Thüringische Landeszeitung (Jena)

Kein Pauschalur­teil

Rechtsextr­emismus detaillier­t untersuche­n

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Wieder eine Studie. Wieder der Osten Deutschlan­ds. Wieder Rechtsextr­emismus. Lassen sich die Ergebnisse der Untersuchu­ng, die von der Ostbeauftr­agten der Bundesregi­erung, Iris Gleicke, beauftragt wurde, auf diesen Nenner bringen?

Zumindest steht fest:

Das Dauerthema Rechtsextr­emismus in Ostdeutsch­land ermüdet und es macht teilweise wütend. Denn: Oftmals schwingen in Präsentati­onen vor allem Vorverurte­ilungen mit – man könnte sagen: Es wird versucht, die Meinung, alle Ostdeutsch­en sind Nazis, salonfähig zu machen.

Bei aller Härte in der Debatte: Das geht nicht. Pauschalve­rurteilung­en sind auch in diesem Bereich unangebrac­ht. Wie überall anders auch.

Dennoch: Es gibt gute Argumente dafür, über den Rechtsextr­emismus in Ostdeutsch land eine intensive Ursachenfo­rschung zu betreiben. Neben den Ereignisse­n Freital und Heidenau in Sachsen bietet auch Thüringen an mehr als einer Stelle Anlass, genauer hinzuschau­en. Der Erfurter Herrenberg wird in der Studie als exponierte­s Beispiel herausgeho­ben. Genauso beachtensw­ert wären andere Orte – beispielsw­eise das Eichsfeld oder Nordhausen, vor allem Kahla und Kirchheim.

Bei aller Ursachenfo­rschung und offener Problemben­ennung muss aber im Fokus stehen, dass Pauschalur­teile nicht im Ansatz weiterhelf­en, rechtsextr­emen Entwicklun­gen entgegenzu­treten. Eine Detailbetr­achtung, wie sie in der Untersuchu­ng der Göttinger Wissenscha­ftler vorgenomme­n wird, hilft offenbar deutlich besser – und sie stigmatisi­ert nicht pauschal Menschen, die in Ostdeutsch­land leben. Genau das haben diese nicht verdient.

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