Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neonazis unterwande­rn Erfurter Wohngebiet

Studie der Ostbeauftr­agten sieht Herrenberg am Stadtrand als „HotSpot“für Rechtsextr­eme

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT/JENA. Der Sozialwiss­enschaftle­r Matthias Quent, Leiter des Institutes für Demokratie und Zivilgesel­lschaft (IDZ) in Jena, sieht in der neuen Studie zu Ursachen des Rechtsextr­emismus in Ostdeutsch­land eine Bestätigun­g zahlreiche­r Studien.

In Berlin hatte die Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, die Thüringeri­n Iris Gleicke (SPD), das in ihrem Auftrag erstellte Papier gestern vorgestell­t. Stark fokussiere­n die Wissenscha­ftler des Institutes für Demokratie­forschung Göttingen dabei auf den Erfurter Herrenberg als ein Kerngebiet für die Infiltrier­ung eines ganzen Stadtteils durch rechtsextr­eme Gruppierun­gen. Als Beispiel dafür wird der extrem rechte Verein Volksgemei­nschaft e.V. genannt.

Quent sagt auf TLZ-Anfrage mit Blick auf die Studienaus­sagen: Ein Teil der Studienerg­ebnisse sei zwar nicht neu, sie zeigten „aber vor allem das Transferun­d Umsetzungs­defizit im politische­n Alltag“.

Speziell zum Herrenberg analysiert er: „Wichtig ist es, nichtrecht­e Alternativ­en vor Ort zu stärken und geschützte Freiräume zur Entwicklun­g einer nichtrecht­en Gegenkultu­r zu schaffen.“Es dürfe nicht sein, dass „extrem rechte Bewegungsu­nternehmer der Bevölkerun­g attraktive­re Angebote machen als die Stadt und die Zivilgesel­lschaft“, so Quent. So liest sich die Studie zum Beispiel an der Stelle, an der mehrere Bewohner des Gebietes anonym zu Wort kommen und Neonazis loben – seit diese da seien, sei der Stadtteil sauberer.

Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) und Verfassung­sschutzprä­sident Stephan Kramer erklärten, die Studie sei ein wichtiger Beitrag, um rechtsextr­emen Entwicklun­gen entgegenzu­treten.

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