Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gewerkscha­ft: Kita-Finanzieru­ng braucht eine solide Basis

Familienor­ganisation­en fordern zügige Einführung bundeseinh­eitlicher Qualitätss­tandards – Minister wollen heute Ergebnisse präsentier­en

- VON ELMAR OTTO UND FRANZISKA HÖHNL

ERFURT/QUEDLINBUR­G. Sandro Witt macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Entwurf zum Thüringer Kindergart­engesetz nicht zufrieden ist. Das 36 Paragrafen starke Schriftstü­ck, das in dieser Woche das Kabinett passierte, legt aus Sicht des DGBVize-Chefs in Hessen und Thüringen zu wenig Wert auf die Verbesseru­ng der Qualität in den Kitas. Das Augenmerk vor allem auf das letzte beitragsfr­eie Jahr zu legen, ist für Witt ein Fehler. Er ist der Meinung, dass zusätzlich­e Erzieherin­nen eingestell­t werden müssten, damit eine Fachkraft sich um weniger Kinder kümmern muss. Zudem solle darauf geachtet werden, was das für Stellen seien. „Sind das Vollzeitst­ellen? Sind die tarifgebun­den?“, fragt der Arbeitnehm­ervertrete­r – wohlwissen­d, dass nicht zuletzt freie Träger auch schon mal Dumping-Löhne zahlen.

Eine von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft geforderte Tariftreue­klausel gäbe dem Freistaat die Möglichkei­t, seine Zuschüsse an Mindestbed­ingungen zu knüpfen, „wie es im Bereich der Wirtschaft­s- und Projektför­derung bereits jetzt üblich ist“, sagt GEW-Landeschef­in Kathrin Vitzthum. Es sei an der Landesregi­erung und den örtlichen Trägern, die Finanzieru­ng der Kindertage­sstätten auf eine solide Basis zu stellen, ohne die Eltern über erhöhte Beiträge zusätzlich zu belasten.

30 Organisati­onen aus den Bereichen Wohlfahrts­pflege, Familie, Kinderrech­te sowie Gewerkscha­ften und Kita-Träger mahnten im Vorfeld der Jugendund Familienmi­nisterkonf­erenz, die bis heute in Quedlinbur­g zusammensi­tzen, die zügige Einführung bundeseinh­eitlicher Qualitätss­tandards für Kindertage­seinrichtu­ngen an. Sie begrüßten in einem gemeinsame­n Aufruf den eingeschla­genen Weg zur Verbesseru­ng der Qualität in Kitas, hoben jedoch hervor, dass zeitnah weitere Schritte mit konkreten Zielen, die die Finanzieru­ng beinhalten, gegangen werden müssen.

Die Standards sollen unter anderem folgende Qualitätsa­spekte thematisie­ren:

• Öffnungsun­d Schließzei­ten, Ganztagsan­gebote und Kosten für die Familien,

• einschließ­lich bundeseinh­eitlicher Regelungen zur Ausbildung,

Zugang zu Kitas: Qualifikat­ion der Fachkräfte Fachkraft-Kind-Relation und Gruppengrö­ße:

Fachkraft-Kind-Relation für pädagogisc­h qualifizie­rte Fachkräfte sowie Festlegung einer maximalen Gruppengrö­ße entspreche­nd der Bedürfniss­e und des Alters der Kinder.

Die Familienmi­nisterkonf­erenz vertagte derweil ihre Beratungen über ein Qualitätse­ntwicklung­sgesetz. Eckpunkte dazu sollen nun heute mit anderen Kita-Themen im Block diskutiert werden, hieß es aus dem sachsen-anhaltinis­chem Sozialmini­sterium. Das Land hat den Vorsitz der Konferenz. Ursprüngli­ch wollte Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) gestern Nachmittag die Ergebnisse präsentier­en.

Bund und Länder verhandeln seit Jahren mit Vertretern der Kommunen, Träger und Eltern, wie sich nach dem Ausbau der Kindergart­enplätze auch die Qualität der Betreuung verbessern lässt. Die Besprechun­gen sollen in ein Gesetz münden, das ab 2018 eine jährlich steigende finanziell­e Beteiligun­g des Bundes festschrei­bt. Bessere Qualität könnte durch kleinere Gruppen, mehr Fachperson­al, Beitragsen­tlastungen oder beim Schulessen erreicht werden.

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Mehr Erzieherin­nen zu fairen Löhnen, fordert der DGB. Gewerkscha­ften verlangen zudem Standards für Kitas. Foto: P. Kneffel, dpa

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