Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gewerkschaft: Kita-Finanzierung braucht eine solide Basis
Familienorganisationen fordern zügige Einführung bundeseinheitlicher Qualitätsstandards – Minister wollen heute Ergebnisse präsentieren
ERFURT/QUEDLINBURG. Sandro Witt macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Entwurf zum Thüringer Kindergartengesetz nicht zufrieden ist. Das 36 Paragrafen starke Schriftstück, das in dieser Woche das Kabinett passierte, legt aus Sicht des DGBVize-Chefs in Hessen und Thüringen zu wenig Wert auf die Verbesserung der Qualität in den Kitas. Das Augenmerk vor allem auf das letzte beitragsfreie Jahr zu legen, ist für Witt ein Fehler. Er ist der Meinung, dass zusätzliche Erzieherinnen eingestellt werden müssten, damit eine Fachkraft sich um weniger Kinder kümmern muss. Zudem solle darauf geachtet werden, was das für Stellen seien. „Sind das Vollzeitstellen? Sind die tarifgebunden?“, fragt der Arbeitnehmervertreter – wohlwissend, dass nicht zuletzt freie Träger auch schon mal Dumping-Löhne zahlen.
Eine von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft geforderte Tariftreueklausel gäbe dem Freistaat die Möglichkeit, seine Zuschüsse an Mindestbedingungen zu knüpfen, „wie es im Bereich der Wirtschafts- und Projektförderung bereits jetzt üblich ist“, sagt GEW-Landeschefin Kathrin Vitzthum. Es sei an der Landesregierung und den örtlichen Trägern, die Finanzierung der Kindertagesstätten auf eine solide Basis zu stellen, ohne die Eltern über erhöhte Beiträge zusätzlich zu belasten.
30 Organisationen aus den Bereichen Wohlfahrtspflege, Familie, Kinderrechte sowie Gewerkschaften und Kita-Träger mahnten im Vorfeld der Jugendund Familienministerkonferenz, die bis heute in Quedlinburg zusammensitzen, die zügige Einführung bundeseinheitlicher Qualitätsstandards für Kindertageseinrichtungen an. Sie begrüßten in einem gemeinsamen Aufruf den eingeschlagenen Weg zur Verbesserung der Qualität in Kitas, hoben jedoch hervor, dass zeitnah weitere Schritte mit konkreten Zielen, die die Finanzierung beinhalten, gegangen werden müssen.
Die Standards sollen unter anderem folgende Qualitätsaspekte thematisieren:
• Öffnungsund Schließzeiten, Ganztagsangebote und Kosten für die Familien,
• einschließlich bundeseinheitlicher Regelungen zur Ausbildung,
•
Zugang zu Kitas: Qualifikation der Fachkräfte Fachkraft-Kind-Relation und Gruppengröße:
Fachkraft-Kind-Relation für pädagogisch qualifizierte Fachkräfte sowie Festlegung einer maximalen Gruppengröße entsprechend der Bedürfnisse und des Alters der Kinder.
Die Familienministerkonferenz vertagte derweil ihre Beratungen über ein Qualitätsentwicklungsgesetz. Eckpunkte dazu sollen nun heute mit anderen Kita-Themen im Block diskutiert werden, hieß es aus dem sachsen-anhaltinischem Sozialministerium. Das Land hat den Vorsitz der Konferenz. Ursprünglich wollte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) gestern Nachmittag die Ergebnisse präsentieren.
Bund und Länder verhandeln seit Jahren mit Vertretern der Kommunen, Träger und Eltern, wie sich nach dem Ausbau der Kindergartenplätze auch die Qualität der Betreuung verbessern lässt. Die Besprechungen sollen in ein Gesetz münden, das ab 2018 eine jährlich steigende finanzielle Beteiligung des Bundes festschreibt. Bessere Qualität könnte durch kleinere Gruppen, mehr Fachpersonal, Beitragsentlastungen oder beim Schulessen erreicht werden.