum Wohnhaus des 45-Jährigen gerufen, wo sie die Kinderleichen entdecken. Die Mutter bekommt psychologische Hilfe. Die Polizei spricht von einem Familiendrama.
Auf Facebook postete der Mann am Morgen – wohl kurz vor seinem Sprung – mehrere Beiträge und schilderte darin seine Sicht. Seine Frau habe seit Monaten eine Affäre, schrieb er. „Die Vorstellung, dass ich unsere Kinder nicht mehr jeden Tag sehe, dass ein anderer Mann sie anfasst, sie ins Bett bringt, sie in den Schlaf streichelt bringt mich um den Verstand.“
Die Polizei will sich zu den Hintergründen der Tat nicht äußern, bestätigt aber, dass sie soziale Medien in ihre Ermittlungen miteinbezieht. Die Ermittler äußerten sich auch nicht dazu, wie und wann genau der Junge und das Mädchen ums Leben kamen. Eine Obduktion soll die Todesumstände klären. Eine Erklärung für die Familientragödie wird sie nicht liefern.
Immer wieder gibt es Fälle, in denen Väter ihre Kinder töten. In Hamburg fand die Polizei im März die Leichen eines 53-Jährigen und seines neun Jahre alten Sohnes – beide starben an einer Vergiftung. Im vergangenen Jahr tötete ein zur Tatzeit ebenfalls 53-Jähriger in Ravensburg seine Frau und seine zwei Stieftöchter mit Beil und Messer. Der Mann nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben. (dpa)